Beitragsbild: Malerei aus den Höhlen von Lascaux im Südosten Frankreichs, ca. 30.000 bis 20.000 Jahre v.Chr.
Dieser kleine Ausschnitt aus den riesigen Höhlenbilder-Ansammlungen zeigt die künstlerische Qualität der Produzenten; die Bilder gehören seit 1979 zum Weltkulturerbe. – Wer sich zeichnerisch/ malerisch so ausdrücken kann (Farben, Petroleumlampen und Baugerüste eingeschlossen), der ist auch geistig viel zivilisierter, als wir gemeinhin von Steinzeitmenschen annehmen. Und . . .
. . . es gab auch schon vor dem Indo-europäischen eine oder verschiedene Sprachen im steinzeitlichen Europa! Wenden wir uns lieber „unserer“ Sprachgeschichte zu; denn die ist auch – ein klein wenig – besser nachvollziehbar:
KAPITEL II:
Die Entwicklung erster Sprachgruppen in Europa
Im vorigen Kapitel habe ich im ersten Abschnitt zu erklären versucht, dass die indo-europäische Ausgangssprache sich wahrscheinlich schon während ihrer Ausdehnung zu verändern begann. Dieser Veränderungsprozess, der auch als ein Prozess der Auflösung der indoeuropäischen Ursprachenbezeichnet werden kann, erstreckt sich – mit der dynamischen Besiedlung Europas (s. v.!) – über einige tausend Jahre.
Beachten Sie auch diese Einschränkung: Sprachen oder Sprachgruppen des Indoeuropäischen, die außerhalb Europas entstanden, z. B. in Gebieten Persiens oder Vorderindiens, werden hier nicht beachtet, sie sprengen den Rahmen meines Themas.
Abb. 9: Ursprünglich in Europa entstandene Sprachen © Fuhrmann
keltisch
germanisch romanisch
Baltoslawisch (Rus)
Keine Regel ohne
Ausnahmen: Es gibt auch einige sprachliche Sonderfälle in der großen indoeuropäischen Familie:
Mit den hier farbig umrandeten ‚Sprachbereichen‘ verhält es sich ähnlich wie bei der ersten Abbildung (Abb. 1 im Post 2): Von den jeweiligen Ursprungsgebieten aus (Kreis bzw. Elypse) haben sich diese Sprachen allmählich bei den Völkern in den durch Punktlinien umschlossenen Raum durchgesetzt. Das gilt allerdings nicht bei diesen hier genannten Sprachen:
1. Autarke Sprachen –
Ich bezeichne folgende vier „Einzel-Sprachen“ als autarke Sprachen[1] [1] autark: ungebunden und selbständig; vom Ausland, von allen Nachbarstaaten unabhängig, weil sie sich nicht in nachfolgenden Sprachen gezeigt haben, sondern „allein“ geblieben sind, einzig: Baskisch, Griechisch, Albanisch (bei Griechenland) und Armenisch (im Kaukasus). Diese Sprachen werden im KAPITEL III/Post 7 einzeln und genauer vorgestellt.
In der Abbildung 9 sind jedoch insbesondere (außer für das Griechische und die anderen autarken Sprachen) noch fünf Sprachbereiche zu erkennen, die alle aus dem Indoeuropäischen entstanden sind, die ich darum als ursprüngliche Sprachgruppen Europas bezeichnen möchte.[2] [2]Ich halte dabei an Franz Bopps „indogermanischer Ursprache“ als der Ausgangssprache fest – aus Überzeugung von der Begründung seiner Theorie Von ihnen stammen fast alle übrigen europäischen Muttersprachen ab. Spätestens bei Betrachtung einer Landkarte von Europa erkennt man, dass es mehr als 30 Staaten auf ‚unserem Erdteil‘ geben muss; es sind – ohne die Türkei – 46 Staaten. Und es werden weit mehr als 46 Muttersprachen sein!
Sie alle sollen im KAPITEL III vorgestellt werden, die autarken, keltischen und germanischen, die romanischen, balto-slawischen Sprachen und noch eine weitere Sprachgruppe. Hier ein Überblick:
Die fünf ursprünglichen Sprachgruppen (Abb. 9):
2. Die germanischen Sprachen,
entstanden nach neueren Forschungen bereits im 2. Jahrtausend v.Chr.[3] [3]Die „Frühgeschichte“ unterteilt diese Jungsteinzeit in auffallend viele Zeitstufen oder Epochen, weil von 2.500 v.Chr. an auch die Menschen Mitteleuropas große kulturelle Fortschritte erzielten. Davor durchstreiften nur die Nomadenvölker der Jäger und Sammler unser Europa. Die lebten von allem Essbaren, das sie gerade vorfanden; und wenn sie das verzehrt hatten zogen sie weiter. (Achtung: die später einsetzende Völkerwanderung ist nicht mit dem Nomadentum, dem Nomadismus der alten Steinzeit zu verwechseln!) In der Jungsteinzeit waren aus den Nomadenvölkern der Jäger und Sammler längst Sesshafte geworden, die große und kleine Wildtiere zu Haustieren domestiziert („an das Haus gewöhnt“) hatten, die zunehmend auch Handel trieben mit benachbarten oder fernen Völkern, zumeist angeregt durch „Zugewanderte“, die Neues aus den Hochkulturen des Orients „mitbrachten“ oder vorführten: So war übrigens auch die Metallgewinnung „in den Norden“ gekommen: Sie kam mit der Bronzezeit (ab 1.800 v.Chr.) zu uns, und knapp 1.000 Jahre später folgte dann die Eisenzeit.
Inzwischen hatten die Menschen sich zu Volksstämmen zusammengefunden, jeweils eigene Sitten und Gebräuche und damit Rechte und Pflichten, Ehre, Respekt und Gehorsam kennen und danach zu leben gelernt … und für diese Verhaltensweisen hatten sie auch sprachliche Formulierungen gefunden
Die germanischen Volksstämme hatten sich – von ca. 2.000 v.Chr. an – von ihren Stammgebieten in Schweden, Dänemark und Norddeutschland über Nord-, Nordwest- und Mitteleuropa ausgedehnt und verdrängten allmählich die dort siedelnden Kelten, die gleichzeitig der kriegerischen Ausweitung des Römischen Reiches weichen mussten. „Alte Schriften“ und sprachliche Nachweise (über das Gotische) reichen bis 400 v.Chr. zurück, aber Funde germanischer Schriftzeichen (Runen) gibt es erst aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. (vgl. Post 7).
2. Die Kelten,
haben schon vor mehr als 3.000 Jahren in Europa gelebt. Sie hinterließen Siedlungsspuren ihrer Kultur in ganz Westeuropa: in Südost-England, Frankreich, Nordspanien, aber auch im Südosten zwischen Ungarn und Oberitalien, sogar im heutigen Deutschland bis zum nördlichen Rand der Mittelgebirge und auch in der Türkei. Diese Funde sind auf die im 4. Jahrhundert v.Chr. einsetzenden keltischen Wanderungen zurückzuführen. Keltische Sprachen finden sich heute jedoch nur noch (als gelbe Flecken) an den nordwestlichen Rändern (Küstengebieten) Europas.
Die Abbildung 10 zeigt einen der berühmten „Hinkelsteine“, die auch in der Sahara gefunden wurden, Asterix und Obelix haben ganze Arbeit geleistet!; mehr zur keltischen Sprache im Post 8.
Abb. 10:
Menhir an der Pointe du Raz bei Quimper, Bretagne
360px-Menhir_von_St._Uzec.jpg
17. April 2017
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3. Die romanischen Sprachen
entwickelten sich im heutigen Italien, wo vor 3.000 Jahren allerdings neun aufstrebende Volksstämme dicht beieinander lebten, die offizielle ‚Handelssprache‘ aber griechisch war; denn die südlichen Küsten der Halbinsel und des ganzen östlichen Mittelmeeres waren von griechischen Händlern und Siedlern „beherrscht“. Die Etrusker, die Latiner und die Italiker dominierten jedoch das Land und seine Kultur, bis die Macht der Römer und damit die lateinische Sprache von 500 v.Chr. an alles zu beherrschen begann und sich schließlich über Südosteuropa und noch vor dem Jahr 0 auch über ganz Westeuropa ausbreitete. Überall, wo die römischen Machthaber 500 oder mehr Jahre ihre Kultur und ihre Sprache verbreiten konnte, ist beides bis heute erhalten geblieben: Die romanische Hallenbauweise (insbesondere für Kirchenbauten) und die weltweit bedeutende (‚römisch‘-) lateinische Schriftkultur. Die habe ich allerdings, um der Chronologie[4] gerecht zu werden, erst später in einer Anmerkung gewürdigt (im Post 8) [4]Chronologie: die jeweils thematisierte zeitliche Reihenfolge; wörtlich griech. von chrónos (Zeit) und griech. lógos (Wort/Lehre), – nach der keltisch-irischen Schreibkunst. Die romanische Sprachgruppe wird dann im Post 10 differenziert dargestellt.
4. Die ugrischen Sprachen
kommen aus asiatischen Regionen, – aus den nordwestlichen Gebieten Sibiriens, weit „hinter“ dem Ural, wo sie (vor ca. 10.000 Jahren) entstanden. In den eingezeichneten Sprachgebieten Europas (oben/(Abb. 9) wurden sie ungefähr zwischen 600 und 1.100 n.Chr. zu Muttersprachen – vgl.: Post 10
5. Die balto-slawischen Sprachen
bilden die letzte Sprachgruppe. Das Baltische entwickelte sich in der Nachbarschaft der kleinen (grünen) ugrischen Gebiete (Abb. 9) und das Slawische noch weiter im Osten, im westlichen Teil des heutigen Russlands, aber deutlich diesseits des Urals. Sie entstanden zwischen 950 (Königreich Polen!) und 1.200 n.Chr., ihr Stammland liegt in der Nachbarschaft der baltisch–ugrischen Sprachen, und sie werden im Post 11 aufgeführt. –
Es ist demnach offenkundig geboten, der Sprachvielfalt auf unserem Kontinent weiter nachzugehen (s. Post 12). Aber bevor im nächsten Kapitel die Entwicklung der Muttersprachen in Europa dargestellt wird, halte ich eine Reflexion darüber für erforderlich, wie diese verwirrende Vielfalt überhaupt entstehen konnte. Und wie und wann das Schreiben der Sprachen dazu kam.
Am Ende dieser internen Systematik erscheint mir die Betrachtung externer Sonderfälle erforderlich: Schließlich gab es und gibt es auch Sprachen (und Muttersprachen), die in Europa gesprochen werden, die aber nicht hier beheimatet sind wie die indoeuropäischen Sprachen. (Ich habe den außereuropäischen, östlichen Zweig dieser Sprachfamilie nicht beachtet, um mein Thema nicht zu überfrachten.) Dafür schließe ich nun die in Europa oder doch in europäischen Randgebieten gesprochenen Sprachen zu einer 7. Gruppe zusammen. Dort werden in Europa gesprochene Muttersprachen aufgeführt, von denen einige weder indoeuropäische Wurzeln noch ein eigene geschichtliche Entwicklung in Europa genommen haben (anders als „unsere“ ugrischen Sprachen der 4. Sprachgruppe, die sich hier entfalten konnten.
Im folgenden Post 5 werde ich mich jedoch zunächst und allgemein zu dem Miteinander-Sprechen der Menschen äußern, – eben: Schritt für Schritt. Wie begann das alles?
Und im Post 6 erkläre ich kurz, wie es dazu kam, dass wir in Europa gelernt haben, unsere Sprache auch zu schreiben.
Anmerkungen:
[1] autark: ungebunden und selbständig; vom Ausland, von allen Nachbarstaaten unabhängig
[2] Ich halte dabei an Franz Bopps „indogermanischer Ursprache“ einer Ausgangssprache fest – aus Überzeugung von der Begründung seiner Theorie
[3] Die „Frühgeschichte“ unterteilt diese Jungsteinzeit in auffallend viele Zeitstufen oder Epochen ein, weil von 2.500 v.Chr. an auch die Menschen Mitteleuropas große kulturelle Fortschritte erzielten, – oft angeregt durch „Zugewanderte“, die Neues aus den Hochkulturen des Orients „mitbrachten“ oder vorführten: So kam die Metallgewinnung „in den Norden“: So kam die Bronzezeit (ab 1.800 v.Chr.) zu uns und knapp 1.000 Jahre später auch die Eisenzeit. Aus den Nomadenvölkern der Jäger und Sammler waren längst Sesshafte geworden (Achtung: die später einsetzende Völkerwanderung ist nicht mit dem Nomadentum, dem Nomadismus der alten Steinzeit zu verwechseln!), die große und kleine Wildtiere zu Haustieren domestiziert („an das Haus gewöhnt„) hatten, die zunehmend auch Handel trieben mit benachbarten oder fernen Völkern. Inzwischen hatten die Menschen sich zu Volksstämmen zusammengefunden, jeweils eigene Sitten und Gebräuche und damit Rechte und Pflichten, Ehre, Respekt und Gehorsam kennen und danach zu leben gelernt … und dafür auch sprachliche Formulierungen gefunden.
[4] Chronologie: die jeweils thematisierte zeitliche Reihenfolge; wörtlich griech. von chrónos (Zeit) und griech. lógos (Wort/Lehre)
Anmerkungen
1. | [↑] | autark: ungebunden und selbständig; vom Ausland, von allen Nachbarstaaten unabhängig |
2. | [↑] | Ich halte dabei an Franz Bopps „indogermanischer Ursprache“ als der Ausgangssprache fest – aus Überzeugung von der Begründung seiner Theorie |
3. | [↑] | Die „Frühgeschichte“ unterteilt diese Jungsteinzeit in auffallend viele Zeitstufen oder Epochen, weil von 2.500 v.Chr. an auch die Menschen Mitteleuropas große kulturelle Fortschritte erzielten. Davor durchstreiften nur die Nomadenvölker der Jäger und Sammler unser Europa. Die lebten von allem Essbaren, das sie gerade vorfanden; und wenn sie das verzehrt hatten zogen sie weiter. (Achtung: die später einsetzende Völkerwanderung ist nicht mit dem Nomadentum, dem Nomadismus der alten Steinzeit zu verwechseln!) In der Jungsteinzeit waren aus den Nomadenvölkern der Jäger und Sammler längst Sesshafte geworden, die große und kleine Wildtiere zu Haustieren domestiziert („an das Haus gewöhnt“) hatten, die zunehmend auch Handel trieben mit benachbarten oder fernen Völkern, zumeist angeregt durch „Zugewanderte“, die Neues aus den Hochkulturen des Orients „mitbrachten“ oder vorführten: So war übrigens auch die Metallgewinnung „in den Norden“ gekommen: Sie kam mit der Bronzezeit (ab 1.800 v.Chr.) zu uns, und knapp 1.000 Jahre später folgte dann die Eisenzeit.
Inzwischen hatten die Menschen sich zu Volksstämmen zusammengefunden, jeweils eigene Sitten und Gebräuche und damit Rechte und Pflichten, Ehre, Respekt und Gehorsam kennen und danach zu leben gelernt … und für diese Verhaltensweisen hatten sie auch sprachliche Formulierungen gefunden |
4. | [↑] | Chronologie: die jeweils thematisierte zeitliche Reihenfolge; wörtlich griech. von chrónos (Zeit) und griech. lógos (Wort/Lehre |