Zum Beitragsbild:
Hans Holbein der Jüngere: Die Gesandten. Ölmalerei um 1533, gemalt in London. Abgebildet sind zwei Brüder einer französischen Adelsfamilie (de Selve), die sich „dienstlich“ in London treffen; der eine (links) ist als Kaufmann unterwegs, der andere, ein junger Bischof, in kirchlicher Mission. [Ich vermute, weil die englische (anglikanische) Kirche sich von der römisch-katholischen Kirche distanzierte.) – Das Bild wird auch „Das Weltzimmer“ genannt, weil der Maler hier alle neuen technischen Geräte aufgebaut hat, die das Hochmittelalter seit kurzem besaß (vgl. Post 17!). Besonders interessant ist der weiß-schwarze „Teppich“ zwischen den beiden Männern. Es handelt sich um einen verzerrt dargestellten Totenschädel (eine Anamorphose), – ein damals verbreiteter Hinweis auf die Sterblichkeit aller Menschen, – eines der zahlreichen Zeichen der christlichen Malerei für die Vergänglichkeit unserer Welt.
Post 18: Vom Lutherdeutsch zum Hochdeutschen
Sprachgeschichte, Teil 4
Ein Grund für den selten benutzten Begriff „spätmittelalterlich“ ist die Dominanz des Namens Martin Luther, die das 16. Jahrhundert beherrschte.
Darum wird der Beginn des Lutherdeutschen auch (ein wenig vorschnell) angesetzt, nicht zuletzt, weil das Erscheinen gedruckter Texte und besonders der Bibelübersetzung in die deutsche Sprache, und dann auch noch in eine neue Form der Deutschen Sprache den allgemein gemächlichen Fortgang historischer Ereignisse überlagert: Man spricht seit der Erscheinung seiner Bibel (-Übersetzung) nach 1534 immer häufiger von Luthers Sprache, vom Lutherdeutsch.
Martin Luther[1] [1]* 10. November 1483 in Eisleben, Grafschaft Mansfeld; † 18. Februar 1546 ebenda, nach dem diese Phase der Deutschen Sprache benannt wird, hat (vor 500 Jahren) seinen Protest gegen bestimmte Auswüchse der damaligen katholischen Kirche (und gegen die Machtansprüche des Papsttums über ‚alle‘ Menschen) in einer politisch höchst unruhigen Zeit ausgelöst. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation wurde von den europäischen Großmächten Frankreich und Schweden bedroht, außerdem waren auch alle sieben Deutschen Fürstenfamilien untereinander zerstritten[2] [2]Durch Heiraten und Erbschaften hatten im Laufe von einigen hundert Jahren diese (uralten) „hochadligen“ Familien-Clans im deutschsprachigen Raum viele, oft verstreut liegende Landgebiete in Besitz genommen: das Haus Habsburg – das Haus Hohenzollern – das Wettinische Haus – das Haus Wittelsbach, außerdem oldenburgische, holsteinische und westfälische Adelshäuser; und dann waren da noch 95 Freie Reichsstädte. Die oben genannten Adelshäuser (so werden die ‚Familien‘ des Hochadels noch heute genannt) waren sich nur einig im Kampf gegen den Reichtum und gegen die Landbesitztümer des Papstes und seiner deutschen Bischöfe.
In diesem Post 18 werden drei Jahrhunderte der Deutschen Sprachgeschichte durchstreift
Das 16. Jahrhundert
1534 erschien die erste Bibel, von Martin Luther in die Deutsche Sprache übersetzt. Für die Entstehung des Neuhochdeutschen hatte die Bibelübersetzung Martin Luthers eine hervorragende Rolle gespielt.
Indem Luther sich die kursächsische Kanzleisprache zunutze machte, die wegen ihrer weiten Verbreitung im Osten als eine Art „Durchschnittssprache“ fungierte, und sie durch seine persönliche, höchst originelle Sprachkunst bereicherte, verhalf er ihr zu gesamtdeutscher Verbreitung. So war sein Werk zwar längst nicht die erste deutsche Fassung der heiligen Schrift, weil sie aber praktisch überall im Lande verstanden wurde, war sie die weitaus erfolgreichste. In ganz Deutschland waren um die Mitte des 16. Jahrhunderts rund 100.000 Exemplare einer wittenbergischen Ausgabe der Lutherbibel im Umlauf. Ihre Sprache wirkte über den hochdeutschen Raum hinaus: Als billig zu kaufendes Buch drang sie auch nach Norddeutschland vor und half bei der schleichenden Verdrängung des Niederdeutschen mit. Wegen seines stilistischen Gebrauchs des Deutschen ist Martin Luther unbestritten als Schöpfer, als „Vater“ der deutschen Sprache zu bezeichnen. Er war natürlich des Lateinischen mächtig (wie alle Priester), aber er sprach auch fließend griechisch; nur für die hebräisch überlieferten Bibeltexte bat er Gelehrte (wie Philipp Melanchthon) um Hilfe. Und er rang mit geeigneten Formulierungen in „seiner“ deutschen Sprache. Hier ein Beispiel aus der Zeit zwischen 1521 und 1531, wo Luther um die schriftsprachliche Gestaltung eines Bibel-Psalms rang (aus dem Apostolischen Glaubensbekenntnis, Vers 12):
Althochdeutsch:
Gilaubiu in got fater almachtigon
scepphion himmilis enti erda
Mittelhochdeutsch:
Ich geloube an got vater almechtigen
schephaer himmels unde der erde
Neuhochdeutsch/in der Lutherbibel:
Ich glaube an Gott, den Vater, den allmächtigen Schöpfer
des Himmels und der Erde
Das Ostmitteldeutsche festigte Luthers Autorität und wurde zur Grundlage einheitlicher Sprachregelungen. Obwohl Luther selber aus dem nordthüringischen Raum stammte und dort wirkte, setzte er nicht einfach seinen heimischen Dialekt bei der Übersetzung um, sondern bemühte sich gezielt um eine möglichst ausgleichende Sprache und volkstümliche Ausdrucksweise.
Und die Menschen gewöhnten sich an Schreibweisen, die ihrem eigenen Dialekt durchaus widersprechen konnten. Druckschriften waren von Anfang an nicht nur Kulturgut, sondern vor allem auch eine Handelsware. Schließlich lag es im geschäftlichen Interesse jeden Verlegers, dass die Texte von möglichst großen Bevölkerungsschichten, in möglichst vielen deutschen Landschaften gelesen wurden. In Konkurrenz zur süddeutsch geprägten kaiserlichen Kanzleisprache, die von Maximilian I. gefördert wurde, bemühte man sich deshalb zunehmend um ein gemeinverständliches Deutsch. Hier ein weiteres Beispiel seiner Bemühungen um beste sprachliche Lösungen: Der Beginn eines Gebetes war: „Herr Gott ..
Handschriftlich 1521 und 1524:
… Dass wir unser Tage zählen, so tu uns kund;
So wollen wir kommen mit weisem Herzen.
Erste Druckfassung 1524:
… Lass uns wissen die Zahl unserer Tage,
dass wir eingehen mit weisem Herzen.
Revidierte Fassung 1531 (bis heute gilt:)
… lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen,
auf dass wir klug werden.“ [Lutherbibel von 2017]
Dass nun, von 1534 an, sehr viele lesekundige Deutsche dieselben Texte lasen, hatte natürlich auch auf die sich heranbildende neuhochdeutsche Sprache große Auswirkungen: Was sich im hohen Mittelalter innerhalb einer kleinen, sehr elitären Literaturszene angedeutet hatte, konnte nun auf stetig sich verbreiternder Front durchbrechen – die Entstehung einer einheitlichen Sprach- und Schriftnorm. Der Wortsinn von „Hochsprache“ hatte sich längst verschoben, der Begriff steht jetzt für eine ideelle Standardsprache. Auch für bestimmte Ausdrucksformen und Schreibregeln wurde damit der Grundstein gelegt: Innerhalb einer Generation gewöhnten sich die Menschen an gedruckte Texte im deutschen Sprachraum, – und an das Lutherdeutsch, an dem der Autor sein Leben lang gefeilt und es so populär gemacht hatte – im besten Sinne des Wortes.
Abb. 92: Die erste vollständige Bibelübersetzung von Martin Luther 1534, Druck Hans Lufft in Wittenberg, Titelholzschnitt von Meister MS
Innerhalb von 10 Jahren waren rund 430 verschiedene Auflagen oder Teilauflagen von seiner Bibel erschienen.
Noch in einer weiteren Hinsicht war Luthers Wirken für die deutsche Sprache bedeutsam: Im Zuge der Reformation gab er der protestantischen Kirche vor, dass die Gottesdienste nicht mehr auf lateinisch, sondern auf Deutsch abgehalten werden sollten. Und er schuf viele neue Kirchenlieder in deutscher Sprache, die noch heute in jedem evangelischen Gesangbuch zu finden sind. Wie vieles andere wurde der Wechsel vom Lateinischen zum Deutschen bald von den Katholiken nachgemacht, und manche Lieder von Luther singt man heute auch in katholischen Kirchen. Sogar ökumenische Gottesdienste werden häufiger gefeiert.[3] [3]Ökumene ist die Gesamtheit der Christen, im engeren Sinne versteht man darunter die Gemeinsamkeit der beiden großen Konfessionen (Katholiken und Protestanten) – Konfession: Menschen, die sich gemeinsam zu einer bestimmten Glaubensrichtung zusammenfinden, gehören damit zu einer Konfession, deren Glaubensrichtlinien als Regelwerk oder „Bekenntnis“ schriftlich festgelegt ist. Konfessionen sind grundsätzlich nicht verpflichtend. Die christlichen Konfessionen (und es gibt viele) sind sich (inzwischen) einig in einem Verhaltens-Katalog ethischer, sozialer und christlich-menschenfreundlicher Werte, die sich auch im Grundgesetz der Deutschen und im Völkerrecht wiederfinden.
Schon zu Luthers Lebzeiten, schon vor ’seiner‘ Reformation hatte es immer wieder blutige Aufstände der verarmten Landbewohner (Halbbauern, Viertelbauern und Tagelöhner und noch ärmere Menschen) gegeben, die gegen die Ausbeutung und Frondienste durch die Landesherren rebellierten. So hatte es z.B. im Jahr 1555 ein Friedensbeschluss (in Augsburg) gegeben, der aber die gegenseitigen Verfolgungen nicht stoppen konnte. –
Kriege um Macht und Glaube
Das 17. Jahrhundert
Die Armut der Bevölkerung war erschreckend. Schließlich kam es auch zwischen den Mächtigen zum offenen Krieg um die religiöse Einstellung[4] [4](Aus Wikipedia:) Der Dreißigjährige Krieg [von 1618 bis 1648] war ein Konflikt um die Vorherrschaft im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und in Europa und zugleich ein grausamer Religionskrieg. In ihm entluden sich auf europäischer Ebene der habsburgisch-französische Gegensatz und auf Reichsebene derjenige zwischen Kaiser und Katholischer Liga einerseits und Protestantischer Union andererseits. Gemeinsam mit ihren jeweiligen Verbündeten im Reich trugen die habsburgischen Mächte Österreich und Spanien ihre Interessenkonflikte mit Frankreich, den Niederlanden, Dänemark und Schweden aus. Infolgedessen verbanden sich eine Reihe weiterer Konflikte mit dem Dreißigjährigen Krieg: der Achtzigjährige Krieg (1568–1648) zwischen den Niederlanden und Spanien, der Französisch-Spanische Krieg (1635–1659) und der Torstenssonkrieg (1643–1645) zwischen Schweden und Dänemark. Der Westfälische Friede, 1648 in den Städten Münster und Osnabrück beschlossen und ein Jahr später in Nürnberg besiegelt, machte dem Morden ein Ende und ließ das geschundene Deutsche Land endlich zu Atem kommen, der für uns wie ein Kampf Jeder gegen Jeden wirken musste. Der Hass auf „die Anderen“ wuchs, bis es zu einem mitteleuropäischen Gemetzel kam, an dem alle Staaten beteiligt waren – Frankreich, Österreich, Böhmen, Schweden. Mittendrin (vgl.: Post 17 Machtkämpfe …) und am härtesten betroffen die deutsche Bevölkerung von mehreren hundert deutschen Kleinstaaten: Der 30jährige Krieg verwüstete das Land, ermordete und brandschatzte die Bevölkerung.
Die Menschen litten unter den Grausamkeiten, den Foltern und dem Morden der kreuz und quer umherstreifenden Söldnertruppen, mehr als 60% aller einheimischen Bewohner wurden umgebracht.
[Diese Karte soll Ihnen lediglich die zersplitterte Besitzlage der deutschen Länder zeigen, wie sie nach dem Westfälischen Friedensbeschluss 1648/49 von den politischen Mächten die ‚neuen‘ Landbesitz-Verhältnisse festlegt worden war: Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation bestand aus mehr als 300 Kleinstaaten und dazu noch über 90 Reichsstädte. So begann die Zeit des Barock in „Deutschland„[5] [5]Barock ist die Kunstrichtung des 17. Und 18. Jh. politisch das Zeitalter des Absolutismus, der beginnenden Industrie-Arbeit und der Gegenreformation [Verfolgung der Protestanten in Südwest-Europa – französische Protestanten (Hugenotten) flohen nach Preußen]
Der endgültige Durchbruch zu jener Sprachstufe, die man Neuhochdeutsch nennt, erfolgte im 17. Jahrhundert. Spätestens für die Texte aus der Barockzeit brauchen wir keine Wörterbücher mehr, um sie zu verstehen. Wenn man davon absieht, dass wegen fehlender Rechtschreibregeln dieselben Wörter immer noch verschieden aussehen konnten und bei manchen Autoren Ausdrücke aus ihrem Dialekt vorkamen, stellt man fest, dass sich am lautlichen Zustand der deutschen Sprache seit 1650 nicht mehr viel verändert hat. Dagegen wird der Wortschatz in der Blütezeit des Barock (etwa von 1650 an) enorm bereichert worden, vor allem durch freie Übertragung französischer und lateinischer Begriffe ins Deutsche, aber auch durch erfinderische Neubildungen aus deutschen Wörtern.
Beides, das Streben nach einer lautlich einheitlichen Hochsprache und die Bereinigung von Fremdwörtern, ist Dichtern wie Martin Opitz (1597 – 1639), Friedrich von Logau, Paul Fleming, Philipp von Zesen und Andreas Gryphius (1616 – 1664)[6] zu verdanken, die sich die Pflege der deutschen Sprache ausdrücklich zur Aufgabe gemacht hatten.
Der oder das Barock fällt in das Zeitalter des Absolutismus, der absolut herrschenden Landesherren. „Der Staat bin ich“ – das war das Machtwort des Sonnenkönigs in Frankreich (L’état c’est moi), und so hielten es auch alle kleinen Könige im deutschsprachigen Raum – s. Abb. 91.
Die zehnte Zwischenbemerkung
In diesem Modell der gesellschaftlichen Stände – Abb. 92 – lesen Sie unten links: Bauer und Kind und rechts: Bürger, Soldat und Narr; immerhin steht der Tod im Mittelpunkt, ein damals bekanntes Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens. Der christliche Glaube beherrschte das tägliche Leben (und Denken) der besonders der einfachen, ‚armen Leute‘. –
Neben den reichen Kaufleuten, die die naturnahe Renaissancekunst so schätzten, traten nun auch die Fürsten und Könige als Kunstförderer auf: Die Bildkunst des Barock eroberte weitere neue Motive, auch Mystisches und Fantastisches entstand in der Bildwelt des Manierismus. Zudem verlangten nun (nach den Meistern der Malerei und der Bildhauerei) auch die Schauspieler und Musiker zunehmend als Hofdichter und Hofkapellmeister ihre gesellschaftliche Anerkennung. Und die erhielten Sie, denn die prunkvollen Barock-Schlösser, die alle großen (und kleinen) Herrscher überall in Europa erbauen ließen, mussten mit prächtigen Konzerten, Theatern und Spielen für die Hofgesellschaften ausgestattet werden. Der Staat – und das war immer ein absoluter Herrscher – hatte alle Macht. Und die Untertanen waren – wie in den Jahrhunderten zuvor – die Leidtragenden.
Ganz langsam veränderte sich jedoch die allgemeine wirtschaftliche und religiöse Notlage in Deutschland und in Europa. Philosophen und Staatsmänner entwarfen eine durch den Staat zu schaffende und von ihm zu überwachende Ordnung.
Die geistige Bewegung, die sich im deutschen und mitteleuropäischen Raum immer stärker bemerkbar machte und die inzwischen unter dem Begriff der Aufklärung bekannt ist, begann mit der Reformation und steht ganz im Zeichen eines Denkens, das um das Wohl aller Menschen, um die Menschlichkeit kreist. (Im Post 17 / Anm. 10 hat dieses Denken schon begonnen – mit der Renaissance) Seit dem 19. Jahrhundert nennt man diesen Zeitgeist Humanismus. Er bestimmt bis heute das politische und ethische Denken aller Demokraten. [6] [6]Humanismus war schon in der spätmittelalterlichen Ästhetik der Renaissance-Kunst spürbar (Vgl. 7. Zwischenbemerkung in Anm. 10/Post 17), die mit dem Wissens-Zuwachs der Neuzeit einsetzte (Entdeckungen/Erde als Kugel, Erkenntnisse der Naturwissenschaften). Endlich, am Ende des 18. Jahrhunderts, deuteten sich Verbindungen dieser frühen Geisteshaltung [„zu mehr Menschlichkeit“ als einer staatsbürgerlichen Tugend] mit der Idee auch einer entsprechenden Verpflichtung vonseiten „des Staates“ an. – Aber diese Entwicklung schritt sehr langsam voran, wie alle gesellschaftlichen Veränderungen sich anscheinend nur im Schneckentempo vollziehen können. Immerhin: Im 18. Jahrhundert machte sich – in Maßen! – ein politisches Umdenken bemerkbar. „Das Gedankengut der Französischen Revolution (1789) wird zum Leitbild in Europa“ (Ploetz). Ganz so ideal scheint die öffentliche Staats- und Gemeindeverwaltung jedoch auch heute noch nicht (immer) zu denken; denn die Verführung, staatliche Macht ausüben zu können, befällt nicht nur maßlose Staatsführer, sondern auch manche unbedeutenden Frauen und Männer, die im öffentlichen Dienst stehen oder an Schreibtischen sitzen. –
Genau aus diesem Grunde hatte schon Luther gezweifelt und seine Einstellung zum Glauben an Gott nicht mit ‚Glauben an König, Kaiser und Papst‘ geteilt. In den Deutschen Ländern, auch in Mittel- und Nordeuropa hatte der Protestantismus Befürworter und Anhänger gefunden, der Westfälische Friedensbeschluss hatte die Einrichtung protestantischer Kirchenkreise/-Gemeinden ausdrücklich gestattet, und in Deutschland gelten diese Bestimmungen bis heute.
In Frankreich und Südeuropa wurden Protestanten unterdrückt und verfolgt, aus dem Lande verwiesen; besonders der Preußische Staat (auch absolutistisch regiert) nahm Hugenotten und Juden gern auf und genoss seinen internationalen Ruf als Land, wo „jeder nach seinem Glauben, auf seine Art leben könne. (Chacun à son gôut – Französisch natürlich, denn „bei Hofe“ sprach man nur französisch (= jeder nach seinem Geschmack).
Die Deutsche Sprache wurde durch diese „Schübe“ französischer und lateinischer Begriffe ins Deutsche, aber auch durch erfinderische Neubildungen aus deutschen Wörtern belebt und in ihrem Wortschatz bereichert, nicht immer zur Freude bedeutender deutscher Dichter und Literaten. Beides, das Streben nach einer lautlich einheitlichen Hochsprache und der Schutz vor unkontrollierter Häufung von Fremdwörtern, ist Dichtern wie Martin Opitz (1597 – 1639, Dichter und Literatur-Theoretiker), Friedrich von Logau (1614 – 1655, Sinngedichte) – und …
Anders sein und anders scheinen,
Anders reden, anders meinen,
Alles loben, alles tragen,
Allen heucheln, stets behagen,
Allem Winde Segel geben,
Bös’ und Guten dienstbar leben,
Alles Tun und alles Tichten (Dichten)
Bloß auf eignen Nutzen richten:
Wer sich dessen will befleißen,
Kann politisch heuer heißen.
… und Andreas Gryphius (1616 – 1664)
zu verdanken, die sich die Pflege
der deutschen Sprache ausdrücklich zur Aufgabe gemacht hatten:
Abend
Der schnelle Tag ist hin die Nacht schwingt jhre fahn
Vnd führt die Sternen auff. Der Menschen müde scharen
Verlassen feld vnd werck Wo Thier vnd Vögel waren
Trawrt jtzt die Einsamkeit. Wie ist die zeit verthan!
Der port naht mehr vnd mehr sich zu der glieder Kahn.
Gleich wie diß licht verfiel so wird in wenig Jahren
Ich/ du/ vnd was man hat vnd was man siht/ hinfahren.
Diß Leben kömmt mir vor alß eine renne bahn.
Laß höchster Gott mich doch nicht auff dem Laufplatz gleiten
Laß mich nicht ach/ nicht pracht nicht lust/ nicht angst verleiten.
Dein ewig heller glantz sey vor vnd neben mir
Laß/ wenn der müde Leib entschläfft/ die Seele wachen
Vnd wenn der letzte Tag wird mit mir abend machen
So reiß mich auß dem thal der Finsterniß zu Dir.
Andreas Gryphius, aus seiner Sammlung Das zweite Buch
Die oben angedeutete Veränderung in der Staatsführung folgte im Grunde nur der fortschreitenden Entwicklung der Geistes- und der Naturwissenschaften, die auch die Künste und die Architektur beflügelte. Über das Jahrhunderte alte Heilige Römische Reich Deutscher Nation war der Zeitgeist schon hinweggefegt.
Das 18. Jahrhundert
Allerdings hatte schon bald nach dem verheerenden Ausgang des 30-jährigen Krieges eine Gegenbewegung eingesetzt, die wieder gehäuft französisches Wortgut einführte: Fürsten nannten ihre Schlösser Sanssouci, Monrepos oder Solitude. Friedrich d. Gr. von Preußen meinte mit Voltaire, die deutsche Sprache sei nur für Pferde und Soldaten geeignet. Indirekt hatte der französische Einfluss jedoch eine positive Nebenwirkung: Man bemühte sich im 18. Jahrhundert auch das Niveau der Franzosen zu erreichen, eine einheitliche Schriftsprache mit festen Schreibregeln zu besitzen. So gewann im Deutschen das Schriftliche langsam die Oberhand über die Mündlichkeit, Schriftdeutsch wurde Standard: „Sprich, wie du schreibst!“ Diese Forderung war schon 1641 von Justus Schottel in der „Teutschen Sprachkunst“ erhoben worden, sie setzte sich aber erst in der Zeit des Theater- und Sprachlehrers Gottsched (1700 – 1766) nachhaltig durch. Immerhin wurde in Preußen 1763 die allgemeine Schulpflicht für Kinder vom 5. bis zum 13./14. Lebensjahr eingeführt.[8] [8]Die Orthographie war allerdings bis ins 19. Jahrhundert hinein nicht klar geregelt. Erst seit 1901 (Rechtschreibreform und Herausgabe des „Duden„) besitzen wir endlich eindeutige Rechtschreibregeln, die außer für Deutschland auch für die Schweiz und Österreich gelten.
Besonders gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde das geistige Leben zunehmend von jenen Planern – und von Komponisten und Schriftstellern mitbestimmt, die nicht aus Adelshäusern stammten, sondern in den meisten Fällen ihrer sozialen Herkunft nach aus angesehenen Handwerker- oder Bürgerfamilien und dem freiheitlichen Geist und dem unkonventionellen Denken unbefangener folgen konnten[9] [9]unkonventionell: eine Konvention ist eine (aus der Vergangenheit) überlieferte, oft auch traditionelle Verhaltensweise, die kritische Geister gern hinterfragen und möglichst auch ‚verbessern‘ wollen; Die Menschen sträuben sich gegen (allzu viele) Konventionen, indem sie sich dagegen stemmen, – sich unkonventionell verhalten: Beispiele für ein aufgeklärtes Denken über Staat, Kirche und Gesellschaft.
Geisteswissenschaftlich entwickelte sich diese Aufklärung zunächst im mitteleuropäischen Raum ein: Die Universitäten in Königsberg, Potsdam und Berlin (Preußen!), in Krakau und in Prag waren die Zentren, und alles Diskutieren fand in hochdeutscher Sprache statt. Der Begriff Aufklärung, heute auch für das „Aufklären“ von beliebigen Sachverhalten und über beliebige Probleme verwendet, bezeichnete die um das Jahr 1700 einsetzende Entwicklung, einzig durch rationales Denken alle den Fortschritt behindernden Strukturen zu überwinden.
Insgesamt erlebte Deutschland im 18. Jahrhundert die Blütezeit seiner klassischen Dichter und Denker: Johann Sebastian Bach, 1685 – 1750, weltberühmter deutscher Komponist, Kantor sowie Orgel- und Cembalovirtuose des Barock, in seiner Hauptschaffensperiode war er Thomaskantor zu Leipzig – – Georg Friedrich Händel, 1685 – 1779, deutsch-britischer Komponist des Barock; sein Hauptwerk umfasst 42 Opern und 25 Oratorien [das sind Orchesterwerke mit eingeschobenen, von Solisten oder einem Chor gesprochenen Texten], darunter Messias und andere Kirchenmusikwerke – – Immanuel Kant, 1724 – 1804, deutscher Philosoph der Aufklärung, einer der bedeutendsten Vertreter der abendländischen Philosophie, lebte, lehrte und starb in Königsberg – – Johann Joachim Winkelmann, 1717 – 1768, europaweit berühmter Architekt, Kunstwissenschaftler, Begründer der wissenschaftlichen Archäologie und der Kunstgeschichte, der sich gegen den pompösen Barock sträubte und die klassische Schönheit der schlichten griechischen Kunst verehrte; er gilt als der Begründer des Klassizismus im deutschsprachigen Raum – – Johann Wolfgang von Goethe, 1749 – 1832, 1782 geadelt, deutscher Dichter (Dramatiker – Faust / Romane und Gedichte) und Naturforscher, der mit seinem (größten) Werk, der Farbenlehre das System der Pigmentfarben entwickelte, das für unsere Gegenwart bedeutsamer ist als die Lichtfarben im Netz – – Johann Christoph Friedrich von Schiller, 1789 – 1805, geadelt 1802, Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker, einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker, Lyriker und Essayisten und Schreiber wissenschaftlicher Aufsätze – – Johann Gottfried von Herder, 1744 – 1803, geadelt 1802, Theologe, Dichter, Übersetzer, der Geschichts- und der Kulturphilosoph der Weimarer Klassik – – Wolfgang Amadeus Mozart, 1756 – 91, weltberühmter Komponist und Musiker der Weimarer Klassik und viele andere.
Auch in der Baukunst konnte Deutschland gegenüber den Nachbarnationen bestehen, die Frauenkirche und der Zwinger in Dresden sind wohl die berühmtesten Barock-Bauwerke jener Zeit, gegen Ende des Jahrhunderts bezog Friedrich d. Gr. (s. o.) sein Schloss Sanssouci in Potsdam, das glänzte schon im spätbarocken Stil des Rokoko, wie überhaupt die deutsche Kunst erst wieder mit der Malerei der Romantik in die Riege der internationalen Bildkunst zurückkehrte.
220px-Caspar_David_Friedrich_-_Das_Eismeer_-_Hamburger_Kunsthalle_-_02.jpg
Carl Spitzweg, Der strickende Wachposten, Detail, 1855, Öl auf Leinwand, 21,6 x 39,2 cm (Museum Georg Schäfer, Schweinfurt, Inv. 2286
Merke: Zu allen Zeiten haben Künstler nicht nur ein ausgeprägtes Gefühl für „den Geist ihrer Zeit / ihrer Gesellschaft“ besessen, sondern auch die intelligente Kritikfähigkeit, ihrer Zeit und die Gesellschaft das (Fehl-)Verhalten vor Augen zu führen. Manchmal gelang solche „Aufklärung“, – oft genug ging es dem „bösen“ Künstler an den Kragen, und er musste ’sein‘ Vaterland verlassen . . .
Anmerkungen:
[1] Martin Luther * 10. November 1483 in Eisleben, Grafschaft Mansfeld; † 18. Februar 1546 ebenda
[2] Durch Heiraten und Erbschaften hatten im Laufe von einigen hundert Jahren diese (uralten) „hochadligen“ Familien-Clans im deutschsprachigen Raum viele, oft verstreut liegende Landgebiete in Besitz genommen: das Haus Habsburg – das Haus Hohenzollern – das Wettinische Haus – das Haus Wittelsbach, außerdem oldenburgische, holsteinische und westfälische Adelshäuser; und dann waren da noch 95 Freie Reichsstädte. Die oben genannten Adelshäuser (so werden die ‚Familien‘ des Hochadels noch heute genannt) waren sich nur einig im Kampf gegen den Reichtum und gegen die Landbesitztümer des Papstes und seiner deutschen Bischöfe
[3] Ökumene ist die Gesamtheit der Christen, im engeren Sinne versteht man darunter die Gemeinsamkeit der beiden großen Konfessionen (Katholiken und Protestanten) – Konfession: Menschen, die sich gemeinsam zu einer bestimmten Glaubensrichtung zusammenfinden, gehören damit zu einer Konfession, deren Glaubensrichtlinien als Regelwerk oder „Bekenntnis“ schriftlich festgelegt ist. Konfessionen sind grundsätzlich nicht verpflichtend. Die christlichen Konfessionen (und es gibt viele) sind sich (inzwischen) einig in einem Verhaltens-Katalog ethischer, sozialer und christlich-menschenfreundlicher Werte, die sich auch im Grundgesetz der Deutschen und im Völkerrecht wiederfinden.
[4] (Aus Wikipedia:) Der Dreißigjährige Krieg [von 1618 bis 1648] war ein Konflikt um die Vorherrschaft im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und in Europa und zugleich ein grausamer Religionskrieg. In ihm entluden sich auf europäischer Ebene der habsburgisch-französische Gegensatz und auf Reichsebene derjenige zwischen Kaiser und Katholischer Liga einerseits und Protestantischer Union andererseits. Gemeinsam mit ihren jeweiligen Verbündeten im Reich trugen die habsburgischen Mächte Österreich und Spanien ihre Interessenkonflikte mit Frankreich, den Niederlanden, Dänemark und Schweden aus. Infolgedessen verbanden sich eine Reihe weiterer Konflikte mit dem Dreißigjährigen Krieg: der Achtzigjährige Krieg (1568–1648) zwischen den Niederlanden und Spanien, der Französisch-Spanische Krieg (1635–1659) und der Torstenssonkrieg (1643–1645) zwischen Schweden und Dänemark. Der Westfälische Friede, 1648 in den Städten Münster und Osnabrück beschlossen und ein Jahr später in Nürnberg besiegelt, machte dem Morden ein Ende und ließ das geschundene Deutsche Land endlich zu Atem kommen.
[5] Barock ist die Kunstrichtung des 17. Und 18. Jh. politisch das Zeitalter des Absolutismus, der beginnenden Industrie-Arbeit und der Gegenreformation (Verfolgung der Protestanten in Südwest-Europa – frz.‘ Protestanten flohen nach Preußen)
[6] Humanismus war schon in der spätmittelalterlichen Ästhetik der Renaissance-Kunst spürbar (Vgl. 7. Zwischenbemerkung in Anm. 10/Post 17), die mit dem Wissens-Zuwachs der Neuzeit einsetzte (Entdeckungen/Erde als Kugel, Erkenntnisse der Naturwissenschaften . . ) und sich nun (im 18. Jh.) mit den Tugenden der Idee von staatsbürgerlichen Tugenden verbindet. – Ganz so ideal verläuft die öffentliche Staats- und Gemeindeverwaltung jedoch auch heute noch nicht (immer); denn die Verführung, staatliche Macht ausüben zu können, befällt nicht nur maßlose Staatsführer, sondern auch unbedeutende Frauen und Männer, die im öffentlichen Dienst stehen oder am Schreibtisch sitzen.
[8] Die Orthographie war allerdings bis ins 19. Jahrhundert hinein nicht klar geregelt. Erst seit 1901 (Rechtschreibreform und Herausgabe des „Duden„) besitzen wir endlich eindeutige Rechtschreibregeln, die außer für Deutschland auch für die Schweiz und Österreich gelten.
[9] unkonventionell: eine Konvention ist eine (aus der Vergangenheit) überlieferte, oft auch traditionelle Verhaltensweise, die kritische Geister gern hinterfragen und möglichst auch ‚verbessern‘ wollen; Die Menschen sträuben sich gegen (allzu viele) Konventionen, indem sie sich dagegen stemmen, – sich unkonventionell verhalten
[10] Oratorium (lat.) heißt Bethaus; Oratorien sind Orchesterwerke, die auch mit Sologesängen, Sprechrollen (und Chorgesängen) angereichert sind und dadurch dramatisch wirken und sich dem Gesamtkunstwerk annähern
[11] Johann Sebastian Bach, 1685 – 1750, weltberühmter deutscher Komponist, Kantor sowie Orgel- und Cembalovirtuose des Barock. In seiner Hauptschaffensperiode war er Thomaskantor zu Leipzig – Georg Friedrich Händel, 1685 – 1759, deutsch-britischer Komponist des Barock. Sein Hauptwerk umfasst 42 Opern und 25 Oratorien – darunter Messias und andere Kirchenmusikwerke – Immanuel Kant, 1724 – 1804, deutscher Philosoph der Aufklärung. Kant zählt zu den bedeutendsten Vertretern der abendländischen Philosophie, lebte, lehrte und starb in Königsberg – Johann Joachim Winckelmann, 1717 – 1768, europaweit berühmter Architekt und Kunstwissenschaftler der Aufklärung, Begründer der wissenschaftlichen Archäologie und der Kunstgeschichte, der sich gegen den pompösen Zierat in der Kunst des Barock sträubte und die klassische Schönheit der griechischen Kunst verehrte er gilt als geistiger Begründer des Klassizismus im deutschsprachigen Raum – Johann Wolfgang von Goethe, 1749 – 1832; 1782 geadelt, deutscher Dichter und Naturforscher. Er gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung. Für Kunsterzieher wichtig: Goethe entdeckte die Komplementärfarben und damit den bis heute geltenden Farbkreis der Spektralfarben, der bei allen Pigmentfarben (Materialfarben) immer noch wichtiger sind als die Lichtfarben im Netz – Johann Christoph Friedrich von Schiller, 1759 – 1805; 1802 geadelt, Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker, Lyriker und Essayisten – Johann Gottfried von Herder, 1744 – 1803, geadelt 1802, war ein deutscher Dichter, Übersetzer, Theologe sowie Geschichts- und Kultur-Philosoph der Weimarer Klassik. – Wolfgang Amadeus Mozart, 1756 – 91, weltberühmter Salzburger Musiker und Komponist der Wiener Klassik.
Anmerkungen
1. | [↑] | * 10. November 1483 in Eisleben, Grafschaft Mansfeld; † 18. Februar 1546 ebenda |
2. | [↑] | Durch Heiraten und Erbschaften hatten im Laufe von einigen hundert Jahren diese (uralten) „hochadligen“ Familien-Clans im deutschsprachigen Raum viele, oft verstreut liegende Landgebiete in Besitz genommen: das Haus Habsburg – das Haus Hohenzollern – das Wettinische Haus – das Haus Wittelsbach, außerdem oldenburgische, holsteinische und westfälische Adelshäuser; und dann waren da noch 95 Freie Reichsstädte. Die oben genannten Adelshäuser (so werden die ‚Familien‘ des Hochadels noch heute genannt) waren sich nur einig im Kampf gegen den Reichtum und gegen die Landbesitztümer des Papstes und seiner deutschen Bischöfe |
3. | [↑] | Ökumene ist die Gesamtheit der Christen, im engeren Sinne versteht man darunter die Gemeinsamkeit der beiden großen Konfessionen (Katholiken und Protestanten) – Konfession: Menschen, die sich gemeinsam zu einer bestimmten Glaubensrichtung zusammenfinden, gehören damit zu einer Konfession, deren Glaubensrichtlinien als Regelwerk oder „Bekenntnis“ schriftlich festgelegt ist. Konfessionen sind grundsätzlich nicht verpflichtend. Die christlichen Konfessionen (und es gibt viele) sind sich (inzwischen) einig in einem Verhaltens-Katalog ethischer, sozialer und christlich-menschenfreundlicher Werte, die sich auch im Grundgesetz der Deutschen und im Völkerrecht wiederfinden. |
4. | [↑] | (Aus Wikipedia:) Der Dreißigjährige Krieg [von 1618 bis 1648] war ein Konflikt um die Vorherrschaft im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und in Europa und zugleich ein grausamer Religionskrieg. In ihm entluden sich auf europäischer Ebene der habsburgisch-französische Gegensatz und auf Reichsebene derjenige zwischen Kaiser und Katholischer Liga einerseits und Protestantischer Union andererseits. Gemeinsam mit ihren jeweiligen Verbündeten im Reich trugen die habsburgischen Mächte Österreich und Spanien ihre Interessenkonflikte mit Frankreich, den Niederlanden, Dänemark und Schweden aus. Infolgedessen verbanden sich eine Reihe weiterer Konflikte mit dem Dreißigjährigen Krieg: der Achtzigjährige Krieg (1568–1648) zwischen den Niederlanden und Spanien, der Französisch-Spanische Krieg (1635–1659) und der Torstenssonkrieg (1643–1645) zwischen Schweden und Dänemark. Der Westfälische Friede, 1648 in den Städten Münster und Osnabrück beschlossen und ein Jahr später in Nürnberg besiegelt, machte dem Morden ein Ende und ließ das geschundene Deutsche Land endlich zu Atem kommen |
5. | [↑] | Barock ist die Kunstrichtung des 17. Und 18. Jh. politisch das Zeitalter des Absolutismus, der beginnenden Industrie-Arbeit und der Gegenreformation [Verfolgung der Protestanten in Südwest-Europa – französische Protestanten (Hugenotten) flohen nach Preußen] |
6. | [↑] | Humanismus war schon in der spätmittelalterlichen Ästhetik der Renaissance-Kunst spürbar (Vgl. 7. Zwischenbemerkung in Anm. 10/Post 17), die mit dem Wissens-Zuwachs der Neuzeit einsetzte (Entdeckungen/Erde als Kugel, Erkenntnisse der Naturwissenschaften). Endlich, am Ende des 18. Jahrhunderts, deuteten sich Verbindungen dieser frühen Geisteshaltung [„zu mehr Menschlichkeit“ als einer staatsbürgerlichen Tugend] mit der Idee auch einer entsprechenden Verpflichtung vonseiten „des Staates“ an. – Aber diese Entwicklung schritt sehr langsam voran, wie alle gesellschaftlichen Veränderungen sich anscheinend nur im Schneckentempo vollziehen können. Immerhin: Im 18. Jahrhundert machte sich – in Maßen! – ein politisches Umdenken bemerkbar. „Das Gedankengut der Französischen Revolution (1789) wird zum Leitbild in Europa“ (Ploetz). Ganz so ideal scheint die öffentliche Staats- und Gemeindeverwaltung jedoch auch heute noch nicht (immer) zu denken; denn die Verführung, staatliche Macht ausüben zu können, befällt nicht nur maßlose Staatsführer, sondern auch manche unbedeutenden Frauen und Männer, die im öffentlichen Dienst stehen oder an Schreibtischen sitzen. |
7. | [↑] | Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war über 800 Jahre ein Staatenbündnis, das in Mitteleuropa trotz vieler Kleinkriege für eine gewisse Ausgewogenheit zwischen den aufstrebenden Großmächten in West-, Ost und Nordeuropa sorgen konnte, dem Freiheitsbedürfnis einiger Staaten (Österreich, Italien, Burgund) und letztlich dem „Kaiser von Frankreich, Napoleon“ nachgeben musste und sich 1806 auflöste. |
8. | [↑] | Die Orthographie war allerdings bis ins 19. Jahrhundert hinein nicht klar geregelt. Erst seit 1901 (Rechtschreibreform und Herausgabe des „Duden„) besitzen wir endlich eindeutige Rechtschreibregeln, die außer für Deutschland auch für die Schweiz und Österreich gelten. |
9. | [↑] | unkonventionell: eine Konvention ist eine (aus der Vergangenheit) überlieferte, oft auch traditionelle Verhaltensweise, die kritische Geister gern hinterfragen und möglichst auch ‚verbessern‘ wollen; Die Menschen sträuben sich gegen (allzu viele) Konventionen, indem sie sich dagegen stemmen, – sich unkonventionell verhalten |