Post 12: Die romanische Sprachgruppe

Das Beitragsbild zeigt eine Landschaftszeichnung aus der Toscana, mit Tusche gezeichnet von Leonardo da Vinci (1451 – 1519), italienischer Maler, Bildhauer, Architekt, Anatom, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosoph. Er gilt als einer der berühmtesten Universalgelehrten aller Zeiten.

Post 12:

Die romanische Sprachgruppe

Aus dem Latein der Römer und des späteren Italiens (vgl. Post 9: Erste Zwischenbemerkung), deren Hafenstädte nach der Völkerwanderung für Europas wirtschaftliche Entwicklung von großer Bedeutung waren, entstanden erst zu Beginn des Mittelalters, etwa vom 9. Jahrhundert an, die Sprachen jener Länder, die nach der Römer-Herrschaft eine eigene, ihnen gemäße Entwicklung nehmen konnten. Alle Länder, die mit der Kultur und der lateinischen Sprache der Römer über mehrere hundert  Jahre bekannt geworden waren, entwickelten ihre Landessprachen mehr oder weniger vulgär-lateinisch.[1] [1]vulgär ist ein abwertender Ausdruck, er bedeutet: gewöhnlich. Vulgär-lateinisch ist demnach nicht die korrekte Sprechweise des Lateinischen, sondern ein verstümmeltes Schriftsprachen-Latein; zum leichteren Verständnis: Das uns allen bekannte „Berlinern“ – gesprochen: Balienan – eine für typische Stadtberliner Sprechweise taucht im Schriftdeutsch nur auf, wenn diese spezielle Sprechweise der Urberliner Bevölkerung gemeint ist: Icke bünn ooch’n Baliena, wa?!

Dazu müssen wir uns wieder einen Überblick über die Geschichte Europas verschaffen, –  zunächst ohne „Sprachgeschichte“. Die  Entwicklung unserer Nationen auf dem ganzen mittleren und südlichen Kontinent ist geprägt von Gemeinsamkeiten, deren Hauptbegriff  Romanisch diese Sprachgruppe untrennbar an Römisch bindet.

Die fünfte Zwischenbemerkung: Europa im Mittelalter

Das Römische Reich war schon um 500 zerfallen,  aber die Regierungsformen waren – wie in „alten Zeiten“ – unverändert: Aus der Mitte eines Stammes, eines Volkes, einer Gemeinschaft zusammenlebender Menschen tauchten kluge ‚Führungskräfte‘ auf, die zum Herrscher oder Monarchen  gewählt und wiedergewählt oder bestimmt und in einer Erbfolge wieder bestimmt wurden. So hatten Herrschaftshäuser in ganz Europa das Land (nach vielen blutigen Kämpfen) in „Reiche“ aufgeteilt, und so hatte sich die sesshafte und angestammte Bevölkerung dauerhaft ansiedeln und ‚zugehörig fühlen‘ können. Aber auch in der romanischen Sprachgruppe blieben mehr Sprachen lebendig, als „Reiche“ entstanden waren, die viel später zu Nationen wurden: Wir werden häufiger Dialekte antreffen, die fest in den Teilgesellschaften eines Staates verankert sind.  Sind das frühere Volksstämme? Oder ‚integrierte‘ Bürger?

Abb. 55: https://www.google.de/.kleebachschule.de\ Fliteratur-im-mittelalter-bm.blogspot.

I

II

 

III

 

 

Sieben Einblicke in die politische und kulturelle Situation Europas im Mittelalter:

  1. Die vorherrschende Gesellschafts- und Wirtschaftsform des Mittelalters war der Feudalismus.[2] [2]Feudalismus ist ein Herrschaftssystem, in dem alle Rechte über das ‚Volk‘ (Grundbesitz, Handwerk und Wirtschaft, Religionszugehörigkeit, Erbschaft, Abgaben von Geld und Ernteerträgen, Rechtsprechung und Strafe) bei der obersten Gesellschaftsschicht liegen. Das Christentum hatte sich bis zum  10. Jahrhundert fast in ganz Europa verbreitet. Die zahlreichen Klöster in allen Ländern sorgten für einen starken Anstieg der Landwirtschaft, der Baukunst und der Kultur. Mönche lernten in den Klöstern die lateinische Schrift und die Bibel (in lateinischer Sprache) zu lesen, abzuschreiben und zu illustrieren.
  2. Die Zeichen der kirchlich-christlichen Pracht (tausende von Kirchen, Dome und Kathedralen) und die Zeichen der fürstlichen Macht (Burgen und Schlösser) beherrschten die Baukultur. – Die Merkmale dieser Zeit waren die Romanik (etwa zw. den Jahren 1000 und 1300) und die Gotik (von ca. 1200 bis 1550. Die Backstein-Gotik Norddeutschlands wurde sogar bis ins bis in das 19. Jh. gebaut). Anfangs war es eine christlich geprägte, Gott ergebene Gläubigkeit, die die Menschen ehrwürdige Bauwerke errichten ließen, später wurden die Stilmerkmale mehr und mehr auch auf die Repräsentationsbauten der Herrschenden übertragen: aus Burgen wurden Schlösser, und es entstanden Rathäuser, Paläste und schließlich (um 1800) auch Stadtvillen.                .
Abb. 56: https://www.google.de/search?q=dom+zu+speyer+bilder&tbm=HpM-RINSYQTDgM:

Abb. 56: der Dom zu Speyer; romanischer Baustil (800 bis 1.200) mit vielen Türmen, Anbauten vorn und hinten und entlang der Längsmauern (Seitenschiffe genannt); die relativ kleinen Fenster hatten oben runde Bögen

Abb. 57: Gotische Kathedrale in Amiens, Nordfrankreich

Abb. 57: Kathedrale von Amiens, gotischer Baustil mit den Spitzbögen bei allen sehr hohen Fenstern und dem gemauerten Tragwerk (1150 bis 1450, teilweise auch länger – z.B. wurde der Kölner Dom bis zum Endes 19. Jh‘. gebaut; in England entstanden – in spätgotischen  Varianten -Kirchen ind Schlösser bis heute).

3. Trotz der zahlreichen Städte-Gründungen trat im Laufe des Mittelalters keine wesentliche Änderung der Regierungsformen in Europa ein.[3] [3]Schon um das Jahr 1.000 gab es in Mitteleuropa ca. 3.000 Städte. Allerdings hatten sie durchschnittlich kaum mehr als 2.000 bis 3.000 Einwohner

4. Veränderungen traten aber bei der mächtigen christlichen Kirche ein, deren Oberhaupt, der Papst mit Sitz im Vatikan-Palast in Rom, für das Leben und den Glauben aller Christen im Reich verantwortlich war. Er bekam Gegner aus eigenen Kreisen, die ihrem geistigen Führer (ihrem ‚Heiligen Vater‘) nicht in allen Glaubensfragen gehorsam folgen wollten: Im Jahr 1054 spaltete sich die Kirche, die fast 700 Jahre das Erbe des Römischen Reiches über ganz Europa vergrößert hatte[4] [4]Die Bezeichnung dieser ersten Trennung der christlichen Kirchen ist das Schisma. Fortan gab es im „alten“ Römischen Reich römisch-katholische  Christen, deren Bibeltexte in lateinischer Schrift überliefert wurden, und im oströmischen, dem Byzantinischen Reich griechisch-orthodoxe Christen, die eine andere, die kyrillische Schrift verbreiteten. Die Oberhäupter beider Kirchen kämpften verbissen um die ihre Vormachtstellungen: katholische Christen im Weströmischen Reich – orthodoxe Christen im Oströmischen Reich (s. Abb. 58!).

Abb. 58: Nach dem Schisma: zwei Kirchenreiche – 800px-Great_Schism_1054_wirh_former_borders.png

5. Sprachgeschichtlich haben diese Glaubens-Umwälzungen erhebliche Auswirkungen gehabt: Die griechisch-orthodoxe Religion hat nicht nur andere Glaubensregeln, – sie schreibt auch anders: Seit über 1.000 Jahren gibt es in Europa neben der lateinischen auch die kyrillische Schrift  – vgl.:   Post 5!

6.  Die politische Entwicklung in Europa schritt gegen Ende des Mittelalters unaufhaltsam voran, es entstanden immer mehr neue Staaten: Im Nordwesten hatten sich die Niederlande, Flandern und Brabant gegründet, im Norden die Königreiche England, Norwegen, Schweden, Dänemark, im Osten wuchsen das Königreich Polen und die Großfürstentümer Litauen und Russland, das spätere Kaiser-/Zarenreich  heran, im Südwesten die Königreiche Portugal, Kastilien, Aragon (später vereinigt zu Spanien) und  Frankreich,  nach Südosten hin Ungarn, mehrere kleinere Staaten in Südost-Europa [die Donaufürstentümer Moldawien und die Walachei (Rumänien), Serbien, Montenegro und Bulgarien], dann griechische Fürstentümer und das riesige Osmanische Reich, dessen Hauptstadt zunächst Konstantinopel (Istanbul) und von 1534 Ankara an wurde, seit dem 19. Jahrhundert: die Türkei; dann teilten sich noch in Südeuropa  neun kleine Königreiche oder Herzogtümer das heutige Italien. – Und dazwischen, in Mitteleuropa – zwischen Nord- und Ostsee und der Adriaküste lag das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, ein Bündnis von mehr als dreihundert Kleinstaaten, deren Entwicklung zu Deutschen Ländern (Kleinstaaten) und schließlich zu einem Deutschland sich noch über fünf Jahrhunderte hinziehen sollte (vgl. Posts 16 bis 19).

7. Natürlich fanden nahezu ständig Machtkämpfe  zwischen den Staaten statt, und mit der Reformation auch der zweite Machtkampf zwischen den Religionen statt (der in Wahrheit nur zwei Konfessionen (= Bekenntnisse) des einen, christlichen Glaubens betraf: römisch-katholisch vs. evangelisch-lutherisch. Die Entscheidung über die Wahl des Glaubensbekenntnisses aber lag damals einzig bei jedem Herrscher (siehe oben!). Damit wurden die Verschiedenheiten wiederum zu Machtkämpfen umgeformt. –

In Europa glänzten die Palastbauten der Herrscher, das „Volk“ dagegen litt unter Hunger und Armut, unter Kriegsgräueln und zusätzlich unter Epidemien wie Pest und Cholera.

Heute herrscht Frieden innerhalb der Christlichen Gemeinschaft [5] [5].. im Gegensatz zum Islam, der – etwa um 600 n. Chr. entstanden –  immer noch für große Unruhe in der muslimischen Gesellschaft sorgt: weder die verschiedenen Glaubensrichtungen noch die unterschiedlichen Organisationsformen tolerieren einander, – bis auf die immer wieder  durchbrechende, europaweite Verfolgung der Juden, besonders im Hitler-Deutschland 1933 bis 1945 [vgl. Post 11: Chronik der Unmenschlichkeit].

Ende der fünften Zwischenbemerkung

Setzen wir die Nummerierung aller europäischen Muttersprachen mit romanischen Sprachwurzeln fort:      (für alle folgenden Jahresangaben gilt nur „n.Chr.“). 

34: In Italien

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Abb. 59: Michelangelo: Meister der italienische Renaissance – David.

haben einige Dialekte lange Zeit ganze Landesteile dominiert.  Ähnlich wie in „Deutschland“ bestanden dort bis in das 19. Jh. hinein viele Kleinstaaten. Und dennoch sorgten die reichen Handelsstädte Mailand, Genua, Turin, Rom, Venedig für internationalen Ruhm, besonders  im 16. Jahrhundert war Italien das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Renaissance, ein Kunststil, der von der frühmittelalterlichen Bilderwelt mit ihren religiösen, biblischen Motiven Abstand nahm und sich lieber der künstlerischen Darstellung  der Natur und des Menschen widmete [bei Frankreich – Sprach-Nr. 44 – wird der Begriff noch einmal erläutert]. – Die politische Entwicklung Italiens erscheint hier wichtiger: sie erfolgte erst im 20. Jahrhundert, mit der 

Abb. 60: Albrecht Dürer, 1471 – 1528, Nürnberg, Meister der Deutschen Renaissance

wirklichen Vereinheitlichung der gesprochenen Sprache erst aufgrund der nationalen Einigung. Als italienische Einheitssprache setzte sich im 19. Jahrhundert in dem (dann) vereinigten Königreich Italien der „florentinische“ Dialekt durch. –  Aber daneben gibt es in Italien noch weitere Muttersprachen. Einige Sprachwissenschaftler vertreten bis heute die Meinung, dass z. B. …

35: … Sizilien …

… aufgrund seiner besonderen Lage als Jahrhunderte altes Seefahrer- und Handelszentrum aus vorchristlichen Zeiten seine sizilianische Sprache  von Seefahrern aus Persien, Arabien, Griechenland und Nordafrika bereichert hat mit den vielen Begriffen (und Sprachregeln!) aus den fremden Kulturen.  Sizilianisch gilt, je nach Standpunkt, immer noch als ein Dialekt der italienischen Sprache oder eine eigenständige Einzelsprache. Es wird von etwa fünf Millionen Sprechern in Sizilien selbst und einigen weiteren in den Regionen Apulien, Kalabrien und Kampanien gesprochen. Auch

36: Sardinien

tendiert mit auffallend vielen katalanischen und gallischen  Sprachanteilen zu einer altfranzösischen Sprache. Sardisch hat sich andererseits aber deutlich mehr lateinische Elemente bewahrt als das offizielle Italienisch. Dagegen ist

37: das Korsische …

[7] Die schwarzen Köpfe auf den Flaggen sind Hinweise auf die maurische Bevölkerung dieser beiden Inseln

 … eher als eine eigene Sprache anzusehen, ihr Vokabular und ihre Diktion neigen teils zum (französischen)  Galloromanischen, teils zum Italoromanischen (Vokabular: Wort-Auswahl und -gebrauch; Diktion: Sprechweise). Im frühen Mittelalter gehörte Korsika zum Königreich Norditalien, vom 18. Jahrhundert an zu  Frankreich (die Insel war vom „Mutterland verkauft“ worden), auf der Insel wurde Napoleon geboren, die Korsen fühlen sich als Franzosen. (Aber sie sprechen außerdem korsisch.) –

Auch das Rätoromanische (entstanden im Sprachbereich der Dolomiten) tritt schon im Nordosten Italiens auf und reicht bis in den Süden Tirols hinein:

38: Friaul und Venetien      

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Das Friaul ist eine italienische Provinz im nordöstlichsten Zipfel Italiens, das aus Gebieten Südost-Tirols und Nordvenetien (einschl. Triest) besteht. Hier wird Friaulisch oder Furlanisch gesprochen . Ein Großteil der Bevölkerung spricht neben Italienisch auch Österreichisch Deutsch. Friaulisch ist eine anerkannte und geförderte Sprache ist, die an den Schulen des Friauls als ordentliches Fach in die Lehrpläne aufgenommen wurde.

Die Ibero-Romanische Sprachgruppe

Abb. 61: (auf einer alten Banknote) Dame de Elche. Iberische Steinbüste aus dem 5. Jh. v.Chr.

hat ihren Namen nach dem uralten Volksstamm der Iberer, die schon um 800 v.Chr. gemeinsam mit den Griechen und den Phöniziern Handelsstädte an ihrer Mittelmeerküste aufbauten. Dann kamen römische Kauf- und Seeleute dazu und so entwickelte sich zwischen dem 3. und dem 8. Jahrhundert die portugiesische Sprache (portugiesisch português)  mit  der kastilischen Sprache und  dem Galicischen in Nordwest-Spanien zu einer gemeinsamen Ursprungssprache. Nach der Herausbildung der Staaten Portugal und Kastilien entwickelten sich – neben dem Katalanischen – die beiden heutigen Sprachen Spanisch und Portugiesisch als Weltsprachen.

39: Portugal

Portugiesisch wird von über 240 Millionen Muttersprachlern gesprochen; die Sprache gehört zur iberoromanischen Abteilung dieser Sprachgruppe (benannt nach den Iberern, einem alten Volksstamm auf der südöstlichen Halbinsel Europas).

  Die Sprachgebiete bedeckten fast den ganzen Süden der iberischen Halbinsel, aber sie wurden  zwischen 700 und 1200 von nordafrikanischen Mauren (Mohammedanern) besetzt (Vgl. dazu unten: Spanisch). Schon in dieser Zeit entwickelte sich die portugiesische Sprache als erste eigenständige Sprache des im 12. Jh. gegründeten Königreichs Portugal.

40: Galicien

ist ein Gebiet in der nordwestlichen „Ecke“ Spaniens, fast so groß wie Belgien und mit seiner wilden

Atlantikküste ein beliebtes Urlaubsland, weltberühmt ist der Wallfahrtsort Santiago la Compostella. Mehr als 60 % der Bewohner sprechen Galicisch, das auch eine offizielle Staatssprache ist, sich aber inzwischen mehr zum Dialekt zurück bildet.[6] [6]Ob die Wirren des Frühmittelalters dafür verantwortlich zu machen sind, sei dahingestellt: Jedenfalls gab es „am anderen Ende“ von Europa – im westlichen Teil der heutigen Ukraine, südlich von Polen – zwischen 1770 und 1918 – ein Königreich Galizien, dass allerdings territorial schon in den 20er Jahren des 19. Jh.‘ als Königreich dem Kaiserreich Österreich-Ungarn zugesprochen worden war.

41: Spanisch

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Abb. 62: Sevilla – 330px-La_Giralda_e_il_lampione.jpg

ist die Stammsprache der iberoromanischen Sprachen, hatte sich durch alte Dialekte (kastilisch und katalanisch – s. u.!) schon während und auch nach der Herrschaft der Römer nur eingeschränkt dem Vulgärlateinischen zugewandt, und diese Muttersprachen waren auch weder von den nachfolgenden Westgoten noch von der fast 700 Jahre andauernden, Besetzung des gesamten  Süden Spaniens durch Araber (die Mauren) verdrängt worden, – Herrscher waren die Kalifen von Cordoba[7]. [7]Nach dem Rückzug der römischen Besatzung hatten zunächst westgotische Volksstämme das Land besiedelt, bis um 700 die Araber das Land eroberten und bis in das 15. Jh. friedlich regierten, – in guter Nachbarschaft mit den einheimischen Christen. Man spricht heute von der Blütezeit Spaniens.) Das arabische Erbe schlug sich sowohl in der Architektur als auch in der Sprache nieder

Das arabische Erbe dieser Zeit  schlug sich sowohl in der Architektur als auch in der Sprache der Spanier nieder. – Im 15. Jh. vereinigten sich die beiden Königreiche Kastilien und Aragon zum Spanischen Königreich, das daraufhin dem ‚kleinen‘ Nachbarn Portugal die See-Vormachtstellung streitig machte und die Entdeckungsreisen des gebürtigen Italieners Columbus nach Amerika finanzierte.

42: Andalusien

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In der großen südwestlichen Provinz an der mediterranen „Sonnenküste“, spricht heute weit über seine Grenzen hinaus einen schwer zu verstehenden spanischen Dialekt, weil viele Konsonanten an den Wortenden gern weggelassen werden: andalusisch

In Katalonien und Andorra

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im Nordosten von Spanien, wie auch in dem kleinen Pyrenäen-Staat ANDORRA (Fürstentum Andorra , besteht seit dem 10. Jahrtausend, seit 1276 ein selbständiger Staat) wird katalanisch gesprochen,  eine Sprache, die dem

300px-Die katalanische Flagge-nur-in-Spaniens  Nationalfarben.svg.png

dem alten Südwest-französischen Galloromanischen

Andorra

ähnlich ist eine „Pyrenäen-Sprache“ – hier ohne Sprach-Nr., –  vgl. die „römische“ Karte Gallien unten und Sprach-Nr. 44!

43: Die kastilische Sprache

Kastilien

…  dagegen  zeichnet sich dadurch aus, dass er stärker von den vor-romanischen Sprachen geprägt war: im Mittelalter hatte sich das Königreich Aragon mit dem Königreich Kastilien und später verbunden, vor allem gegen die maurischen Nachbarn. Die aber wurden um 1492 besiegt (unter Führung des „spanischen Nationalhelden“ El Cid). So entstand der    iberische Staat (!). Und durch politische Umstände wurde kastilisch zur Nationalsprache Spaniens.

Die sechste Zwischenbemerkung

NEUZEIT  nennt sich die Epoche vom Jahr 1500 an, oder auch  das Zeitalter der Entdeckungen. Der nächste große Zeitabschnitt wäre dann das Jahrhundert der Revolutionen

Spanien und Portugal haben als Beherrscher der Weltmeere ihre Landessprachen an die von ihnen entdeckten Länder und späteren Kolonien über die ganze Erdkugel verteilt:

SPANISCH

… ist die Amtssprache in Argentinien, Chile, Kolumbien, Uruguay und Venezuela und eine der Amtssprachen von Bolivien, Ecuador, Paraguay, Peru. Das Land mit den meisten spanischen Muttersprachlern ist Mexiko. Auch in Kuba und der Dominikanischen Republik ist Spanisch die Amtssprache, – und damit für fast 400 Mio. Menschen auch die Muttersprache.

PORTUGISISCH 

… verbreitete sich weltweit im 15. und 16. Jahrhundert, als Portugal sein Kolonialreich aufbaute, das in Teilen bis in das Jahr 1975 überdauerte und Gebiete in Brasilien, Afrika und an den Küsten Asiens umfasste. Neben dem eigentlichen Portugiesischen gibt es etwa zwanzig Kreolsprachen auf überwiegend portugiesischer Basis. (Kreolen war früher eine der Bezeichnungen für die Nachkommen von südwesteuropäischen Siedlern und den eingeborenen Bewohnern in den außereuropäischen Kolonien Mittel- und Südamerikas, aber auch auf anderen Kontinenten.)

Abb. 63:          Hoheitszeichen des Königreichs Spanien

Abb. 64:  Hoheitszeichen des Königreichs Portugal

Mehr als 700.000 Menschen auf der Erde sprechen ibero-romanischen Sprachen: Portugiesisch oder Spanisch

–  –  –  –  –  –  –  –  –  –

Wir kommen zu den franko-romanischen Sprachen:

Gallien war, wie es die Römer in dieser Karte sahen, um 700 v.Chr. von Kelten

Abb. 65: Römische Karte von Gallien   

Gallier Römer Germanen

… erobert worden, die sich aber schon bald wieder zurückgezogen hatten. Um 125 n.Chr. hatten dann die Römer mit der flächendeckenden Besetzung des Landes begonnen. Es war ein Jahrhunderte langer, grausamer Eroberungskrieg, bis um das Jahr 750 (n.Chr.!) die letzte gallische Provinz (das gallische Dorf!) ‚römisch‘ wurde; bald darauf begann der Untergang des (west-)römischen Reiches, und die während der Völkerwanderung angesiedelten, zuvor von den Römern unterdrückten, ehemals westgermanischen Franken übernahmen die Herrschaft. Nach der Teilung des Reichs von Karl d. Gr. setzten sich (linksrheinisch) die romanische Kultur und Sprache der Franken von dem (rechtsrheinischen) fränkischen Osten des (alten) Reiches ab.[8] [8]Das Altfränkische ist also nicht mit dem Altfranzösischen zu verwechseln. Zwar gab es Berührungspunkte zwischen beiden Sprachen; während das Altfranzösische jedoch eine romanische Sprache ist, zählt das Fränkische zur germanischen Sprachfamilie.  Unter Karl d. Gr. erhielt das Altfränkische die amtliche Bezeichnung „theodisca lingua“, was so viel wie die „Sprache des Volkes“ bedeutet. Von diesem Begriff leitet sich übrigens das Wort „deutsch“ ab. [Ein Vorläufer des Begriffs findet sich allerdings schon im vierten Jahrhundert.] – Die mehrfache Reichsteilung dieses riesigen Gebietes begann um 850 n. Chr.    Sie eroberten nach dem endgültigen Sieg über eine letzte römische Provinz 486 n.Chr.  das ganze Gebiet  von Gallien, das heutige

44:    Frankreich;

und sie prägten entscheidend den französischen Wortschatz: Um die 700 Wortstämme wurden von den Franken übernommen (z. B. alise ‚Mehl- oder Elsbeere‘ [vgl. nl. els ‚Erle‘, entsprechend dt. Erle], blanc ‚weiß‘, danser ‚tanzen‘ [vgl. althochdeutsch dansōn ‚ziehen, dehnen‘], écran ‚Schirm‘ [vgl. engl. screen  und  dt. Schrank], gris  ‚grau‘, guerre  ‚Krieg‘ [vgl. niederländisch werre  ‚Ärgernis, Verwirrung’ jardin ‚Garten‘, lécher ‚lecken‘ u. v. a.. Noch Karl der Große (Krönung 800 n.Chr.) sprach als Muttersprache Fränkisch. Er sorgte auch für eine flächendeckende Missionierung seiner Untertanen und – ermöglicht durch die zahlreichen Klöster, die er in ganz Mitteleuropa errichten ließ – bestand auf der Verbreitung der lateinischen Schriftsprache. Sprachgeschichtlich spricht man im Zeitraum von 842 bis etwa 1340 von Altfranzösisch, und von 1340 bis etwa 1610 von Mittelfranzösisch. Am 15. August 1539 erließ der zweite französische König des Renaissancezeitalters. [9] [9]Renaissance: Die Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts; der Name ist französischen Ursprung: Wiedergeburt; und er verweist auf die „neue“ Hinwendung der Mensch, vor allem auch der Maler und Bildhauer, zu einer genauen Nachbildung der Natur (und natürlich auch des Menschen), – weg von der religiösen Verschlüsselung  der Bildmotive. Bestes Erkennungsmerkmal dieser Neuen Kunst: der Himmel auf den Gemälden ist nun blau und nicht – wie zuvor: golden oder symbolisch angedeutet.     

 

Abb. 66: Albrecht Altdorfer, 16. Jh. 390px-Altdorfer-Donau.jpg        

Abb. 67: Buchmalerei aus dem 11. Jh.

Mit dieser Naturnähe, diesem künstlerischen Drang, die Natur – und den Menschen – zu erforschen, beginnt – historisch gesehen – für uns die NEUZEIT Franz I., ein Edikt (ein Erlass vom Kaiser, vom König oder vom Papst) mit dem das Französische die Amtssprache in Frankreich wurde. Aber immer noch besteht eine Sprachgrenze im heutigen Belgien, die das Land in Wallonien und Flandern zerteilt (die Einen sprechen französisch, die Anderen brabant und niederländisch – s. o.: Nr. 27 und 28! Die Dominanz des Romanischen erklärt sich unter anderem aus dem nach wie vor hohen Prestige des Lateinischen, sowie aus der Übernahme franko-germanischer Sprachanteile. Im Laufe des Mittelalters entwickelte sich Paris zum Zentrum des (normannischen) Adels, König Wilhelm („Le Conquéreur“/William the Conqueror) wurde Englands Herrscher, 200 Jahre sprach der englische Hochadel nur französisch. Im 15 Jh. gewann Frankreich größte politische und diplomatische Macht. Und nun sprach der Adel ganz Europas französisch, die französische Literatur  gewann Weltruf, und der Philosoph Voltaire war einer der führenden Köpfe der aufklärenden  Kritik am Feudalismus – s.o.! – und an der katholischen Kirche. (Voltaire war ein guter Freund des Preußischen Königs Friedrich d. Gr., der am liebsten auch nur französisch sprach.)[10] [10]das Zeitalter der Aufklärung wird meist auf etwa 1650 bis 1800 datiert. Kennzeichen der Aufklärung sind die Berufung auf die menschliche Vernunft, der Kampf gegen Vorurteile, die Hinwendung zu den Naturwissenschaften, zur religiösen Toleranz. Die Aufklärung zielte auf mehr Emanzipation, Bildung, Bürgerrechte, Menschenrechte und das Gemeinwohl als Staatspflicht; Voltaire, erster Repräsentant der Aufklärung, hatte großen Einfluss auf das preußische Königshaus und bereitete die geistige Wende des politischen Denkens in Europa vor.

45: Provenzalisch,

Fahne der Provence

die Sprache der Provence, im Süden Frankreichs (südlich von Valence bis zum Mittelmeer und dort zwischen Arles und Nizza), blieb bis heute erhalten, obwohl sie von der französischen Republik lange Zeit unterdrückt worden war. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wird sie wieder gesprochen. Die Bevölkerung mit provenzalischer Muttersprache wird Les Provençales genannt.

46: Okzitanisch (occitan Langue d’oc)

Tolosanerkreuz auf der Flagge der französischen Region Midi-Pyrénées – Hauptstadt Toulouse

Okzitanisch ist eine galloromanische Sprache, die hauptsächlich im südlichen Drittel Frankreichs gesprochen wird, am Mittelmeer zwischen Nîmes und Gerona in Nordwest-Spanien, dann im katalanischen Tourismusgebiet der Pyrenäen – mit der Hauptstadt Toulouse – bis nach Bordeaux auf dem Territorium Frankreichs (Val d’Aran); in Katalonien ist Okzitanisch auch Amtssprache. 

47: Rumänien und Moldawien

www.internationale-fahnen.de-flagge_rumänien

 

Rumänisch ist die östlichste der romanischen Sprachen aus dem italisch-romanischen Zweig des indoeuropäischen Sprachstamms. Die Nationalfahne hat die gleichen Farben wie Andorra (Sprach-Nr. 40), Das Staats-Wappen (links) ist – natürlich – ein ganz anderes.  Aber als offizielle Sprache wird das Rumänische in Rumänien und …

auch in der Republik Moldau[11] [11]Die Republik Moldau, umgangs-sprachlich Moldawien,  ist ein Binnenstaat in Südosteuropa. Er grenzt im Westen an Rumänien und wird im Norden, Osten und Süden vollständig von der Ukraine umschlossen, so dass kein direkter Zugang zum stellenweise nur zwei Kilometer entfernten Schwarzen Meer besteht. – Das Land gehörte einst zum russischen Zarenreich, später zur Sowjetunion, und erst seit der Unterzeichnung des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts (1939) hatte es Zugang zur deutschen Sprache gefunden. Als eigenständiger Staat existiert die Republik Moldau erst seit 1991, als die Moldauische Sowjetrepublik sich während der Auflösung der Sowjetunion für unabhängig erklärte. Die politische Entwicklung des Landes wird seit dieser Zeit aber immer wieder behindert, etwa wie zur Zeit in der Ukraine [Krim-Konflikt]. gesprochen; darum fehlt hier die Sprach-Nr. Auch hier sind die Nationalfarben gleich, aber das (hier integrierte Staatswappen ein anderes. –

Von den 20,1 Millionen Einwohnern (2011) Rumäniens sind 85% Muttersprachler. In Moldawien gibt es 2,6 Millionen Muttersprachler, was 65% der Gesamtbevölkerung entspricht.  Außerhalb der  heutigen Grenzen Rumäniens und Moldawiens leben fast 11 Millionen Sprecher: darunter z. B. in der Ukraine 400.000, in Serbien 150.000 und in Ungarn (s. Post 9! ...) 20.000; in den USA und Kanada 3,6 Millionen, und In der restlichen Welt leben noch einmal rd. 3,5 Millionen Rumänen und Moldauer. Die Muttersprache Rumänisch ist von zahlreichen Wörtern der Nachbarsprachen durchsetzt: es gibt deutsche und albanische Lehnswörter und auffallend viele Slawismen, Gräzismen, Ungarismen und Turzismen (Anklänge an slawische, griechische, ungarische und türkische Sprach-Klänge).

Im folgenden Post 13 erfassen wir die „jüngeren“ Muttersprachen Europas, die baltischen und die slawischen Sprachgruppen.

 

Anmerkungen

[1]  vulgär ist ein abwertender Ausdruck, er bedeutet: gewöhnlich. Vulgär-lateinisch ist demnach nicht die korrekte Sprechweise des Lateinischen, sondern ein verstümmeltes Schriftprachen-Latein; zum leichteren Verständnis: Das uns allen bekannte „Berlinern“ – gesprochen: Balienan – taucht im Schriftdeutsch nur auf, wenn die spezielle Sprechweise der Urberliner Bevölkerung gemeint ist (die heute auch gern von Norddeutschen nachgeahmt wird, um eine Berliner Herkunft vorzutäuschen: Icke bünn ooch’n Baliena, wa?!)

[2]  Feudalismus ist ein Herrschaftssystem, in dem alle Rechte über das ‚Volk‘ (Grundbesitz, Handwerk und Wirtschaft, Religionszugehörigkeit, Erbschaft, Abgaben von Geld und Ernteerträgen, Rechtsprechung und Strafe) bei der obersten Gesellschaftsschicht liegen.

[3]  Schon um das Jahr 1.000 gab es in Mitteleuropa ca. 3.000 Städte. Allerdings hatten sie durchschnittlich kaum mehr als 2.000 bis 3.000 Einwohner

[4]  Schisma ist die Bezeichnung der ersten Trennung der christlichen Kirchen. Fortan gab es im „alten“ Römischen Reich römisch-katholische  Christen, deren Bibeltexte in lateinischer Schrift überliefert wurden, und im oströmischen, dem Byzantinischen Reich griechisch-orthodoxe Christen, die sich in der kyrillischen Schrift ausbildeten

[5]  .. im Gegensatz zum Islam, der – etwa um 600 n. Chr. entstanden –  immer noch für große Unruhe in der muslimischen Gesellschaft sorgt: weder die verschiedenen Glaubensrichtungen noch die unterschiedlichen Organisationsformen tolerieren einander

[6]  Ob die Wirren des Frühmittelalters dafür verantwortlich zu machen sind, sei dahingestellt: Jedenfalls gab es am anderen Ende von Europa – im westlichen Teil der heutigen Ukraine, südlich von Polen –zwischen 1770 und 1918 ein Königreich Galizien, dass allerdings territorial schon in den 20er Jahren des 19. Jh.‘ als Königreich dem Kaiserreich Österreich-Ungarn zugesprochen worden war.

[7]  Nach dem Rückzug der römischen Besatzung hatten zunächst westgotische Volksstämme das Land besiedelt, bis um 700 die Araber das Land eroberten und bis in das 15. Jh. friedlich regierten, – in guter Nachbarschaft mit den einheimischen Christen. Man spricht heute von der Blütezeit Spaniens.) Das arabische Erbe schlug sich sowohl in der Architektur als auch in der Sprache nieder

[8]  Das Altfränkische ist nicht mit dem Altfranzösischen zu verwechseln. Zwar gab es Berührungspunkte zwischen beiden Sprachen; während das Altfranzösische jedoch eine romanische Sprache ist, zählt das Fränkische zur germanischen Sprachfamilie.  Unter Karl d. Gr. erhielt das Altfränkische die amtliche Bezeichnung „theodisca lingua“, was so viel wie die „Sprache des Volkes“ bedeutet. Von diesem Begriff leitet sich übrigens das Wort „deutsch“ ab. (Ein Vorläufer des Begriffs findet sich allerdings schon im vierten Jahrhundert.)  – Reichsteilung: um 850 n. Chr.

[9] Renaissance: Die Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts; der Name ist französischen Ursprung: Wiedergeburt; und er verweist auf die „neue“ Hinwendung der Mensch, vor allem auch der Maler und Bildhauer, zu einer genauen Nachbildung der Natur (und natürlich auch des Menschen), – weg von der religiösen Verschlüsselung  der Bildmotive. Bestes Erkennungsmerkmal dieser Neuen Kunst: der Himmel auf den Gemälden ist nun blau und nicht – wie zuvor: golden. – Vgl. 59 oben

[10]  das Zeitalter der Aufklärung wird meist auf etwa 1650 bis 1800 datiert. Kennzeichen der Aufklärung sind die Berufung auf die menschliche Vernunft, der Kampf gegen Vorurteile, die Hinwendung zu den Naturwissenschaften, zur religiösen Toleranz. Die Aufklärung zielte auf mehr Emanzipation, Bildung, Bürgerrechte, Menschenrechte und das Gemeinwohl als Staatspflicht; Voltaire, erster Repräsentant der Aufklärung, hatte großen Einfluss auf das preußische Königshaus und bereitete die geistige Wende des politischen Denkens in Europa vor.

[11]  Die Republik Moldau, umgangssprachlich Moldawien,  ist ein Binnenstaat in Südosteuropa. Er grenzt im Westen an Rumänien und wird im Norden, Osten und Süden vollständig von der Ukraine umschlossen, so dass kein direkter Zugang zum stellenweise nur zwei Kilometer entfernten Schwarzen Meer besteht. – Das Land gehörte einst zum russischen Zarenreich, später zur Sowjetunion, und erst seit der Unterzeichnung des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts (1939) hatte es Zugang zur deutschen Sprache gefunden. Als eigenständiger Staat existiert die Republik Moldau erst seit 1991, als die Moldauische Sowjetrepublik sich während der Auflösung der Sowjetunion für unabhängig erklärte. Die politische Entwicklung des Landes wird seit dieser Zeit aber immer wieder behindert, etwa wie zur Zeit in der Ukraine [Krim-Konflikt]

 

Anmerkungen   [ + ]

1. vulgär ist ein abwertender Ausdruck, er bedeutet: gewöhnlich. Vulgär-lateinisch ist demnach nicht die korrekte Sprechweise des Lateinischen, sondern ein verstümmeltes Schriftsprachen-Latein; zum leichteren Verständnis: Das uns allen bekannte „Berlinern“ – gesprochen: Balienan – eine für typische Stadtberliner Sprechweise taucht im Schriftdeutsch nur auf, wenn diese spezielle Sprechweise der Urberliner Bevölkerung gemeint ist: Icke bünn ooch’n Baliena, wa?!
2. Feudalismus ist ein Herrschaftssystem, in dem alle Rechte über das ‚Volk‘ (Grundbesitz, Handwerk und Wirtschaft, Religionszugehörigkeit, Erbschaft, Abgaben von Geld und Ernteerträgen, Rechtsprechung und Strafe) bei der obersten Gesellschaftsschicht liegen.
3. Schon um das Jahr 1.000 gab es in Mitteleuropa ca. 3.000 Städte. Allerdings hatten sie durchschnittlich kaum mehr als 2.000 bis 3.000 Einwohner
4. Die Bezeichnung dieser ersten Trennung der christlichen Kirchen ist das Schisma. Fortan gab es im „alten“ Römischen Reich römisch-katholische  Christen, deren Bibeltexte in lateinischer Schrift überliefert wurden, und im oströmischen, dem Byzantinischen Reich griechisch-orthodoxe Christen, die eine andere, die kyrillische Schrift verbreiteten
5. .. im Gegensatz zum Islam, der – etwa um 600 n. Chr. entstanden –  immer noch für große Unruhe in der muslimischen Gesellschaft sorgt: weder die verschiedenen Glaubensrichtungen noch die unterschiedlichen Organisationsformen tolerieren einander
6. Ob die Wirren des Frühmittelalters dafür verantwortlich zu machen sind, sei dahingestellt: Jedenfalls gab es „am anderen Ende“ von Europa – im westlichen Teil der heutigen Ukraine, südlich von Polen – zwischen 1770 und 1918 – ein Königreich Galizien, dass allerdings territorial schon in den 20er Jahren des 19. Jh.‘ als Königreich dem Kaiserreich Österreich-Ungarn zugesprochen worden war.
7. Nach dem Rückzug der römischen Besatzung hatten zunächst westgotische Volksstämme das Land besiedelt, bis um 700 die Araber das Land eroberten und bis in das 15. Jh. friedlich regierten, – in guter Nachbarschaft mit den einheimischen Christen. Man spricht heute von der Blütezeit Spaniens.) Das arabische Erbe schlug sich sowohl in der Architektur als auch in der Sprache nieder
8. Das Altfränkische ist also nicht mit dem Altfranzösischen zu verwechseln. Zwar gab es Berührungspunkte zwischen beiden Sprachen; während das Altfranzösische jedoch eine romanische Sprache ist, zählt das Fränkische zur germanischen Sprachfamilie.  Unter Karl d. Gr. erhielt das Altfränkische die amtliche Bezeichnung „theodisca lingua“, was so viel wie die „Sprache des Volkes“ bedeutet. Von diesem Begriff leitet sich übrigens das Wort „deutsch“ ab. [Ein Vorläufer des Begriffs findet sich allerdings schon im vierten Jahrhundert.] – Die mehrfache Reichsteilung dieses riesigen Gebietes begann um 850 n. Chr.
9. Renaissance: Die Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts; der Name ist französischen Ursprung: Wiedergeburt; und er verweist auf die „neue“ Hinwendung der Mensch, vor allem auch der Maler und Bildhauer, zu einer genauen Nachbildung der Natur (und natürlich auch des Menschen), – weg von der religiösen Verschlüsselung  der Bildmotive. Bestes Erkennungsmerkmal dieser Neuen Kunst: der Himmel auf den Gemälden ist nun blau und nicht – wie zuvor: golden oder symbolisch angedeutet.     

 

Abb. 66: Albrecht Altdorfer, 16. Jh. 390px-Altdorfer-Donau.jpg        

Abb. 67: Buchmalerei aus dem 11. Jh.

Mit dieser Naturnähe, diesem künstlerischen Drang, die Natur – und den Menschen – zu erforschen, beginnt – historisch gesehen – für uns die NEUZEIT

10. das Zeitalter der Aufklärung wird meist auf etwa 1650 bis 1800 datiert. Kennzeichen der Aufklärung sind die Berufung auf die menschliche Vernunft, der Kampf gegen Vorurteile, die Hinwendung zu den Naturwissenschaften, zur religiösen Toleranz. Die Aufklärung zielte auf mehr Emanzipation, Bildung, Bürgerrechte, Menschenrechte und das Gemeinwohl als Staatspflicht; Voltaire, erster Repräsentant der Aufklärung, hatte großen Einfluss auf das preußische Königshaus und bereitete die geistige Wende des politischen Denkens in Europa vor.
11. Die Republik Moldau, umgangs-sprachlich Moldawien,  ist ein Binnenstaat in Südosteuropa. Er grenzt im Westen an Rumänien und wird im Norden, Osten und Süden vollständig von der Ukraine umschlossen, so dass kein direkter Zugang zum stellenweise nur zwei Kilometer entfernten Schwarzen Meer besteht. – Das Land gehörte einst zum russischen Zarenreich, später zur Sowjetunion, und erst seit der Unterzeichnung des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts (1939) hatte es Zugang zur deutschen Sprache gefunden. Als eigenständiger Staat existiert die Republik Moldau erst seit 1991, als die Moldauische Sowjetrepublik sich während der Auflösung der Sowjetunion für unabhängig erklärte. Die politische Entwicklung des Landes wird seit dieser Zeit aber immer wieder behindert, etwa wie zur Zeit in der Ukraine [Krim-Konflikt].