Zum Beitragsbild
Otto Dix (1891-1969) – 1932: Der Krieg, ein Triptychon. Dresden Gemäldegalerie. 204 x 408, Sockel 60 x 20. Das Bildformat Triptychon ist – bis zu diesem Dix-Werk – immer ein dreiteiliges Altarbild gewesen. Altarbilder stehen traditionell auf dem Altar(tisch) im vorderen Kirchenraum, oder sie sind über dem Altar fest montiert. Sie sind meistens auf Holzplatten und in Öl gemalt. Dieses Altarbild hat – ebenfalls traditionell – zwei Flügel, die auf- oder zugeklappt werden können und ggf. auch beidseitig bemalt sind. Das Sockelbild dient als Aufsatz für die drei Altarbilder. Altarbilder haben in aller Regel religiöse, biblische Themen; sie regen zur Andacht und zum Gebet an. Krieg, wie hier, gehörte bisher nicht in ‚die Kirche‘. Oder im 20. Jahrhundert doch? dachte Dix, der deutsche Maler.
Das 20. Jahrhundert
Abb. 108: Otto Dix, 1927 – 28: Großstadt, Triptychon, 181 x 402 cm. Folkwang Museum Essen
Die Entscheidung des Künstlers, gleich für zwei seiner Darstellungen die Form des Triptychons zu wählen, macht deutlich, wie kritisch Dix seine Bildinhalte verstanden wissen wollte: Die ‚verrückte‘ Gläubigkeit der Menschen an den Glanz ihrer Zeit und wenig später an den Irrsinn der Kriegsvorbereitungen. [Er malte übrigens das Kriegsbild in Erinnerung an den schrecklichen Ersten Weltkrieg [mit den ersten „Tanks“ (Panzerwagen), die die Schützengräben zuschaufelten und die Soldaten darin zermalmten, mit den Flammenwerfer- und Giftgas-Einsetzen. Und danach die „Goldenen 20er Jahre“ in Berlin mit den Kriegsverstümmelten vor den Bars, die Schnürsenkel und Streichhölzer anboten, um überleben zu können, und wo „drinnen“ wilde Partys gefeiert wurden.]
Diese beiden Abbildungen von Dix, einem (bis 1935) angesagten Künstler seiner Zeit [1] [1]Otto Dix, * 2. Dezember 1891 in Gera; † 25. Juli 1969 in Singen a. R., war einer der bedeutendsten Maler und Grafiker des 20. Jahrhunderts (Realismus), kämpfte im 1. Weltkrieg (wie viele junge Künstler), wurde Professor an der Künstlerakademie Dresden und erhielt nach Hitlers Machtergreifung als einer der ersten Künstler Malverbot. Auch in der DDR wurde er, trotz seines kritischen Realismus, nicht sonderlich geschätzt, 1959 wurde er in der Bundesrepublik mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt spiegeln die Extreme der 1. Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wider. Die deutsche Gesellschaft schwankte zwischen dem katastrophalen Zusammenbruch und den Hungerjahren nach dem Ersten Weltkrieg und dem Aufschwung der Neureichen, der Kriegsgewinnler mit ihrer Spießigkeit und ihrem Größenwahn, der Hitler den Erfolg vorbereitete, diese ‚Stimmung‘ steigerte sich noch einmal zu der Massenhysterie des Nationalsozialistischen Weltsieg-Glaubens und international zu den größten Kriegsverbrechen der Weltgeschichte bis heute.
Das 20. Jahrhundert wird für uns deutsche von den beiden Weltkriegen überschattet, an deren Entstehen und Verläufen wir als Nation große Verantwortung zu tragen haben.
1. Teil: Geschichte der deutschen Sprache
In die Zeit des Jahrhundert-Wechsels fällt der Übergang Deutschlands von einem landwirtschaftlich geprägten Land zu einem modernen Industriestaat. Dabei dominierten zu Beginn des Reiches der Eisenbahnbau und die Schwerindustrie; später kamen als neue Leitsektoren die chemische Industrie und die Elektroindustrie hinzu. 1895 kam die Landwirtschaft nur noch auf 32 %, der sekundäre Sektor dagegen auf 36 %. Im Jahr 1910 zählte man 10,5 Millionen Beschäftigte in der Landwirtschaft, hingegen in Industrie, Verkehr und Dienstleistungsberufen bereits 13 Millionen Arbeitnehmer.
Zu den stagnierenden Kräftenen der Gesellschaft gehörte der alte städtische Mittelstand. Handwerker fühlten sich oft von der Industrie in ihrer Existenz bedroht. Die Realität zeigte sich allerdings unterschiedlich: Es gab überbesetzte traditionelle Handwerksberufe; andererseits profitierten das Bau- und Nahrungsmittelgewerbe von der wachsenden Bevölkerung und der Stadtentwicklung. Viele Berufe passten sich an diese Entwicklungen an, zum Beispiel stellten die Schuhmacher keine Schuhe mehr her, sondern reparierten sie nur noch. Vergleichbare Veränderungen waren auch in der Bekleidungs- und der Möbelproduktion zu beobachten.
Zunächst gelang es dem Bürgertum, seine kulturellen Ansprüche weitgehend aufrecht zu erhalten, wobei das Wirtschaftsbürgertum (einschließlich der großen Industrie-Unternehmer) ökonomisch am meisten profitierte. Dank der allgemeinen Regsamkeit der Bildungsbürger verbreitete sich zunächst auch das Vereinswesen (Kultur, Musik und Sport), der politische Einfluss des Bürgertums blieb dennoch begrenzt, zum Beispiel durch die Eigenarten des politischen (Wahl-)Systems und durch die starren Schranken zwischen den gesellschaftlichen Schichten. Dennoch wuchs Deutschland zu einem Zentrum der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Forschung an.
2. Teil: Die Weltkriege und dazwischen: Die erste Deutsche Republik
Gemessen an dem oben angedeuteten, aus dem vorigen Jahrhundert resultierenden emanzipatorischen Schub des geistigen Bewusstseins der (deutschen) Gesellschaft[2] [2].. mit allem, was ich oben in Post 18 und Post 19 zusammengestellt habe: mit dem Wissen und dem Erleben, das unsere Welt bereichert hat, einschließlich aller Erfahrungen, die uns die unermesslichen Welten neuer Bilder, neuer Klänge und neuer Texte anbieten, schienen die politischen Brüche in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts für die Geschichte unserer Sprache von geringer Bedeutung. Die Menschen hatten sich verändert, hatten auch leiden müssen – Veränderungen sind oft schmerzlich, – aber letztlich gesellschaftlich hatten die Menschen doch „überlebt“, zumindest war ihre Sprache (und ihr Denken?) wenig verändert worden. Das Elend der arbeitenden Stadtmenschen wurde „gesellschaftlich“ überdeckt (siehe Beitragsbilder!) und zeigte sich erst später. – Für die Weltgeschichte waren diese „Veränderungen“ allerdings von enormer Bedeutung, eher mit Umstürzen vergleichbar. Und daran hatten und haben wir Deutschen [fortan] einen unrühmlichen Anteil.[3] [3]Das deutsche Kaiserreich (1871-1918) war zwar für kurze Zeit die stärkste Macht in Europa, aber die innenpolitisch aufgestauten Gegensätze und auch die Spannungen zu den Nachbarstaaten Frankreich, England und Russland waren unüberbrückbar und führten schließlich zum Ersten Weltkrieg, den Deutschland mit Österreich begann [1914] – – und verlor [1918)].
1914 – 1918: Der Erste Weltkrieg –
Das Deutsche Reich erklärte (mit Österreich) innerhalb von 16 Tagen – Anfang August 1914 – „dem Rest der Welt“ den Krieg und verlor ihn nach vier Jahren; 8 Millionen Menschen waren getötet
und 20 Millionen verletzt worden; der deutsche Kaiser musste abtreten, Bismarck, sein Reichskanzler folgte ihm. Deutschland musste (die roten) Gebiete an Polen, Dänemark und Frankreich abtreten und hohe Reparationen zahlen. Die Bevölkerung litt Hunger und Armut – schon während des Krieges, der alle Männer “ an den Fronten festgehalten hatte[4] [4]Die Ostfront erstreckte sich von der Adria (nördlich von Albanien) über Ungarn [an Polen vorbei] bis Königsberg, die Westfront ging von den Vogesen im Osten Frankreichs direkt bis Verdun und an die Somme (zwei jahrelange Kämpfe und Schlachten) bis an den Kanal, – ganz Belgien, Luxemburg und die Niederlande waren bereits besetzt [Wikipedia:] auch im betrieblichen Alltag vollzogen sich dramatische Veränderungen: Alle mussten in der expandierenden Rüstungsindustrie arbeiten, in den Munitionsbetrieben schufteten Frauen und Mädchen unter zum Teil gefährlichen Bedingungen. Immer wieder ereigneten sich tödliche Unfälle. In seinem Buch schildert Volker Ullrich am Beispiel der Großstadt Hamburg und der norddeutschen Küstenregion, wie sich der Widerstand gegen den Krieg im Laufe von vier Jahren aus kleinsten Anfängen zu einer Massenbewegung entwickelte. Hungerrevolten und Streiks beschleunigten den Auflösungsprozess der wilhelminischen Gesellschaft. Als Ende Oktober 1918 auch Matrosen und Soldaten den Gehorsam verweigerten, war der kaiserliche Obrigkeitsstaat am Ende, die Revolution nicht mehr aufzuhalten.
Durch die Novemberrevolution 1918 wurde Deutschland eine Republik
Nach Wikipedia: Die Zeit zwischen 1918 und 1933 wird als Weimarer Republik bezeichnet, in dem erstmals eine parlamentarische Demokratie in Deutschland bestand. Diese Epoche endete mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933.
Die Weimarer Nationalversammlung gab Deutschland 1919 eine demokratisch-parlamentarische Verfassung.[5] [5]In Teilen der Weimarer Verfassung werden Passagen der Verfassung von 1848 (aus der Paulskirche – Post 18) aufgegriffen oder übernommen, – wie auch im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland von 1949 (und im Völkerrecht) beide Verfassungen widergespiegelt werden Friedrich Ebert wurde der erste deutsche Reichskanzler.[6] [6]Der Friedensvertrag von Versailles brachte Deutschland viele Gebietsverluste, es musste sehr große Reparationsleistungen auf sich nehmen. In den ersten fünf Jahren war das Bestehen der Weimarer Republik durch innere Wirren, durch einen gewaltigen wirtschaftlichen Niedergang (Inflation) und durch die französische Besetzung des Ruhrgebiets immer wieder bedroht. Erst 1924 gab es unter dem Außenminister Stresemann eine Beruhigung. Deutschland wurde 1926 Mitglied des Völkerbundes
- Die Weimarer Reichsverfassung trat am 14. August 1919 in Kraft. Sie konstituierte das Deutsche Reich als föderative Republik. Die Regierung führte der vom Reichspräsidenten zu ernennende und zu entlassende Reichskanzler, der dem Deutschen Reichstag gegenüber verantwortlich war. Diese Volksvertretung mit umfassenden Gesetzgebungs-, Budget- und Kontrollrechten wurde für eine Legislaturperiode von vier Jahren nach dem Verhältniswahlrecht gewählt. Die Länder vertrat der Reichsrat.
- 1929 zog die Weltwirtschaftskrise das deutsche Volk sehr in Mitleidenschaft; überall herrschte Massenarbeitslosigkeit. Die radikalen Parteien gewannen viele Wählerstimmen, die demokratischen Parteien waren uneinig bzgl. eines gemeinsamen Regierungsprogramms. Die Regierungen mussten das Land mit Hilfe von Notverordnungen verwalten. Schließlich berief der Reichspräsident von Hindenburg einen neuen Kanzler . . .
- Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hatte fast 900 Jahre existiert, das Deutsche Kaiserreich fast 90 Jahre … (das zweite Reich) die Weimarer Republik Deutsches Reich bestand nicht einmal 20 Jahre … bald würde ein „Drittes Reich“ entstehen, das sollte – eigentlich – 1.000 Jahre überdauern …
- 1933 wählte die Nationalversammlung im Berliner Reichstag den Führer der Nationalsozialistischen Partei Deutschlands (NPD), Adolf Hitler, zum Reichskanzler. Es war eine demokratische Wahl.
Beachten Sie die fett gedruckten Begriffe im mittleren Textabschnitt, ersetzen Sie die Wortteile Reich– durch Bundes-, und Sie erkennen, dass die Nationalversammlung von 1919 entscheidende Vorlagen für das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland geliefert hat; wenn Sie nun auf die Anm. 17 im vorigen Post 19 zurückschauen – Das Protokoll der Demokratisierung Deutschlands -, erhalten Sie einen Beleg für die Geschichte des Deutschen Parlamentarismus.
Die Diktatur – das nationalsozialistische „Dritte Reich“ 1933 – 1945
Hitler erhielt vom Reichstag befristete Ermächtigungen, die entstandene Notlage der Bevölkerung zu beheben, aber er beseitigte Schritt für Schritt alle gesetzlichen Einrichtungen, die ihm die Alleinherrschaft streitig machen konnten. Öffentliche Arbeitsvorhaben und die schnell beginnende Rüstung wirkten gegen die Arbeitslosigkeit und führten vordergründig zu einer wirtschaftlichen Besserung.[7] [7]Junge Arbeitskräfte wurden aus dem Handwerk für die Rüstungsindustrie und die Wehrmacht (!) abgezogen und schwächten die Versorgung der Bevölkerung Hitler löste sich von den Fesseln des Versailler Vertrages und suchte andere Verbündete.[8] [8]Hitler führte 1935 die allgemeine Wehrpflicht ein; 1936 ließ er [um den befreundeten Diktator Franko in Spanien zu unterstützen – vgl. Post 25: Beitragsbild und –Text:] das Pyrenäen-Dorf Guernika bombardieren besetzte das Rheinland und ging Bündnisse mit Italien und Japan ein; 1938 wurden Österreich und das Sudetenland an das Reich „angeschlossen“; tatsächlich waren das militärische Annexionen (= einseitig beschlossene Besetzungen/politische Übernahmen). Diese ‚Erfolge‘ sicherten Hitler die begeisterte Stimmung des größten Teils des Volkes und ließen viele Menschen über Gesetzlosigkeit und Brutalitäten seines Regimes hinwegsehen, als deren furchtbarste die Judenvernichtung in die Geschichte eingegangen ist. Der Plan zu diesem Verbrechen lag längst vor, und die Wannseekonferenz gab 1942 schließlich das offizielle Startsignal für den Massenmord an allen Juden Unmittelbar nach seiner Ernennung zum Reichskanzler 1933 sahen sich die deutschen Juden einer zunehmenden Feindseligkeit ausgesetzt. Die Nürnberger Gesetze von 1935 gaben dem Judenhass der Nationalsozialisten eine juristische Basis. Die Reichs-Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 war nur der äußere Auftakt zur Vernichtung aller Juden in Europa. Die Namen der größten Vernichtungs-lager Auschwitz, Majdanek, Treblinka wurden und werden immer Synonyme für die unfassbare Grausamkeit und Barbarei sein.[9] [9]Es hatte nicht nur „diese zwanzig“ industriell organisierten Vernichtungslager gegeben: über 1.000 „Konzentrationslager“ hatten die Deutschen im von ihnen eroberten Europa und natürlich „in der Heimat“ errichtet, dort wurde ‚durch Arbeit, Hunger und Folter (auch von Medizinern)‘ gemordet Die Brutalität und der Hass dieser Zeit, die sich längst nicht nur auf Juden beschränkte, hat sich in der deutschen Sprache bis heute festgesetzt. – Darum stehen in diesem Post historische Ereignisse und Abläufe im Vordergrund, ihre Folgen für die deutsche Sprache werden später reflektiert – im Post 21.
Der 2. Weltkrieg begann 1939 und endete 1945. Er verursachte ein verheerendes Elend in der Bevölkerung Europas – von 1944 an, als Deutschland angegriffen und zerstört wurde, bei uns, der deutschen Bevölkerung zu Hause[10]. [10]Im August 1939 griff Hitler Polen an, in etwas mehr als zwei Jahren eroberte das Hitler-Deutschland fast ganz Europa. Sein Vorstoß nach Russland bis vor Moskau geriet zum Fiasko [ca. 150.000 Deutsche Soldaten starben, mehr als 200.000 wurden Kriegsgefangene, die letzten wurden 1955 „in die Heimat“ entlassen. Der Kriegsausbruch zwischen Japan und den USA im Dezember 1941 führte auch die USA in den Krieg gegen Deutschland. Die Alliierten (das waren verbündete Staaten und deren Soldaten, die den Deutschen entkommen waren und nun entschlossen auf der Seite der ‚Retter‘ kämpften,) zerstörten die deutschen Städte durch Bombenangriffe, der Luft- und der Seekrieg gingen bald verloren, die deutschen Heere wurden immer weiter zerschlagen oder/und zurückgedrängt. 1944 misslang auch der Versuch eines Widerstandskreises um den Grafen Stauffenberg, die Hitlerherrschaft zu beseitigen; alle wurden – insgesamt mehr als 1.000! – umgebracht: gehenkt, erschossen, mit dem Fallbeil oder einfach erschlagen. 1945 wurde Deutschland erobert und musste am 9. Mai kapitulieren. Hitler hatte zuvor Selbstmord begangen –
Am Ende des 2. Weltkriegs (im Mai 1945) war Deutschland ein zerstörtes Land. Seine Städte lagen in Trümmern, viele Menschen hungerten. Zusätzlich zu der Bevölkerung im restlichen Deutschland mussten acht Millionen Vertriebene aus den an Polen und die
Tschechoslowakei verlorengegangenen Ostgebieten versorgt werden Ostpreußen, Hinterpommern und Schlesien.
Bilanz des Zweiten Weltkrieges, die wir Deutschen zu verantworten haben: am 10. 10.1945 wurden ca. 70 Millionen Tote „gezählt“, davon aus der Sowjetunion ca. 25 Millionen, aus dem ehemaligen Deutschen Reich 25 Millionen, aus Japan 2 Millionen, aus China 10 Millionen; mehr als 50 Millionen Menschen waren vertrieben worden, wenn auch etwa 15 Millionen nach dem Krieg wieder in ihre Heimat zurückkehren konnten; aus den Deutschen Ostgebieten des ehemaligen Reiches waren ca. 14 Millionen Menschen vertrieben worden bzw. geflohen, fast nur alte Männer, mehrheitlich Frauen mit ihren Familien, die Väter und Söhne über 16 (!) waren „im Krieg gefallen“ oder Kriegsgefangene der Alliierten, insgesamt 11 Millionen, – 11% von ihnen starben in den Lagern). Von Deutschen Soldaten waren von 1939 an ca. 11 Millionen Kriegs-gefangene zur Zwangsarbeit „ins Reich“ gebracht worden, geschätzt 30 bis 40% waren dabei hier in Deutschland verstorben. Und: mehr als 6 Millionen Juden wurden zwischen 1939 und 1945 von Deutschen ermordet – ohne „Krieg“, – nur, weil sie Juden waren (Lesen Sie dazu: Chronik der Unmenschlichkeit im Post 11).
3. Teil: Die Nachkriegszeit im geteilten Deutschland
Der Historie der Folgezeit ist schnell erklärt, wenn man das Nachkriegsdeutschland übergeht. Aber das werde ich nicht, denn beides hat direkte Auswirkungen auf unsere Sprache. Zunächst einmal war Deutschland von vier Siegermächten vollständig besetzt: Beschlossen in einer Konferenz der ‚Drei Großmächte‘ schon im Febr. 1945, als die Sowjetunion, die USA und Großbritannien sich einig waren, dieses Hitler-Deutschland zu vernichten.[11] [11]Noch immer: Bilanz des Zweiten Weltkrieges: 51 Staaten hatten Deutschland den Krieg erklärt; 65 Millionen Kriegstote (eher) über 80 Millionen (Soldaten, Zivilopfer, Vernichtungsopfer), ca. 6 Millionen vernichtete Juden in Konzentrationslagern, außerdem zahllose Verbrechen an Sinti und Roma, Behinderten, politischen Gegnern, Homosexuellen; zusätzlich waren etwa 14 Millionen Vertriebene aus ehemaligen Ostgebieten über die Elbe geflohen. die ehemaligen Länder Ostpreußen, Hinterpommern und Schlesien wurden dem (wieder einmal) neu eingerichteten Staat Polen zugesprochen; dessen Grenze zu ‚Deutschland‘ (verlief) verläuft nun etwa entlang der Oder und der Neiße. – Deutschlands Kriegsverbrechen (s.o.) erfüllten natürlich den Tatbestand der „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, sie wurden vor den Prozessen von Nürnberg und Tokio behandelt. Frankreich war in dem ersten Treffen der Großen Drei (Weltmächte) UdSSR – GB – USA von Churchill dazu geladen worden, weil die Deutschen in Nordafrika (!) noch nicht besiegt waren und Frankreich in ganz Nordwest-Afrika als Kolonialmacht geherrscht hatte. Diese vier Siegermächte verhandelten Deutschlands Zukunft Aber in dem zerstörten Land lebten Menschen!
Jedem der vier Siegerstaaten USA, England, das inzwischen politisch einbezogene Frankreich und Russland bzw. die UdSSR (Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken)[12] [12]Frankreich war wegen seiner riesigen Kolonien in Nordafrika nicht nur durch die frühe deutsche Besetzung (1941 bis 45) betroffen, General de Gaulle hatte den Widerstand des Freien Frankreichs gegen die deutsche Besatzung angeführt und später – mit entflohenen Militärs von London aus – auch fortgesetzt. 1945 wurde er der Französische Staatspräsident wurde ein Teil von Deutschland als Besatzungszone zur Verwaltung zugewiesen. 1947 schlossen sich die westlichen Besatzungsmächte zu einem Alliierten Kontrollrat der Deutschen zusammen; 1948 wurden die westdeutschen Bundesländer[13] [13]Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern, später das Saarland, und seit 1991 gehören endlich auch Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin, Sachsen und Thüringen zur Bundesrepublik Deutschland in einem 2+4-Vertrag zu einem freiheitlichen Staat anerkannt: Im Mai 1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet; Bonn war bis 1990 die Hauptstadt. – Ein halbes Jahr später, im Oktober 1949 entstand im Osten das „andere“ Deutschland: die Deutsche Demokratische Republik (DDR), – aber hier hatte Russland mit dem Diktator Stalin die Macht, wie in allen Staaten ganz Ost- und Südost-Europas und Nord-Asiens. (UdSSR: Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken).
Die Bundesrepublik Deutschland trat 1954 den westlichen Verteidigungsbündnissen bei und bildete mit Frankreich, Italien und den Benelux-Staaten die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Die „soziale Marktwirtschaft“ wurde nun zur Schöpferin des wachsenden deutschen Wohlstandes („Wirtschaftswunder“).
So entstanden dort der Ostblock und ‚hier‘, im Westen der NATO-Block[14] [14]Die NATO (englisch North Atlantic Treaty Organization, im Deutschen als Nordatlantikpakt bezeichnet) ist eine Internationale Organisation ohne Hoheitsrechte. Ihre Mitgliedstaaten behalten ihre volle Souveränität und Unabhängigkeit. Basis der NATO ist der Nordatlantikvertrag nach Artikel 51 der UN-Charta. Ihre Organisation versteht sich nicht nur als Verteidigungsbündnis, sondern auch als militärisch-politische Organisation von 29 europäischen und nordamerikanischen Mitgliedstaaten mit dem Ziel eigener Sicherheit und weltweiter Stabilität. – Der Verwaltungssitz ist Brüssel mit den west- und südeuropäischen Staaten und den USA;- und Deutschland mittendrin – und zerteilt. Bis in die Mitte der 80er Jahre herrschte zwischen diesen beiden Machtblöcken der Kalte Krieg – mit gegenseitigem Misstrauen und Wettrüsten. Es war ein Krieg mit Worten, – kein Wunder also, dass er auch die Sprachen veränderte: Deutschland war zweimal der Gefahr ausgesetzt, sich zu einer Diktatur zu entwickeln, beide Male haben sich diese Phasen in unserer Sprache niedergeschlagen, im Hitler-Deutschland (12 oder 13 Jahre) und in der DDR (40 bis 45 Jahre), die uns ein Zwei-Staaten– und Zwei-Sprachen-Land bescherten. Zum Glück währte die Teilung „nur“ 12 bis 45 Jahre, bis die Grenze der Teilung und die Berliner Mauer wieder fielen.
Aber das Vokabular des Dritten Reiches und die Verwandlungen von Hunderten von Begriffen hatten deutliche Spuren in unserer Sprache hinterlassen. (Post 23!)
Auch die Deutsche Demokratische Republik noch 1949 als Staat gegründet, auch sie erreichte einen wirtschaftlichen Aufschwung, wenn auch später als die Bundesrepublik und in geringerem Ausmaß; wegen der erheblichen Einschränkungen in allen Lebensbereichen durch Regierung und die sowjetischen Besatzer.[15] [15].. vor allen Dingen wegen des Auswanderungs– und Reiseverbots in ‚westliche‘ (kapitalistische) Länder, zu denen auch ‚Westdeutschland‘ bestimmt wurde .. Darum flüchteten auch bis 1961 etwa drei Millionen Bewohner der DDR in die Bundesrepublik („in den Westen“). Um dies zu verhindern, wurde seit 1952 zunächst die Grenze nach Westdeutschland so ausgebaut, dass sie kaum zu überwinden war. – Die DDR galt im ‚Ostblock‘ als Musterschüler Russlands, ein Briefauszug (im Post 23) wird Ihnen das deutlich machen. – Verhandlungen zwischen den beiden deutschen Staaten verliefen äußerst schleppend. 1961 wurde dann auch die Sektorengrenze in Berlin durch den Bau einer hohen Mauer zu einer Sperre ausgebaut – s. o.: Abb. 105[16] [16]Grenzanlagen aus der DDR-Zeit sind in Berlin und an früheren Grenz-Übergängen zur Besichtigung erhalten geblieben. Durch einen Beschluss der Sowjetunion und der DDR-Regierung wurde im August 1961 die Berliner Mauer und die 1378 Kilometer lange innerdeutsche Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland mit Stacheldrahtzaun, „Todesstreifen“ und Grenzwachen durch die Volksarmee befestigt. Für die DDR-Grenzsoldaten galt seit 1960 in Fällen des „ungesetzlichen Grenzübertritts“ der Schießbefehl, der erst 1982 formell in ein Gesetz gefasst wurde. Bei den Versuchen, die 167,8 Kilometer langen und schwer bewachten Grenzanlagen in Richtung West-Berlin zu überwinden, wurden nach einem Forschungsstand von 2009 zwischen 136 und 245 Menschen getötet. Die genaue Zahl der Todesopfer an der Berliner Mauer ist nicht bekannt. –
Noch im Mai 1989 flohen fast tausend DDR-Bürger, die aufgrund von Medienmeldungen teilweise spontan und gezielt in Ungarn Urlaub machten, nach Österreich. Weitere folgten, die Deutschen Botschaften in Budapest und Warschau waren plötzlich von geflohenen DDR-Bürgern überfüllt. Ungarn ließ ohne vorherige Absprache mit der DDR-Regierung alle anwesenden Ausreise willigen DDR-Bürger in den Westen passieren. Im Herbst und Winter 1989 setzte ein Wechsel des Regierungssystems ein: in Polen, in Ungarn, in der ČSSR sowie in Bulgarien und Rumänien, letztlich auch in der DDR, wo sich schon seit September 1989 an jedem Montag eine stetig ansteigende Menschenmenge in und an verschiedenen Kirchen der Messestadt Leipzig zu Friedensgebeten traf – unter Leitung des evangelischen Pfarrers Christoph Wonneberger an der Leipziger Nikolei-Kirche. Diese Montagsdemonstrationen waren ein bedeutender Bestandteil der Friedlichen Revolution in der DDR und der so genannten Wende im Herbst 1989.
Die grundlegende Ursache für die Unzufriedenheit der Bevölkerung lag neben dem Mangel an Selbstbestimmung und Freiheit auch im wirtschaftlichen Zusammenbruch der einheitlich aufgebauten und diktatorisch regierten Staaten in der Sowjetunion.
4. Teil: Deutschland, wieder vereint und . . .
Schon 1985 hatte der neue Generalsekretär der Sowjetunion Michail Gorbatschow auf den absehbaren Missstand reagiert. Er leitete ab Anfang 1986 den Prozess zu Umbau und Modernisierung (Perestroika) des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Systems der Sowjetunion ein (nach Wikipedia). in der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 fiel aufgrund der friedlichen Demonstration und eines Fehlers in einer Pressekonferenz der DDR die Mauer! Unglaubliche Freude, Jubel in Berlin.
1991 war Gorbatschows Perestroika abgeschlossen. Für diese Entwicklung waren wesentliche Systemfaktoren des Ostblocks geschrumpft worden der auch bald als Ost-Block auseinanderfiel.
Michail Gorbatschow erklärte 1992 in seinen Memoiren: „Alles, was in den letzten Jahren in Osteuropa geschehen ist, wäre ohne diesen Papst nicht möglich gewesen.“[17] [17]Johannes Paul II. (lateinisch Ioannes Paulus PP. II) bürgerlich Karol Józef Wojtyła; ein polnischer Priester, * 1920 in Wadowice, † 2005 in der Vatikanstadt, war von 1978 bis zu seinem Tod über 26 Jahre lang Papst der römisch-katholischen Kirche, was alle europäischen Katholiken und ganz besonders alle Polen mit Stolz erfüllte – Das war ein weiterer Beleg für die Kraft des christlichen Glaubens, der – in der römisch-katholischen Kirche der osteuropäischen Staaten tief verwurzelt ist. – 1992 gründete Russland den GUS-Staatenbund.[18] [18]GUS: Gemeinschaft unabhängiger Staaten
. . . die Deutsche Sprache bis heute
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts gab es – und bis heute gibt es – noch weitere Einflüsse auf die deutsche Sprache. Zum einen wurde durch die schnelle Verbreitung audiovisueller Massenmedien eine natürliche Tendenz zur Standardisierung gefördert, zum anderen wurde in ländlichen Gebieten bewusst eine Umerziehung von den Dialekten zum Hochdeutschen betrieben durch die Schulen.[19] [19]Allerdings ist dieser Trend inzwischen einem „Sowohl-als-Auch“ gewichen: in vielen ländlichen Schulgebieten entstehen immer öfter Arbeitsgemeinschaften oder sogar Wahlfächer für den jeweiligen Landes-Dialekt als Beitrag zur Regionalen Kultur-Pflege. Hinzu kam, dass deutsche Sprachinseln in Osteuropa durch den Zweiten Weltkrieg weitgehend verschwanden, und dass viele Sprecher der jüdischen Dialekte des Deutschen und der aus dem Deutschen entstandenen jiddischen Sprache ermordet (Holocaust) worden waren oder als sprachliche Minderheit außerhalb der deutschen Sprachzone leben und aufgrund der Dominanz der umgebenden Sprachen die Verwendung des Deutschen bzw. des Jiddischen immer mehr verlieren. Und auch die Teilung Deutschlands hat zu einer unterschiedlichen Entwicklung des Vokabulars und der Ausdrucksformen geführt (siehe Post 23!). Dem entgegen steht eine erneut vereinheitlichende Tendenz durch die Medien und die personelle Mobilität in der Zeit nach der Wiedervereinigung. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist der englische, genauer: der angloamerikanische Einfluss auf die deutsche Sprache bedeutsam geworden. Er zeigt sich in Form von Anglizismen, hauptsächlich im Wortschatz und in Redewendungen – (kursiv: nach S. Jacob / Post 1/- „Denglisch“).
1990 wurde in Moskau ein Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschen Demokratischen Republik sowie Frankreich, der Sowjetunion, Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika unterzeichnet, der machte den Weg für die Wiedervereinigung Deutschlands frei, die am 15. März 1991, dem Tag der Hinterlegung der letzten Ratifikationsurkunde in Kraft trat.
Deutsch ist heute Staatssprache im wiedervereinigten Deutschland, in Österreich, in der Schweiz (neben Französisch und Italienisch), in Luxemburg (niederfränkisch: „Lëtzebuergesch“), Liechtenstein und Belgien (Minderheitssprache neben Niederländisch und Französisch). Bis vor kurzem hat es deutschsprachige Bevölkerungsgruppen im heutigen Russland, in Polen, Rumänien und Ungarn gegeben. Die sind aber fast verschwunden, seit die Grenzen nach Westeuropa geöffnet sind und die „Auslandsdeutschen“ versuchen, nach Deutschland zu übersiedeln.
Die Geltung und das Ansehen der deutschen Sprache sind durch das Unheil des Nationalsozialismus schwer geschädigt worden. Wenn Deutsch bis 1933 mit großer Selbstverständlichkeit bei den meisten unserer Nachbarn, in Belgien, Holland, Skandinavien, Polen, Ungarn die erste Fremdsprache war, die gelernt und gesprochen wurde, so sind es dort heute gerade noch 10% der Fremdsprachenschüler, die sich dem Deutschen zuwenden. Das Englische hat dem Deutschen als europäische Verkehrssprache aus dem gleichen Grund den Rang abgelaufen.
Die heutige militärische und kulturelle Vormacht der USA ist dadurch begründet worden, dass sie in den Krieg einbezogen wurden, seither als „Schutzmacht“ von Demokratie und Freiheit an der europäischen Politik beteiligt sind und ihre Lebensart exportieren. Nicht nur in Deutschland, sondern fast überall in der westlich ‚zivilisierten‘ Welt sehen wir amerikanische Filme (in vielen Ländern ohne Synchronisation) und hören englisch-sprachige Popmusik. Das hat große Auswirkungen auf die Muttersprachen: Englisch hat in allen kulturellen Bereichen die früher führenden Sprachen aus ihren Positionen verdrängt – das Deutsche aus der Wissenschaft, das Französische aus der Diplomatie, das Italienische aus der Musik.
(Dieser Absatz gehört wieder vollständig zum Text von S. Jacob, es bildet dort das Schlusswort)
„Zusammenfassend lässt sich der Weg einer Weltsprache als Aneinanderreihung von historischen Zufällen darstellen: Vor 1500 Jahren eroberte eine Schar von Sächsisch sprechenden Germanen aus Deutschland die britischen Inseln. Verstärkt durch wikingischen Abenteuergeist, machten sich diese Auswanderer 1.000 Jahre später auf, ein riesiges Kolonialreich zu begründen. Sie eroberten einen neuen Kontinent und entwickelten dort mit anderen Einwanderern eine neue Staatsform. Die amerikanische Neugründung war so erfolgreich, dass ihre Träger in die Lage versetzt wurden, ihre Sprache über die ganze Erde zu verbreiten. So ist das Idiom der Auswanderer, nun getragen von einem ganz anderen Volk, in neuem Gewand als Eroberer in die alte Heimat zurückgekehrt – nach Mitteleuropa, nach Deutschland.“ –
Ich ziehe einen weniger emotionalen Bogen vor und greife noch einmal das Generalthema auf: Die indoeuropäischen Wurzeln nahezu aller Muttersprachen Europas und einige „Gedanken zum Deutschen“. Über ihre Geschichte hinaus ist die Sprache als Bestandteil des Menschen direkt beteiligt an der Entwicklung unserer Gesellschaft, – sie ist das Deutsche an der Entwicklung aller Deutschen.
Anmerkungen
[1] Otto Dix, * 2. Dezember 1891 in Gera; † 25. Juli 1969 in Singen a. R., war einer der bedeutendsten Maler und Grafiker des 20. Jahrhunderts (Realismus), kämpfte im 1. Weltkrieg (wie viele junge Künstler), wurde Professor an der Künstlerakademie Dresden und erhielt nach Hitlers Machtergreifung als einer der ersten Künstler Malverbot. Auch in der DDR wurde er, trotz seines kritischen Realismus, nicht sonderlich geschätzt, 1959 wurde er in der Bundesrepublik mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.
[2] Mit der Formulierung das geistige Bewusstsein unserer Gesellschaft möchte ich (pauschal und laienhaft und auch recht grob) die Gesamtheit dessen andeuten, was ich oben in Post 18 und Post 19 zusammengestellt habe: Bewusstsein für das Wissen und das Leben mit allem, was unsere Welt qualitativ und quantitativ bereichert hat, bis zu den Erfahrungen, die uns die unermesslichen Welten der Bilder, der Klänge und der Texte, die unser Leben bereichern
[3] Das deutsche Kaiserreich (1871-1918) war zwar für kurze Zeit die stärkste Macht in Europa, aber die innenpolitisch aufgestauten Gegensätze wie auch die zu den Nachbarstaaten Frankreich, England und Russland waren unüberbrückbar und führten schließlich bald zum Ersten Weltkrieg, den Deutschland mit Österreich begann (1914 -1918) – – und verlor. Ich war versucht, dieses Jahrhundert als die Ära deutscher Eruptionen zu betiteln, räume aber ein, das diese dramatische Überbewertung nur auf meine politisch nachlässig betriebene Bildung zurückzuführen sein kann
[4] Die Ostfront erstreckte sich von der Adria (nördlich von Albanien) über Ungarn [an Polen vorbei] bis Königsberg, die Westfront ging von den Vogesen im Osten Frankreichs direkt bis Verdun und an die Somme (zwei jahrelange Kämpfe und Schlachten) bis an den Kanal, – ganz Belgien, Luxemburg und die Niederlande waren bereits besetzt
[5] In Teilen der Weimarer Verfassung werden Passagen der Verfassung von 1848 (aus der Paulskirche – Post 18) aufgegriffen oder übernommen, – wie auch im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland von 1949 (und im Völkerrecht) beide Verfassungen widergespiegelt werden
[6] Der Friedensvertrag von Versailles brachte Deutschland viele Gebietsverluste, es musste sehr große Reparationsleistungen auf sich nehmen. In den ersten fünf Jahren war das Bestehen der Weimarer Republik durch innere Wirren, durch einen gewaltigen wirtschaftlichen Niedergang (Inflation) und durch die französische Besetzung des Ruhrgebiets immer wieder bedroht. Erst 1924 gab es unter dem Außenminister Stresemann eine Beruhigung. Deutschland wurde 1926 Mitglied des Völkerbundes
[7] Junge Arbeitskräfte wurden aus dem Handwerk für die Rüstungsindustrie und die Wehrmacht (!) abgezogen und schwächten die Versorgung der Bevölkerung
[8] Hitler führte 1935 die allgemeine Wehrpflicht ein; 1936 besetzte er das Rheinland und ging Bündnisse mit Italien und Japan ein; 1938 wurden Österreich und das Sudetenland an das Reich „angeschlossen“; tatsächlich waren das militärische Annexionen (= einseitig beschlossene Besetzungen/politische Übernahmen). Diese ‚Erfolge‘ sicherten Hitler die begeisterte Stimmung des größten Teils des Volkes und ließen viele Menschen über Gesetzlosigkeit und Brutalitäten seines Regimes hinwegsehen, als deren furchtbarste die Judenvernichtung in die Geschichte eingegangen ist. Der Plan zu diesem Verbrechen lag längst vor, und die Wannseekonferenz gab 1942 schließlich das offizielle Startsignal für den Massenmord an allen Juden
[9] Es hatte nicht nur „diese zwanzig“ industriell organisierten Vernichtungslagen gegeben: über 1.000 „Konzentrationslager“ hatten die Deutschen im von ihnen eroberten Europa und natürlich „in der Heimat“ errichtet, dort wurde ‚durch Arbeit, Hunger und Folter (auch von Medizinern)‘ gemordet
[10] Im August 1939 griff Hitler Polen an, in etwas mehr als zwei Jahren eroberte das Hitler-Deutschland fast ganz Europa. Sein Vorstoß nach Russland bis vor Moskau geriet zum Fiasko [ca. 150.000 Deutsche starben, mehr als 200.000 wurden Kriegsgefangene, die letzten wurden 1955 „in die Heimat“ entlassen. Der Kriegsausbruch zwischen Japan und den USA im Dezember 1941 führte auch die USA in den Krieg gegen Deutschland. Die Alliierten (das waren verbündete Staaten und deren Soldaten, die den Deutschen entkommen waren und nun entschlossen auf der Seite der ‚Retter‘ kämpften,) zerstörten die deutschen Städte durch Bombenangriffe, der Luft- und der Seekrieg gingen bald verloren, die deutschen Heere wurden immer weiter zerschlagen oder/und zurückgedrängt. 1944 misslang auch der Versuch eines Widerstandskreises, die Hitlerherrschaft zu beseitigen (Attentat des Grafen Stauffenberg). 1945 wurde Deutschland erobert und musste am 9. Mai kapitulieren. Hitler hatte zuvor Selbstmord begangen. –
[11] Noch immer: Bilanz des Zweiten Weltkrieges: 51 Staaten hatten Deutschland den Krieg erklärt; 65 Millionen Kriegstote (eher) über 80 Millionen (Soldaten, Zivilopfer, Vernichtungsopfer), ca. 6 Millionen vernichtete Juden in Konzentrationslagern, außerdem zahllose Verbrechen an Sinti und Roma, Behinderten, politischen Gegnern, Homosexuellen; zusätzlich waren etwa 14 Millionen Vertriebene aus ehemaligen Ostgebieten über die Elbe geflohen. die ehemaligen Länder Ostpreußen, Hinterpommern und Schlesien wurden dem (wieder einmal) neu eingerichteten Staat Polen zugesprochen; dessen Grenze zu ‚Deutschland‘ (verlief) verläuft nun etwa entlang der Oder und der Neiße. – Deutschlands Kriegsverbrechen (s.o.) erfüllten natürlich den Tatbestand der „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, sie wurden vor den Prozessen von Nürnberg und Tokio behandelt. Frankreich war in dem ersten Treffen der Großen Drei (Weltmächte) UdSSR – GB – USA von Churchill dazu geladen worden, weil die Deutschen in Nordafrika (!) noch nicht besiegt waren und Frankreich in ganz Nordwest-Afrika als Kolonialmacht geherrscht hatte. Diese vier Siegermächte verhandelten Deutschlands Zukunft
[12] Frankreich war wegen seiner riesigen Kolonien in Nordafrika nicht nur durch die frühe deutsche Besetzung (1941 bis 45) betroffen, General de Gaulle hatte den Widerstand des Freien Frankreichs gegen die deutsche Besatzung angeführt und später – mit entflohenen Militärs von London aus – auch fortgesetzt. 1945 wurde er der Französische Staatspräsident.
[13] Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern, später das Saarland, und seit 1991 gehören endlich auch Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin, Sachsen und Thüringen zur Bundesrepublik Deutschland
[14] Die NATO (englisch North Atlantic Treaty Organization, im Deutschen als Nordatlantikpakt bezeichnet) ist eine Internationale Organisation ohne Hoheitsrechte. Ihre Mitgliedstaaten behalten ihre volle Souveränität und Unabhängigkeit. Basis der NATO ist der Nordatlantikvertrag nach Artikel 51 der UN-Charta. Ihre Organisation versteht sich nicht nur als Verteidigungsbündnis, sondern auch als militärisch-politische Organisation von 29 europäischen und nordamerikanischen Mitgliedstaaten mit dem Ziel eigener Sicherheit und weltweiter Stabilität. – Der Verwaltungssitz ist Brüssel
href=“https://ww251.smartadserver.com/call/pubjumpi/10034 ???
[15] .. vor allen Dingen wegen des Auswanderungs– und Reiseverbots in ‚westliche‘ (kapitalistische) Länder, zu denen auch ‚Westdeutschland‘ bestimmt wurde ..
[16] Grenzanlagen aus der DDR-Zeit sind in Berlin und an früheren Grenz-Übergängen zur Besichtigung erhalten geblieben
[17] Johannes Paul II. (lateinisch Ioannes Paulus PP. II) bürgerlich Karol Józef Wojtyła; ein polnischer Priester, * 1920 in Wadowice, † 2005 in der Vatikanstadt, war von 1978 bis zu seinem Tod über 26 Jahre lang Papst der römisch-katholischen Kirche, was alle europäischen Katholiken und ganz besonders alle Polen mit Stolz erfüllte.
Anmerkungen
1. | [↑] | Otto Dix, * 2. Dezember 1891 in Gera; † 25. Juli 1969 in Singen a. R., war einer der bedeutendsten Maler und Grafiker des 20. Jahrhunderts (Realismus), kämpfte im 1. Weltkrieg (wie viele junge Künstler), wurde Professor an der Künstlerakademie Dresden und erhielt nach Hitlers Machtergreifung als einer der ersten Künstler Malverbot. Auch in der DDR wurde er, trotz seines kritischen Realismus, nicht sonderlich geschätzt, 1959 wurde er in der Bundesrepublik mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt |
2. | [↑] | .. mit allem, was ich oben in Post 18 und Post 19 zusammengestellt habe: mit dem Wissen und dem Erleben, das unsere Welt bereichert hat, einschließlich aller Erfahrungen, die uns die unermesslichen Welten neuer Bilder, neuer Klänge und neuer Texte anbieten, |
3. | [↑] | Das deutsche Kaiserreich (1871-1918) war zwar für kurze Zeit die stärkste Macht in Europa, aber die innenpolitisch aufgestauten Gegensätze und auch die Spannungen zu den Nachbarstaaten Frankreich, England und Russland waren unüberbrückbar und führten schließlich zum Ersten Weltkrieg, den Deutschland mit Österreich begann [1914] – – und verlor [1918)]. |
4. | [↑] | Die Ostfront erstreckte sich von der Adria (nördlich von Albanien) über Ungarn [an Polen vorbei] bis Königsberg, die Westfront ging von den Vogesen im Osten Frankreichs direkt bis Verdun und an die Somme (zwei jahrelange Kämpfe und Schlachten) bis an den Kanal, – ganz Belgien, Luxemburg und die Niederlande waren bereits besetzt |
5. | [↑] | In Teilen der Weimarer Verfassung werden Passagen der Verfassung von 1848 (aus der Paulskirche – Post 18) aufgegriffen oder übernommen, – wie auch im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland von 1949 (und im Völkerrecht) beide Verfassungen widergespiegelt werden |
6. | [↑] | Der Friedensvertrag von Versailles brachte Deutschland viele Gebietsverluste, es musste sehr große Reparationsleistungen auf sich nehmen. In den ersten fünf Jahren war das Bestehen der Weimarer Republik durch innere Wirren, durch einen gewaltigen wirtschaftlichen Niedergang (Inflation) und durch die französische Besetzung des Ruhrgebiets immer wieder bedroht. Erst 1924 gab es unter dem Außenminister Stresemann eine Beruhigung. Deutschland wurde 1926 Mitglied des Völkerbundes |
7. | [↑] | Junge Arbeitskräfte wurden aus dem Handwerk für die Rüstungsindustrie und die Wehrmacht (!) abgezogen und schwächten die Versorgung der Bevölkerung |
8. | [↑] | Hitler führte 1935 die allgemeine Wehrpflicht ein; 1936 ließ er [um den befreundeten Diktator Franko in Spanien zu unterstützen – vgl. Post 25: Beitragsbild und –Text:] das Pyrenäen-Dorf Guernika bombardieren besetzte das Rheinland und ging Bündnisse mit Italien und Japan ein; 1938 wurden Österreich und das Sudetenland an das Reich „angeschlossen“; tatsächlich waren das militärische Annexionen (= einseitig beschlossene Besetzungen/politische Übernahmen). Diese ‚Erfolge‘ sicherten Hitler die begeisterte Stimmung des größten Teils des Volkes und ließen viele Menschen über Gesetzlosigkeit und Brutalitäten seines Regimes hinwegsehen, als deren furchtbarste die Judenvernichtung in die Geschichte eingegangen ist. Der Plan zu diesem Verbrechen lag längst vor, und die Wannseekonferenz gab 1942 schließlich das offizielle Startsignal für den Massenmord an allen Juden |
9. | [↑] | Es hatte nicht nur „diese zwanzig“ industriell organisierten Vernichtungslager gegeben: über 1.000 „Konzentrationslager“ hatten die Deutschen im von ihnen eroberten Europa und natürlich „in der Heimat“ errichtet, dort wurde ‚durch Arbeit, Hunger und Folter (auch von Medizinern)‘ gemordet |
10. | [↑] | Im August 1939 griff Hitler Polen an, in etwas mehr als zwei Jahren eroberte das Hitler-Deutschland fast ganz Europa. Sein Vorstoß nach Russland bis vor Moskau geriet zum Fiasko [ca. 150.000 Deutsche Soldaten starben, mehr als 200.000 wurden Kriegsgefangene, die letzten wurden 1955 „in die Heimat“ entlassen. Der Kriegsausbruch zwischen Japan und den USA im Dezember 1941 führte auch die USA in den Krieg gegen Deutschland. Die Alliierten (das waren verbündete Staaten und deren Soldaten, die den Deutschen entkommen waren und nun entschlossen auf der Seite der ‚Retter‘ kämpften,) zerstörten die deutschen Städte durch Bombenangriffe, der Luft- und der Seekrieg gingen bald verloren, die deutschen Heere wurden immer weiter zerschlagen oder/und zurückgedrängt. 1944 misslang auch der Versuch eines Widerstandskreises um den Grafen Stauffenberg, die Hitlerherrschaft zu beseitigen; alle wurden – insgesamt mehr als 1.000! – umgebracht: gehenkt, erschossen, mit dem Fallbeil oder einfach erschlagen. 1945 wurde Deutschland erobert und musste am 9. Mai kapitulieren. Hitler hatte zuvor Selbstmord begangen |
11. | [↑] | Noch immer: Bilanz des Zweiten Weltkrieges: 51 Staaten hatten Deutschland den Krieg erklärt; 65 Millionen Kriegstote (eher) über 80 Millionen (Soldaten, Zivilopfer, Vernichtungsopfer), ca. 6 Millionen vernichtete Juden in Konzentrationslagern, außerdem zahllose Verbrechen an Sinti und Roma, Behinderten, politischen Gegnern, Homosexuellen; zusätzlich waren etwa 14 Millionen Vertriebene aus ehemaligen Ostgebieten über die Elbe geflohen. die ehemaligen Länder Ostpreußen, Hinterpommern und Schlesien wurden dem (wieder einmal) neu eingerichteten Staat Polen zugesprochen; dessen Grenze zu ‚Deutschland‘ (verlief) verläuft nun etwa entlang der Oder und der Neiße. – Deutschlands Kriegsverbrechen (s.o.) erfüllten natürlich den Tatbestand der „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, sie wurden vor den Prozessen von Nürnberg und Tokio behandelt. Frankreich war in dem ersten Treffen der Großen Drei (Weltmächte) UdSSR – GB – USA von Churchill dazu geladen worden, weil die Deutschen in Nordafrika (!) noch nicht besiegt waren und Frankreich in ganz Nordwest-Afrika als Kolonialmacht geherrscht hatte. Diese vier Siegermächte verhandelten Deutschlands Zukunft |
12. | [↑] | Frankreich war wegen seiner riesigen Kolonien in Nordafrika nicht nur durch die frühe deutsche Besetzung (1941 bis 45) betroffen, General de Gaulle hatte den Widerstand des Freien Frankreichs gegen die deutsche Besatzung angeführt und später – mit entflohenen Militärs von London aus – auch fortgesetzt. 1945 wurde er der Französische Staatspräsident |
13. | [↑] | Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern, später das Saarland, und seit 1991 gehören endlich auch Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin, Sachsen und Thüringen zur Bundesrepublik Deutschland |
14. | [↑] | Die NATO (englisch North Atlantic Treaty Organization, im Deutschen als Nordatlantikpakt bezeichnet) ist eine Internationale Organisation ohne Hoheitsrechte. Ihre Mitgliedstaaten behalten ihre volle Souveränität und Unabhängigkeit. Basis der NATO ist der Nordatlantikvertrag nach Artikel 51 der UN-Charta. Ihre Organisation versteht sich nicht nur als Verteidigungsbündnis, sondern auch als militärisch-politische Organisation von 29 europäischen und nordamerikanischen Mitgliedstaaten mit dem Ziel eigener Sicherheit und weltweiter Stabilität. – Der Verwaltungssitz ist Brüssel |
15. | [↑] | .. vor allen Dingen wegen des Auswanderungs– und Reiseverbots in ‚westliche‘ (kapitalistische) Länder, zu denen auch ‚Westdeutschland‘ bestimmt wurde .. |
16. | [↑] | Grenzanlagen aus der DDR-Zeit sind in Berlin und an früheren Grenz-Übergängen zur Besichtigung erhalten geblieben. |
17. | [↑] | Johannes Paul II. (lateinisch Ioannes Paulus PP. II) bürgerlich Karol Józef Wojtyła; ein polnischer Priester, * 1920 in Wadowice, † 2005 in der Vatikanstadt, war von 1978 bis zu seinem Tod über 26 Jahre lang Papst der römisch-katholischen Kirche, was alle europäischen Katholiken und ganz besonders alle Polen mit Stolz erfüllte |
18. | [↑] | GUS: Gemeinschaft unabhängiger Staaten |
19. | [↑] | Allerdings ist dieser Trend inzwischen einem „Sowohl-als-Auch“ gewichen: in vielen ländlichen Schulgebieten entstehen immer öfter Arbeitsgemeinschaften oder sogar Wahlfächer für den jeweiligen Landes-Dialekt als Beitrag zur Regionalen Kultur-Pflege |