Blick über den Bosporus von Europa nach Asien
Post 14: Ergänzende Aufstellung aller indoeuropäischen Muttersprachen und einiger „sprachlicher Grenzfälle“
Das ist schon ein geradezu gefährlicher Zwischentitel, weil die muttersprachlichen Außengrenzen für unseren Erdteil Europa nicht eindeutig festlegbar sind. Aber ich möchte meinen Leserinnen und Lesern mit dieser letzten Zusammenfassung eine (meine) Lösung im Hinblick auf das Thema dieses Blogs anbieten. Vom Post 15 an wende ich mich ausschließlich der Deutschen Sprache zu.
Zum Einen habe ich bisher nur zwei der Kleinstaaten Europas aufgeführt: Andorra (zwischen Spanien und Frankreich) und das Fürstentum Liechtenstein (zwischen der Schweiz und Österreich). Demnach sind noch vier weitere Staaten mit ihren Muttersprachen zu nennen.
Die sechs europäischen Zwergstaaten sind:
(Land | Flächengröße in qkm|Staatssprache| polit.‘ Bindg.| Einw | Sprach-Nr.)
- Vatikan : 0,5 | Lat | It | 800 | 32
- Monaco : 2 | Fr | Souv. | 39.000 | 42
- San Marino : 61 | It | Souv. | 34.000 | 32
- Ftm. Liechtenstein: 160 | De | Souv. | 39.000 | 16
- Malta: 316 | Malti | Souv. |415.000 | 68
- Andorra: 470 | Katalanisch | Souv. | 73.000 | 40
Bisher habe ich zu jeder hier vorgestellten Muttersprache (in der Farbe einer der so genannten ursprünglichen Sprachgruppen – Post 4) auch die Nationalflagge des Staates gezeigt, in dem diese Sprache als Amtssprache festgelegt ist. Ich habe bei Nennung von Staaten ohne „eigene“ Amtssprache dennoch deren Fahne gezeigt (Andorra, Liechtenstein). Darum möchte ich nun auch die anderen europäischen Kleinstaaten in diese Auflistung der „Muttersprachen Europas“ einbeziehen, denn das ist mein Thema. Schließlich muss ich einige Sprachen hinzufügen, die – als Muttersprache – nur geografisch oder politisch auf ‚europäischem Gebiet‘ gesprochen werden, weil ihr „Mutterland“ zu einem Teil auch in Europa liegt: Im Kaukasus, als Mittelmeerinsel oder in Kleinasien.
Diese Sprachen gehören in den meisten Fällen nicht zur indoeuropäischen Sprachfamilie; soweit sie in Staaten gesprochen werden, die Europa zugerechnet werden, erhalten sie auch keinen zugehörigen Farbton.
64: Im Fürstentum Monaco . . .
. . . wird französisch und englisch gesprochen. Das Fürstentum an der französischen Riviera wird seit dem 13. Jahrhundert von dem Haus Grimaldi regiert. Politisch war der große Landbesitz der Adelsfamilie eng mit Italien verbunden, dort aber immer wieder in Streitereien mit norditalienischen Kleinstaaten verknüpft, bis Napoleon III. alles Land in Französischen Besitz nahm, Monacos Fürstentum arg verkleinerte, ihm dafür aber 1860 sein dauerhaftes Staatsrecht zusicherte. Monaco ist seit 1911 eine Monarchie und nach dem Vatikan der zweitkleinste Staat Europas.
65: Die Republik San Marino
ist die letzte von zahlreichen selbst regierten italienischen Gemeinden aus dem Mittelalter. Sie überlebte die Gründung der mittelgroßen Staaten Italiens im 16. Jahrhundert und die Vereinigung Italiens im 19. Jahrhundert – auch dank ihrer seinerzeit schwer zugänglichen Position auf einem hohen Apennin-Rücken. Zumindest formell überstand sie auch die napoleonische Zeit und die Zeit des Faschismus[1] [1]Faschismus ist die Bezeichnung einer politischen Bewegung, die in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts unter Führung von Benito Mussolini, einem Diktator, der in Italien bis 1943/45 die Macht übernommen hatte. Er schloss sich mit dem deutschen Diktator Adolf Hitler zusammen. Der zunächst italienische Begriff für dieses radikale System wurde bald auf alle Formen nationalistischen Regierens (und Denkens) übertragen. in Italien als einer der Kleinstaaten Italiens, die mit der Errichtung der Republik Italien endete. In San Marino wird italienisch gesprochen.
66: Der Vatikanstaat,
mitten in Italiens Hauptstadt Rom gelegen, ist der kleinste der 6 Kleinstaaten Europas, die Amtssprachen sind italienisch und englisch. Der Staat ist eine „absolute Wahlmonarchie“: Der ‚Herrscher‘ ist der jeweils von Kardinälen (den höchsten Würdenträgern der Römisch-katholischen Kirche) gewählter Papst, der auf Lebenszeit vom „Heiligen Stuhl“ aus die Katholiken der ganzen Welt – im christlichen römisch-katholischen Glauben – als Kirchen-Oberhaupt „regiert“.[2] [2]Dem katholischen Glauben nach gilt der Papst, das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, als der Nachfolger des Apostels Petrus („Heiliger Petrus“), dem obersten Jünger (zum personifizierten Nachfolger) von Jesus Christus, dem [dreieinigen] Gott der Christen aller Glaubensrichtungen in der Welt; die Katholiken nennen ihren Papst den „Heiligen Vater“. (Ob er auch [noch] als Nachfolger Christi auf Erden gilt, weiß ich nicht, ich bin evangelisch.) Der Papst regiert von seinem Amts-Sitz in Rom, dem „Heiligen Stuhl“ im Vatikanstaat, wie ein Kaiser von seinem Thron aus regiert. [Natürlich sind die Katholiken, wie alle anderen Menschen, die sich zu einer Religion bekennen, Staatsbürger ihres Heimatstaates.]
Nun gibt es noch zwei (relativ kleine) Staaten auf zwei Mittelmeer-Inseln, die historisch und politisch eng mit Europa verbunden sind: Historisch, weil sie schon in der Antike beste Handelsbeziehungen zu allen südeuropäischen Hafenstädten hatten; und politisch, weil heute beide auch Mitgliedsstaaten der EU sind. Die Sprachen sind jedoch hier, wie in weiteren (letzten) Sonderfällen, nicht indoeuropäisch verwurzelt und sind deshalb einfach Schwarz geschrieben.
67: Zypern
Diese drittgrößte Mittelmeerinsel gehört geografisch zu Asien: Der Inselstaat Zypern ist (noch) politisch zweigeteilt in einen griechischen Teil, die Republik Zypern, und in einen türkischen Teil. Also gibt es dort zwei Amtssprachen. Aber die türkische Sprache gehört nicht zu der indoeuropäischen Sprachfamilie, es ist eine altaische Sprache aus dem Inneren Asiens (das Altai-Gebirge liegt im Süden Sibiriens). Seit fast 4.000 Jahre, aus der Zeit als die griechische Kaufleute das östliche Mittelmeer ‚beherrschten‘, spricht man auf der ganzen Insel (zu 92%) griechisch.
Die Republik Zypern ist ein Inselstaat, der am 16. August 1960 durch Unabhängigkeit der bisherigen Kronkolonie vom Vereinigten Königreich entstand. Am 1. Mai 2004 wurde die Republik Zypern Mitglied der Europäischen Union (EU).[3] [3]Zypernkonflikt: Ab dem 20. Juli 1974 wurde der Norden der Insel von der Türkei besetzt, wo am 15. November 1983 einseitig die Türkische Republik Nordzypern ausgerufen wurde, nachdem griechische Putschisten den Anschluss Zyperns an Griechenland durchsetzen wollten. In der Resolution 541 wurde die Ausrufung der Türkischen Republik Nordzypern von den Vereinten Nationen für ungültig erklärt
68: Malta
… ist ein weiterer Kleinstaat Europas, er besteht aus drei kleinen Inseln und war lange Zeit – bis 1976 – Kolonie des Vereinigten Königsreichs (Großbritannien). Seit 2004 ist Malta EU-Mitglied. Geologisch gehören diese Inseln jedoch zu Afrika, aber politisch zu Europa, und gesprochen wird dort in einer ganz eigenen, aus dem mittelalterlichen Arabisch entstandene Amtssprache, die auch in der EU staatlich anerkannt wird: Maltetisch, genannt: Malti. Die Sprache gehört einer afroasiatisch-semitischen Sprachgruppe an. –
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Neben Armenien, das wegen seiner autarken, aber doch indoeuropäischen Sprache (Post 8) zu Europa gezählt wurde – vgl. Sprach-Nr. 4, sollen – in diesem Text -auch die Kaukasusstaaten Georgien und Aserbaidschan zu Europa gehören.
Georgien
hat etwa 4 Millionen Einwohner, die alle georgisch sprechen, eine der vier südkaukasischen Sprachen.
Georgisch hat als Literatursprache eine lange Tradition. Die Schriftsprache heißt Mchedruli und besteht aus einem Alphabet mit 33 Buchstaben. Zur Schreibung der georgischen Sprache wird die kyrillische Schrift verwendet.
Aserbadschan
Die aserbaidschanische Sprache, gehört zu den südwestlichen Turksprachen und ist eng verwandt mit dem Türkischen. Die moderne aserbaidschanische Schriftsprache basiert auf dem Baku-Dialekt. Geschrieben wird kyrillisch. Aserbaidschanisch ist heute mit etwa 14 Millionen Muttersprachlern die wichtigste Turksprache im Iran. (nach Wikipedia)
Aserbaidschanisch und Georgisch gehören also nicht der indoeuropäischen Sprachgruppe an. – Die Kaukasusstaaten werden allerdings häufig zu Europa gezählt. Ein Grund dafür ist mir nicht bekannt, es sei denn, dass der historische Landschaftsbegriff Kaukasien hier anklingt, der sich auf diese Region bezog und mit alten historischen und kulturellen Beziehungen zu Europa verknüpft wird. Geographisch wird der Kaukasus üblicherweise zu Asien gerechnet.
Kasachstan
Ob jedoch auch Kasachstan, (Landes-Flächengröße 2.750.000 km²), das einen kleinen östlichen Landzipfel südlich des Ural-Gebirges mit „seinen“ fast 135.000 km² auf dem europäischem Kontinent liegt, weil hier – in „Verlängerung des Gebirges – der Strom des Ural die Grenze zwischen Asien und Europa bildet (Post 4: Kap. II, Abb. 6), möchte ich bezweifeln. –
Die Muttersprache des Kasachischen hat turksprachige Wurzeln, seine Schriftsprache ist vorwiegend kyrillisch.
Das Türkische
hat turksprachige Wurzeln, die auf asiatisch–tatarische Sprachen verweisen, wie das Afghanische. Ihre Schriftsprachen sind kyrillisch oder arabisch.
Die Türkei ist damit, obwohl sie vor kurzer Zeit noch Beziehungen zur EU aufnehmen wollte, nicht nur aufgrund mangelnder kultureller Traditionen, sondern auch der geografisch-geologischen Befunde „weiter“ von Europa entfernt, als die Kaukasusstaaten, ungeachtet ihrer derzeitigen politischen Distanz zur EU.
Diese vier Staaten sind nur der Vollständigkeit wegen angeführt, sie sprengen das Thema meines Textes. – Anders schätze ich die Position der hier zuletzt aufgeführten Sprache(n) ein.
Die siebente Zwischenbemerkung
69: Kurdisch
Kurdisch ist eine indoeuropäisch entstandene Sprache – aus dem Iranischen Sprachzweig der 2. Generation unseres Stammbaums (vgl.: Post 7). Wie alle anderen heute noch gesprochenen Sprachen in dieser Aufstellung ist auch das Kurdische durch die Geschichte seiner Sprecher geprägt:
Vom 7. Jahrhundert bis heute verteilt sich ein relativ geschlossener Siedlungsraum der Kurden auf die Staaten Türkei, Irak, Iran und Syrien. Aberdie Kurden leben auch hier in einer Art der Enklave; denn in diesen Gebieten leben neben Kurden aber auch Araber, Perser, Aserbaidschaner, Türken, Turkmenen, Armenier und Assyrer/Aramäer.[4] [4]Eine Enklave ist die Bezeichnung einer Volksgruppe (hier: der Kurden), die inmitten eines anderen Staatsgebietes lebt, – wie eine Insel mit eigener Kultur in einem fremden Land. Das gesamte kurdische Siedlungsgebiet umfasst je nach Definition zwar 400.000 bis 500.000 km², und zusätzlich gibt es noch kurdische Enklaven im Kaukasus und in Usbekistan[5] [5]Kurdistan (kurdisch Kurdistan) ist ein nicht genau begrenztes Gebiet in Vorderasien, das als historisches Siedlungsgebiet von Kurden betrachtet wird. Die Staaten, über die sich dieses Gebiet erstreckt, vermeiden zumeist die Bezeichnung Kurdistan oder verbieten sogar den Gebrauch dieses Begriffes. Seine Tradition wird hingegen von breiten Schichten der kurdischen Bevölkerung gepflegt bzw. gefordert.; aber die andauernde Unterdrückung durch die Herrscher dieser Staatsgebiete hinderten die Kurden daran, eine eigene Nationalität zu entwickeln. Sind haben bis heute drei Muttersprachen, die kaum verbunden sind, können sich daher auch kulturell nur begrenzt als Nation empfinden und entwickeln.
Heute leben viele Kurden auch in Asien, Nordamerika und in Europa, – also wieder fremdbestimmt. Im Gegensatz zu ihren Herkunftsländern können sie nun in eher freiheitlichen und demokratisch strukturierten Nationen leben. Eine Abschottung von diesen Gesellschaften ist auf Dauer undenkbar, „Neubürger“ eines Landes, einer Stadt oder Gemeinde werden nach zwei oder drei Generationen Teil dieser Nation, das kann jeder in jedem Einwanderungsstaat beobachten, sofern und inwieweit seine ‚Bevölkerung‘ ihrerseits eine wechselseitige Integration toleriert und fördert. –
70:
Ein ähnliches, aber ungleich komplizierteres Schicksal betrifft
das Leben und die Sprache(n) der Sinti und Roma in europäischen und entfernteren Ländern; ihre Sprachen haben wohl indische und/oder indisch-asiatische Wurzeln. Auch diese Menschen „reisen“ seit Jahrhunderten durch verschiedene Nationen, oft ungeliebt und verfolgt, sie leben bis heute in großen Teilen als moderne Nomaden, man darf auch – ohne diskriminieren zu wollen – ‚Zigeuner‘ sagen, mit viel Misstrauen und den hartnäckigsten Vorurteilen behaftet, aber ganz allmählich (nach Jahrtausenden) auch um Integration bemüht, – ein Aspekt der Muttersprachen in Europa, der nicht vergessen sein soll.
Man weiß immer noch (zu) wenig über (die „Volksstämme“?) der Sinti und Roma. „Rom“ heißt in ihrer Sprache Mensch, und „Romni“ ist die Roma-Frau. Fest steht, dass sie alle aus dem Stammland des Indoeuropäischen, aus Vorderindien kommen und sich schon im Mittelalter über Südeuropa – vornehmlich über Ungarn (!) – in ganz Europa verbreitet haben, aber nur sehr zögernd sesshaft werden. Das liegt auch an der ablehnenden Haltung der jeweils angestammten Bevölkerung – und ebenso an dem seit Jahrhunderten bestehenden Zusammenhalt unter den zerstreut lebenden und umherreisenden Roma-Gruppen. Musikliebhaber unter uns kennen allerdings nicht wenige Roma, die als hervorragende, auch weltberühmte Instrumentalsolisten bekannt geworden sind (Django Reinhardt u.a.). –
Es ist demnach ganz offensichtlich schwierig, alle hier aufgeführten Nationen dem Kontinent Europa zuzuweisen, politische und geografische Fakten sind noch immer nicht „ausgesprochen“ eindeutig. Das Kurdische gehört zum Indoeuropäischen – das Roma nicht; die Kurden kamen erst im 20. Jahrhundert nach Europa – die Roma sind seit dem 14. Jahrhundert bei uns in Europa.. –
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Betrachten wir das Thema „sprachliche Grenzfälle“ noch einmal geografisch:
Die hier nicht farbig geschriebenen fünf Staaten Kasachstan, Georgien und Aserbaidschan, liegen nur mit Teilen ihres Staatsgebietes „in Europa“, bzw. werden – wie auch Armenien – als „Grenzländer“ eher Europa als Asien oder Kleinasien zugeschlagen, wobei Vorderasien seit jeher eine unbestimmte Positionen einnimmt. Im Ausschlussverfahren lässt sich jedoch feststellen: Armenien, Russland, Kasachstan, Aserbaidschan, Georgien und die Türkei liegen nicht ausschließlich oder/und eindeutig auf dem kontinentalen Boden Europas, und die Muttersprachen der vier letztgenannten Staaten sind nicht indoeuropäischen Ursprungs. Außenpolitisch stehen besonders Russland, aber auch die Türkei eng mit Europa in Verbindung. Wenn es um die kontinentale Zugehörigkeit ginge, sähe ich sie zwar allen Bedenken zum Trotz Europa zugehörig.
Das bleibt jedoch letztlich eine Frage der eigenen staatlichen Entscheidung, und es bedarf seit 1992 (Vertrag von Maastricht) auch der Zustimmung aller in der Europäischen Union – EU vereinigten Staaten.
Ich entschuldige mich für die Unschärfe dieser Grafik, aber ich wollte Sie Ihnen noch einmal anbieten, weil mir daran liegt, dass Sie noch ein paar Minuten über dieses „Stück Land“ nachdenken, das – einschließlich der Arabischen Halbinsel – fast so groß ist wie ein Drittel von Europa. Verbindet es drei Erdteile? – Ist es ein Adapter? – Ein Gelenk? – Ein Brennpunkt? –
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Abschließend für den ersten Teil meines Blog noch eine Hitliste aus dem Guinnessbuch: Immerhin steht die indoeuropäische Sprachfamilie auf Platz 1 in der Welt-Rangliste: 1,75 Milliarden Sprecher, die europäischen Top-Muttersprachen folgen mit 1,3 Milliarden und China [allein] folgt mit 1,2
DIE 12 WELTSPRACHEN nach Anzahl ihrer Sprecher: (Quelle: Wikipedia)
So haben wir nun zwar die Entwicklungen von circa 70 bis 75 Muttersprachen in Europa kennenlernen können, wenngleich 3 bis 4 meiner Definition nach keine europäischen Muttersprachen sind. Vergessen Sie aber nicht, dass die Grenzen zwischen Muttersprache, staatlich anerkannter Sprache (Erst-, Zweit- oder Drittsprache eines Landes), Dialekt oder Mundart verschwommen sind, und dass die „Plattdeutschen“ oder volkstümlich-regionalen Sprachvarianten gar nicht erfasst wurden. Zusätzlich und nicht nummeriert spielt das Lateinische für die europäischen Sprachen und für die Weltgemeinschaft eine fundamentale Rolle – wie übrigens auch das Griechische (und wie die arabisch-indische Zahlenwelt). – Aber bis sich in jeder Bevölkerung eines Staates oder in einer Volksgruppe in Europa eine Muttersprache entwickelt hatte, waren jahrhundertelange Prozesse vollzogen worden.
Ich werde diese „Wandlung“ am Beispiel der deutschen Sprache in den wichtigsten Phasen weiter betrachten (Posts 15 bis 21). –
(Wer von Ihnen aber schon jetzt einige Fragen zu Fachbegriffen unserer allgemeinen Sprachwissenschaft hat, kann seine Wissenslücken aus dem schulischen Sprachunterricht (zwischen Grammatik-Wissen bis Linguistik auffüllen – in den Posts 22 und 23).
Anmerkungen:
[1] Faschismus ist die Bezeichnung einer politischen Bewegung, die in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts unter Führung von Benito Mussolini, einem Diktator, der in Italien bis 1943/45 die Macht übernommen, mit dem deutschen Diktator Adolf Hitler zusammenschloss. Der zunächst italienische Begriff für dieses radikale System wurde bald auf alle Formen nationalistischen Regierens (und Denkens) übertragen.
[2] Dem katholischen Glauben nach gilt der Papst, das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, als der Nachfolger der Apostels Petrus („Heiliger Petrus“), dem obersten Jünger (zum personifizierten Nachfolger) von Jesus Christus, dem [dreieinigen] Gott der Christen aller Glaubensrichtungen in der Welt; die Katholiken nennen ihren Papst den „Heiligen Vater“. (Ob er auch [noch] als Nachfolger Christi auf Erden gilt, weiß ich nicht, ich bin evangelisch.) Der Papst regiert von seinem Amts-Sitz in Rom, dem „Heiligen Stuhl“ im Vatikanstaat, wie ein Kaiser von seinem Thron aus regiert.
[5] Kurdistan (kurdisch Kurdistan) ist ein nicht genau begrenztes Gebiet in Vorderasien, das als historisches Siedlungsgebiet von Kurden betrachtet wird. Die Staaten, über die sich dieses Gebiet erstreckt, vermeiden zumeist die Bezeichnung Kurdistan oder verbieten sogar den Gebrauch dieses Begriffes. Seine Tradition wird hingegen von breiten Schichten der kurdischen Bevölkerung gepflegt bzw. gefordert.
Anmerkungen
1. | [↑] | Faschismus ist die Bezeichnung einer politischen Bewegung, die in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts unter Führung von Benito Mussolini, einem Diktator, der in Italien bis 1943/45 die Macht übernommen hatte. Er schloss sich mit dem deutschen Diktator Adolf Hitler zusammen. Der zunächst italienische Begriff für dieses radikale System wurde bald auf alle Formen nationalistischen Regierens (und Denkens) übertragen. |
2. | [↑] | Dem katholischen Glauben nach gilt der Papst, das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, als der Nachfolger des Apostels Petrus („Heiliger Petrus“), dem obersten Jünger (zum personifizierten Nachfolger) von Jesus Christus, dem [dreieinigen] Gott der Christen aller Glaubensrichtungen in der Welt; die Katholiken nennen ihren Papst den „Heiligen Vater“. (Ob er auch [noch] als Nachfolger Christi auf Erden gilt, weiß ich nicht, ich bin evangelisch.) Der Papst regiert von seinem Amts-Sitz in Rom, dem „Heiligen Stuhl“ im Vatikanstaat, wie ein Kaiser von seinem Thron aus regiert. |
3. | [↑] | Zypernkonflikt: Ab dem 20. Juli 1974 wurde der Norden der Insel von der Türkei besetzt, wo am 15. November 1983 einseitig die Türkische Republik Nordzypern ausgerufen wurde, nachdem griechische Putschisten den Anschluss Zyperns an Griechenland durchsetzen wollten. In der Resolution 541 wurde die Ausrufung der Türkischen Republik Nordzypern von den Vereinten Nationen für ungültig erklärt |
4. | [↑] | Eine Enklave ist die Bezeichnung einer Volksgruppe (hier: der Kurden), die inmitten eines anderen Staatsgebietes lebt, – wie eine Insel mit eigener Kultur in einem fremden Land. |
5. | [↑] | Kurdistan (kurdisch Kurdistan) ist ein nicht genau begrenztes Gebiet in Vorderasien, das als historisches Siedlungsgebiet von Kurden betrachtet wird. Die Staaten, über die sich dieses Gebiet erstreckt, vermeiden zumeist die Bezeichnung Kurdistan oder verbieten sogar den Gebrauch dieses Begriffes. Seine Tradition wird hingegen von breiten Schichten der kurdischen Bevölkerung gepflegt bzw. gefordert. |