Post 8: Autarke Sprachen

 Zum Beitragsbild: Dies ist der Parthenon, der Tempel für die Stadtgöttin Pallas Athena Parthenos, er wurde im Jahr 470 v.Chr. auf der Akropolis in Athen  errichtet, er gehört zu den sieben Weltwundern der Antike (Post 3), er wird gerade in Athen restauriert und gilt als Das Wahrzeichen der Kultur der Antike.  – Vgl. die Abbildung 107 im Post 25:  die Documenta ist seit 1955 die weltweit größte Ausstellung aktueller Kunst, sie findet  alle fünf Jahre in Kassel statt. Die Documenta 2017 fand in Athen und in Kassel statt)!

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Als autark bezeichne ich Sprachen, die ganz auf sich allein gestellt eine eigene Entwicklung genommen haben, die zwar die lateinische Schrift und auch einige grammatikalische Strukturen übernommen haben, die aber kaum nennenswerte Ausstrahlung auf andere oder nachfolgende Muttersprachen aufweisen. Eine Ausnahme davon ist das Griechische, das ich als übernächste Muttersprache vorstelle.

1:     Baskisch

Abb. 21: Baske mit Schalmei

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Die älteste heute noch gesprochene Sprache in Europa – baskisch – hat nach sorgfältigen Nachforschungen keinen indoeuropäischen Ursprung; Fachleute bezeichnen sie daher auch als die einzige (und älteste) heute noch gesprochene Ursprache Europas, – eine echte „Sprachinsel“ im großen indoeuropäischen „Sprachenmeer“. Darum habe ich der Baskischen Sprache zwar das Blau der autarken Farbgruppe gegeben, aber ein sehr dunkles Blau, denn die Sprache ist einzigartig in der Welt. – Etwa 2,7 Millionen Basken leben in dem gebirgigen Winkel des Golfs von Biskaya auf 7.000 km2 Land, das zu 2 Dritteln zu Spanien und zu einem Drittel zu Frankreich gehört.

Mehr als eine Millionen Menschen sprechen[1] [1]In der Sprachwissenschaft werden Menschen, die in einer  gemeinsamen Sprache (oder Muttersprache) kommunizieren, „Sprecher“ dieser Sprache genannt. Achtung: Nicht alle Sprecher sind auch Muttersprachler. Als emanzipierter Autor benutze ich bei diesem „Statistik-Begriff“ nur den neutralen Plural baskisch, eine wohl 6.000 Jahre alte autarke  Sprache aus der Zeit vor dem Eindringen fremder Völker und allen indoeuropäischen Sprachgutes. Es ist erst wenige Jahrzehnte her, dass Frankreich und Spanien dieser ethnischen Minderheit alle Rechte einräumten, die sich die Euskal Herritar, wie die uralte Ethnie sich nennt, erkämpft und ertrotzt haben.

2: Griechisch

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Abb. 22: Musik aus Griechenland – aus. Saarbrücker Zeitung

Die griechische Sprache ist seit etwa 2.500 v.Chr. überliefert, sie war bis 600 n.Chr.  im oströmischen Kaiserreich von Konstantinopel – und über alle östlichen Mittelmeerküsten – eine „Weltsprache“. Erst danach, als dieses Herrschaftsgebiet unterging, beschränkte sich die Sprache auf ihr Stammland. Seit 800 v.Chr. hatten die Griechen das phönizische Alphabet übernommen (siehe Kap. II/Post 5: Geschriebene Sprache), mit dem Neugriechischen wurden die „alten“ Majuskeln (Großbuchstaben) auch mit Minuskeln (Kleinbuchstaben) kombiniert.

Unabhängig  davon strahlte  die griechische Kultur  weit über die alten Landesgrenzen aus: Seine Architektur, das Theater, die Dichtung, Mathematik, Geometrie, Medizin und die Schulbildung (natürlich: Olympia!), vor allem auch die Philosophie waren zu allen Zeiten und bis heute feste geistige Bestandteile „abendländischen Denkens“. An der Griechischen Sprache bewundere ich ihre ungewöhnliche  Fähigkeit zur Diagnose und Findung von Fachbegriffen aller Art für konkrete oder „nur gedachte“ (abstrakte) Erscheinungen, Situationen, Vorkommnisse oder wissenschaftliche Gedanken aller Art, ob sie nun der Vergangenheit angehören oder der „modernen“ Gegenwart unseres Lebens[2] [2]Diagnose: gemeint ist hier die einzigartige Fähigkeit der griechischen Sprache, eine treffende Bestimmung für eine konkrete oder eine ’nur‘ gedachte Sache, eine Erscheinung oder Situation zu schaffen, in nur einem einzigen Wort zu erfassen, wie kompliziert diese Sache auch sei; ein morphologisches Problem: vgl. Post 5!.

Diese Verehrung fand schon im Hellenismus[3] des 19. Jahrhunderts [3]Hellenismus: Allgemeine Wertschätzung und Verehrung der griechischen Künste und Geisteshaltung: Alexander d. Gr. hatte um 300 n.Chr. das o. gen. Kaiserreich wieder zu Weltruhm gebracht (von Griechenland bis nach Ägypten und nach Osten über ganz Persien bis zum Indus) und damit der Kultur der „Hellenen“ (Hauptstamm des griechischen Volkes) im Bewusstsein des europäischen Denkens im 19. Jahrhundert zur besonderen Beachtung verholfen eine weltweite Beachtung: Ungezählt viele Fachbegriffe aus allen oben angedeuteten Bereichen sind in die europäischen Sprachen unserer Zeit eingeflossen: Aero-, Pädagogik, Akrobat, Archäologie, Monarchie, Arktis, Auto-, Biathlon, Basilika, Chlor, Chronik, Dogma, Drama, Dynamo, Meteor, Hologramm, Prognose, Telefon usw. usw. uswSo durchdringen griechische Wörter und Wortteile die Sprachen unserer Welt, die lebendige griechische Sprache ist jedoch autark geblieben. Vgl. im Post 9: die 1. Zwischenbemerkung!

Nach Wikipedia: Die abendländische Kultur ist maßgeblich durch die Sprache und Kultur des antiken Griechenlands geprägt. In griechischer Sprache beginnt die europäische Literatur, Philosophie und Wissenschaft. Bedeutende Werke der Weltliteratur wie die homerischen Epen, die großen Dramen von Aischylos, Sophokles und Euripides, die philosophischen Schriften von Platon und Aristoteles oder das Neue Testament sind auf Griechisch verfasst. In zahlreichen Lehn- und Fremdwörtern (Gräzismen) ist Griechisch in vielen modernen Sprachen lebendig.

Immerhin wird Neugriechisch heute noch auch an der Westküste der Ägäis (im türkischen Staatsgebiet) und in Zypern gesprochen.

3. Albanien

Abb. 23: Albanischer Musiker
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Albanisch ist seit etwa 1000 n.Chr. als eine der eigenständigen Balkansprachen an der Ostküste der Adria bekannt, das Land gehörte zum Oströmischen Reich, später zum Osmanischen Reich und entwickelte um 1400 n.Chr. seine autonome Staatsform, wurde aber immer wieder in Kriege verwickelt und hatte sich durch seine intensiven Verbindungen zur Türkei allmählich in eine islamische Nation verwandelt. Sprachlich hat Albanien seine Landessprache modernisiert, ist allenfalls mit den Nachbarstaaten Montenegro und dem Kosovo verbunden. Albanisch ist, wie auch die armenische Sprache eine der autarken Sprachen des „Stammbaums“ – s. o.!

4: Armenien

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Abb. 24: Armenischer Wandteppich

Die armenische Sprache ist ebenfalls aus vorchristlichen Zeiten (durch Funde von Reiseberichten) bekannt, das Volk der Armenier etablierte sich jedoch erst nach vielen Verfolgungen und Kämpfen innerhalb des Byzantinischen und – nach 500 n.Chr. auch des Osmanischen Reiches. Endlich – im frühen Mittelalter konnte sich „die gejagte Nation“ als Staat im Kaukasusgebiet einrichten, wo es inzwischen auch  kulturell und  schriftsprachlich aufgeblüht ist.

Abb. 25: Armenisches Alphabet.tif

Altarmenisch, das seit dem 5. Jahrhundert   in Schriftzeugnissen vorliegt, wurde als Literatursprache bis in das 19. Jahrhundert hinein  genutzt, und im kirchlichen Bereich ist es auch noch heute in Gebrauch (z. B. im Gottesdienst). Das Westarmenische kam ursprünglich aus Anatolien und wird auch nach dem Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich[4] [4]Der Völkermord (= Genozid) an den Armeniern war einer der ersten systematischen Genozide des 20. Jahrhunderts. Er geschah während des Ersten Weltkrieges unter Verantwortung der jungtürkischen, vom Komitee für Einheit und Fortschritt gebildeten Regierung des Osmanischen Reichs. Bei Massakern und Todesmärschen, die im Wesentlichen in den Jahren 1915 und 1916 stattfanden, kamen je nach Schätzung zwischen 300.000 und mehr als 1,5 Millionen Menschen zu Tode. Der türkische Staat leugnet bis heute jede Schuld an diesem Verbrechen von vielen Armeniern gesprochen, auch – in der Diaspora – im Libanon und den Vereinigten Staaten. Die armenische Sprache hat einige Ähnlichkeiten mit dem Griechischen (viele Parallelen bei etymologischen Wurzeln), weswegen eine enge Verwandtschaft innerhalb der Indoeuropäischen Sprachen angenommen wird. Die Sprache enthält aber auch sehr viele Lehnwörter aus dem Iranischen (Parthisch, Persisch).

Wenden wir uns nun einer anderen kleinen Sprachgruppe zu, deren ursprünglicher Volksstamm zwar nicht mehr ‚lebt‘, dessen Sprache aber in verschiedenen „Ecken“ Europas noch erhalten geblieben ist: Keltisch in fünf Muttersprachen: im Post 9.

 

Anmerkungen:

[1] In der Sprachwissenschaft werden Menschen, die in einer  gemeinsamen Sprache (oder Muttersprache) kommunizieren, „Sprecher“ dieser Sprache genannt. Achtung: Nicht alle Sprecher sind auch Muttersprachler. Als emanzipierter Autor benutze ich bei diesem „Statistik-Begriff“ nur den neutralen Plural

[2] Diagnose: gemeint ist hier die einzigartige Fähigkeit der griechischen Sprache, eine treffende Bestimmung für eine konkrete oder eine ’nur‘ gedachte Sache, eine Erscheinung oder Situation zu schaffen, in nur einem einzigen Wort zu erfassen, wie kompliziert diese Sache auch sei; ein morphologisches Problem: vgl. Post 5!

[3] Hellenismus: Allgemeine Wertschätzung und Verehrung der griechischen Künste und Geisteshaltung: Alexander d. Gr. hatte um 300 n.Chr. das o. gen. Kaiserreich wieder zu Weltruhm gebracht (von Griechenland bis nach Ägypten und nach Osten über ganz Persien bis zum Indus) und damit der Kultur der „Hellenen“ (Hauptstamm des griechischen Volkes) im Bewusstsein des europäischen Denkens im 19. Jahrhundert zur besonderen Beachtung verholfen

[4]  Der Völkermord (= Genozid) an den Armeniern war einer der ersten systematischen Genozide des 20. Jahrhunderts. Er geschah während des Ersten Weltkrieges unter Verantwortung der jungtürkischen, vom Komitee für Einheit und Fortschritt gebildeten Regierung des Osmanischen Reichs. Bei Massakern und Todesmärschen, die im Wesentlichen in den Jahren 1915 und 1916 stattfanden, kamen je nach Schätzung zwischen 300.000 und mehr als 1,5 Millionen Menschen zu Tode. Der türkische Staat leugnet bis heute jede Schuld an diesem Verbrechen.

Anmerkungen   [ + ]

1. In der Sprachwissenschaft werden Menschen, die in einer  gemeinsamen Sprache (oder Muttersprache) kommunizieren, „Sprecher“ dieser Sprache genannt. Achtung: Nicht alle Sprecher sind auch Muttersprachler. Als emanzipierter Autor benutze ich bei diesem „Statistik-Begriff“ nur den neutralen Plural
2. Diagnose: gemeint ist hier die einzigartige Fähigkeit der griechischen Sprache, eine treffende Bestimmung für eine konkrete oder eine ’nur‘ gedachte Sache, eine Erscheinung oder Situation zu schaffen, in nur einem einzigen Wort zu erfassen, wie kompliziert diese Sache auch sei; ein morphologisches Problem: vgl. Post 5!
3. Hellenismus: Allgemeine Wertschätzung und Verehrung der griechischen Künste und Geisteshaltung: Alexander d. Gr. hatte um 300 n.Chr. das o. gen. Kaiserreich wieder zu Weltruhm gebracht (von Griechenland bis nach Ägypten und nach Osten über ganz Persien bis zum Indus) und damit der Kultur der „Hellenen“ (Hauptstamm des griechischen Volkes) im Bewusstsein des europäischen Denkens im 19. Jahrhundert zur besonderen Beachtung verholfen
4. Der Völkermord (= Genozid) an den Armeniern war einer der ersten systematischen Genozide des 20. Jahrhunderts. Er geschah während des Ersten Weltkrieges unter Verantwortung der jungtürkischen, vom Komitee für Einheit und Fortschritt gebildeten Regierung des Osmanischen Reichs. Bei Massakern und Todesmärschen, die im Wesentlichen in den Jahren 1915 und 1916 stattfanden, kamen je nach Schätzung zwischen 300.000 und mehr als 1,5 Millionen Menschen zu Tode. Der türkische Staat leugnet bis heute jede Schuld an diesem Verbrechen