21: Indoeuropäische Grammatik-Strukturen am Beispiel der Deutschen Sprache

 

Die Grammatik untersucht die Einzelteile einer geschriebenen Sprache, um die gesamte Konstruktion (Struktur) dieser Sprache aufzudecken und zu erklären, damit sie korrekt gesprochen und geschrieben werden kann.  … Der Post-Titelzusatz „am Beispiel der Deutschen Sprache“ war notwendig, weil zwar auch in dieser Grammatik deutliche Ähnlichkeiten mit oder Verwandtschaften zu den anderen indoeuropäischen Sprachen bestehen, diese jedoch nicht genannt werden; dieser zweite Teil meines Blogs (KAPITEL IV und V) widmet sich nur dem Deutschen, in den folgenden beiden Posts: der Deutschen Sprache.[1] [1]Nationen-Bezeichnungen werden lt. Duden immer (G) groß geschrieben, wenn es um den speziellen Hinweis auf das Nationale geht oder um den Vergleich mit einer anderen Nationalität: ich spreche deutsch; Englisch ist leichter zu lernen als Deutsch, wenn man Deutsch spricht, muss man genau auf die Endungen der Wörter achten…usw.

Post 21: Indoeuropäische Grammatik-Strukturen am Beispiel der Deutschen Sprache

Schon im Kapitel II wurden die natürlichen Elemente von Sprache, die Laute und ihre Zeichen, die Buchstaben als die kleinsten Bausteine der Sprache vorgestellt. In diesem letzten Abschnitt möchte ich Ihnen in drei ergänzenden Exkursen Grundkenntnisse zum Thema Sprache vermitteln, die auch für Muttersprachler aufschlussreich sind: Sprachlehre  –  Aussprache  –  Sprachmanipulation. Das sind:

Probleme der Linguistik

Systematik ist das oberste Ordnungsprinzip wissenschaftlichen Arbeitens, eigentlich überhaupt allen guten Arbeitens. Bücher in der Leihbücherei, Werkzeuge in der Werkstatt, Ersatzteile im Lager, Tiere im Zoo, Wetterberichte, Lebensmittel und Haushaltsprodukte im Supermarkt, Bestandsaufnahmen aller Art – alles muss irgendwie geordnet werden, damit die Fachleute sich schnell zurechtfinden (Bibliothekarinnen, Logistiker, Mechanikerinnen, Tierpflegerinnen, Verkäuferinnen), damit aber auch wir ‚Verbraucher‘ nicht die Übersicht verlieren. Und hier: Das System der Wörter unserer Sprache.

 1:   Begriffe für Sprachen

Offiziell:    1. Staatssprache ist die Amtssprache eines Staates,

manche Staaten haben zwei Staatssprachen (Belgien), selten: drei …,

daneben gibt es genehmigte Zweitsprachen (in D: sorbisch),

und in Schulen werden neben der Muttersprache (deutsch) andere Sprachen gelehrt: Fremdsprachen, in Deutschland meistens Englisch als 1. Fremdsprache, dann häufig Französisch und/oder Latein, und/ oder zunehmend auch Russisch, Spanisch, Chinesisch, Japanisch, oft auch andere europäische Fremdsprachen.

Verwaltungssprache und Gerichtssprache  sind – wie viele andere Fachsprachen – in den speziellen, abgeschlossenen Kreisen unserer Gerichte und Anwaltsbüros entstanden. Sie werden wohl nur so kritisch betrachtet, weil wir alle immer wieder mal mit Anwälten und Verwaltungen zu tun haben

inoffiziell: Muttersprache: die Sprache, die man als Kind gelernt hat, Muttersprachen sind zumeist geduldet, in bestimmten Regierungen jedoch auch verboten (in Polen war Deutsch bis in die 80er Jahre hinein [offiziell] verboten

Landessprache: die gültige Sprache eines Landesteils (Alemannisch in Baden-Württemberg)

Hochdeutsch (auch: Hochsprache, Schulsprache) ist die gehobene, korrekte Sprache in Wortwahl, Aussprache, Satzbau und dem Klang (Lautung oder Artikulation); Hochdeutsch ist nicht nur als Amtssprache (Amtsdeutsch) zu verstehen, sondern als

Standardsprache, die seit 1901 im DUDEN festgelegt und für Sprachlehrgänge oder -kurse verbindlich vorgegeben ist.

Sprachformen, die vom Hochdeutsch abweichen, sind:

Niederdeutsch oder „Plattdeutsch“, Mundarten, die in vielen Regionen in der alt eingesessenen Bevölkerung gesprochen werden, oft in kleinsten (benachbarten!)Regionen verschieden

Sprachliche Subkulturen haben sich zu allen Zeiten in bestimmten Kleingruppen eingerichtet, in sozial verbundenen Gemeinschaften

Fachsprachen sind unter Musikern, Handwerkern, Kaufleuten usw. verbreitet, – über deren besondere Fachbegriffe hinaus (s. o!)

Leider immer noch verbreitet ist das Amtsdeutsch in mündlicher und besonders in schriftlicher Form der amtlichen Behörden (Bürokratie) oder – fast noch unangenehmer –

„das Fachchinesisch“ auch der Mediziner und anderer Fachwissenschaftler; es gibt aber nachdrückliche Bemühungen, alle Fachleute, die mit Nicht-Fachleuten sprechen müssen, zu allgemein verständlicher Ausdrucksweise zu ‚verpflichten‘.

Die Umgangssprache Deutsch ist eine „abgeschliffene“ hochdeutsche Sprache mit eingeschränktem Wortschatz (weniger Fremdwörter), die „auf der Straße“ oder „unter uns“ „im Alltag“ verbreitet ist, Dabei treten häufig Redewendungen auf.

Das Idiom [die Idiome]: Sprechweise oder Redewendung einer kleineren Gruppe oder einer sozialen Schicht, aber auch eine (anerkannte bzw. gut bekannte) Formulierung: „Ins Gras beißen“, „Schönen Tag noch“, „die Kurve kratzen“ usw. Idiome werden in der „gehobenen“ Schriftsprache besser vermieden. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts, insbesondere nach den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges verdrängen die Umgangssprachen die alten Dialekte. Entscheidenden Einfluss darauf hatten die innerdeutschen Flüchtlingsströme und vor allem die stark anwachsende Verbreitung von Radio und Fernsehen; in den Schulen wird heute nur noch in der hochdeutschen Standardsprache unterrichtet.

Der Dialekt  ist eine auf Länder oder größere Gebiete von Ländern begrenzte Sprachform, die in alter Vergangenheit von der Bevölkerung an die „Jungen“ weitergegeben wird. Dialekte können auch das Hochdeutsch (und das Plattdeutsch) der Bewohner prägen: bayrisch, sächsisch, badisch, württembergisch, aber auch Schwytzer Düütsch, Österreichisch … .

Die Mundart  Wikipedia führt 40 deutsche Mundarten auf. – Die Einteilung der Mundarten begann im 19. Jahrhundert. Zur gleichen Zeit begann auch eine Art Mischform zwischen Standardsprache und Dialekt. Mundarten sprechen z. B. die Kölner, die Berliner, auch die Hamburger sprechen nicht einfach „friesisch platt“.

Der SlangNeben den regional auftretenden Mundarten tauchen betont abweichende Sprachformen oder Wortbezeichnungen auf – in Slang (engl.) oder Jargon (frz.) gesprochen. Slang fällt durch den nicht standardisierten Wortschatz auf, man trifft  ihn in manchen sozialen Gruppen oder auch in Stadtteilen an; Slang wird auch bevorzugt von Menschen ‚gepflegt‘, die aus der allgemeinen Gesellschaft herausfallen möchten. Schüler, Studenten Handwerker in bestimmten Berufen, Beteiligte an bestimmten Arten der Subkultur …

Deutsch ist die meist verbreitete Muttersprache in der Europäischen Union. Der deutsche Sprachraum überschreitet Staatsgrenzen und umfasst Deutschland, Österreich, die Deutschschweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien, Südtirol, das Elsass und Lothringen sowie Nordschleswig (in Dänemark). Außerdem ist Deutsch eine Minderheitensprache in einigen europäischen, z. B. in Rumänien und außereuropäischen Ländern, Nationalsprache im afrikanischen Namibia und zählt zu den zehn wichtigsten Sprachen der Welt. –

Linguistik ist die Bezeichnung für Sprachwissenschaft, die weit über „die Grammatik“ einer Sprache hinausgeht

Ein Lexem ist die Bedeutungseinheit eines Wortstammes innerhalb des Wortschatzes einer Sprache

2: Einführung in die Grammatik unserer Schriftsprache

A  Sätze und Satzzeichen

Im 2. Abschnitt des Kapitels II (Schrift) habe ich ein paar Aussagen formuliert, wie sie wohl schon vor Jahrhunderten gesprochen werden konnten, aber auch noch heute. Ähnliche Aussagen lesen Sie gerade in diesem Text. Aussagen können länger oder kürzer sein, aber sie bestehen fast immer aus mehreren Wörtern. Diese Aussagen enthalten einen Sinn, der (natürlich!) verstanden werden soll. Am Ende der Aussage steht immer ein Punkt (.). So eine Aussage nennt man einen Satz, einen Aussagesatz. Wenn jemand gar keine Aussage machen will, sondern etwas wissen oder erfahren möchte, formuliert er einen Fragesatz.[2] [2]Hier variieren die Landessprachen in Europa bereits: In Spanien werden die Fragezeichen vor und nach Fragesätzen gesetzt, weitere Betonungs- und Aussprachezeichen tauchen ebenfalls häufig auf Der endet mit einem Fragezeichen (?) und nicht mit einem Punkt (Was hast du gerade gesagt?). Und wenn eine einfache Aussage genauer formuliert werden muss, fügt man dem Hauptsatz noch Ergänzungen zu (Nebensätze). Und dazwischen werden oft andere Satzzeichen gesetzt: ein Komma (,) ein Semikolon (;) oder einen Gedankenstrich (). Zu viele Nebensätze (Satzteile) erschweren den Sinn der ursprünglichen Aussage. Darum sind kurze Sätze meistens besser zu verstehen. – Dieses System miteinander zu ‚reden‘ nennt man synthetisches Sprechen: alles Sprechen wird über vollständige, ganze Sätze gestaltet, die jeweils eine Aussage bzw. eine Frage enthalten (Aussage für Aussage/Frage und Aussage (= Antwort) – |Satz| für |Satz|.

So sind alle indoeuropäischen Sprachen aufgebaut[3] [3]Das Miteinander Reden nennt man Kommunikation; Menschen kommunizieren (normalerweise) mündlich (sprechend ) oder schriftlich in ganzen Sätzen: Einerseits synthetisch, nämlich in ganzen Sätzen; gleichzeitig aber auch analytisch, nämlich unter Benutzung der einzelnen Bausteine einer (unserer) Sprache, und das sind die Wörter. Alle indoeuropäischen Sprachen sind analytisch-synthetisch strukturiert[4] [4]strukturiert: mit einer Struktur versehen; eine Struktur ist die (unsichtbare) Anordnung der Teile eines Ganzen zueinander / gegliederter Aufbau / innere Gliederung; oder: ein Gefüge, das aus Teilen besteht, die wechselseitig voneinander abhängen. Die verschiedenen Wörter bilden ganze und geschlossene Sätze, die je einen Sinn ergeben. Wenn ein Satz eine komplizierte oder genauere Aussage enthalten muss, werden Nebensätze zu diesem Hauptsatz gebildet. –

Die Sprache lebt, weil die Natur und die Menschen leben.

3: Wichtige Wortgruppen

Irgendwann haben unsere Vorfahren allen Dingen Wörter zugewiesen, aus den Bereichen Familienleben, Haus- und Wildtiere, Pflanzen, Zahlen, Materialien, Werkzeuge. Darum nennt man diese Wörter auch Nomina[5] [5]die Nomina: Plural; der Singular ist: das Nomen, das Hauptwort, in der Grundschule auch Namenswort genannt – von lateinischen Wort für „Namen“, oder Substantiv; deutsch: Hauptwörter.[6] [6]Ein Nomen  hat immer einen Artikel, der das Geschlecht des Wortes (des Dinges/Objektes) bestimmt und der für die Deklination aller Nomen nötig ist: der Mann, des Mannes, dem Mann, den Mann; die Frau, der Frau, der Frau, die Frau; das Kind, des Kindes, dem Kind, das Kind ; mein Sohn, ihr Kleid, seine Puppe… Viele Dinge waren vor 4000 Jahren schon bekannt, während für technische Erfindungen, politische Begriffe oder religiöse Abstraktionen später in den Wörter hinzuerfunden werden mussten (Motor, Staatsoberhaupt, Demokratie, Glaube, Ehre usw.). Aber wie es für die Dinge unserer Umwelt „Namen“ gibt, so haben unsere Vorfahren auch für die Tätigkeiten „Namen“ ‚gefunden‘: gehen  –  essen usw. und für die Eigenschaften:  hell  –  blau  –  stark  usw.  Im Zusammenhang mit der Indogermanistik geht es hier nur um die Gründe für deutliche Ähnlichkeiten, die Stammverwandtschaft, um Wörter, die dasselbe „Gerüst“ haben (wie Bäume, die alle einen Stamm besitzen, der das tragende Gerüst von jedem Baum ist): Zu Vater gehören nämlich auch: väterlich, vaterlos, Vaterschaft, Stiefvater, Schwiegervater, Großvater; alle Wörter haben einen Wortstamm: Vater.

Das Stammwort bei Verben (Tätigkeitswörtern) besteht oft nur als Wortstamm: gehen und der Gang gehören zum selben Wortstamm. Auch Verben kann man beugen (das nennt man aber: konjugieren; weiter auf der nächsten Seite!) und daraus werden wieder andere Wörter: der Gang (gemeint sind die Gangart (des Pferdes), der erste Gang beim Essen (oder im Auto!), ein Flur oder der Spaziergang, Durchgang, Aufgang, Abgang, Vorgang (als Geschehen, Ablauf) … Alle diese Wörter haben denselben Wortstamm.siehe dazu auch Seite 9! Damit die wichtigsten zehn Wortarten (wie Artikel mit Nomen und Verb) wenigstens einmal genannt werden, folgt eine Auflistung. –

Die wichtigsten Wortarten sind diese fünf:

1:  das Nomen, Hauptwort oder Substantiv, (Plural: die Nomina oder Nomen) alle Nomen und Namen haben einen großen Anfangsbuchstaben, sie werden „groß geschrieben“; Nomen besitzen immer einen ..

2: die Artikel (der/die/das); (Singular:) der Artikel bestimmt das Geschlecht des Gegenstandes oder des Lebewesens oder der Sache: der Mann – ein Mann, die Frau – eine Frau, das Kind – ein Kind (männlich/maskulin  –  weiblich/feminin  –  sächlich/Neutrum – – das Auto – die Apfelsine  –  der Gedanke . . .

     Artikel sind für die Deklination der Nomen nötig (= die Beugung): der Mann ist schlank, das Auto des Mannes, das Fahrrad gehört dem Mann, haben Sie den Mann gesehen?; die Frau, der Frau, der Frau, die Frau; das Kind, des Kindes, usw.

3: Pronomen sind die Ersatzwörter für Nomen (man sagt auch: Fürwörter:  für Mann steht dann: er, für Katze: sie usw.

die Tasse: sie, für das Spiel: es, der Ausweis: er 

es gibt auch die persönlichen Fürwörter (Personal-Pronomen): ich, du, wir, sie, ihr, mein, euer usw.

4: Verben, sind die Tätigkeitswörter: lächeln schreiben, laufen, schlafen, essen, fernsehen …, sie stehen in der Grundform (=Infinitiv). gehen

Auch die Verben kann man beugen, das heißt dann aber konjugieren: ich gehe, du gehst … usw.

4a: Hilfsverben dürfen wir nicht vergessen! Es gibt nur zwei: sein  und  haben, aber die werden oft gebraucht:  ich bin, du bist, er/sie/es ist, wir sind, ihr seid, sie sind  und

ich habe, du hast, er/sie/es hat, wir haben, ihr habt, sie haben

Mit der Natur und den Menschen vergeht auch die Zeit: Nach den Nomen, genannt: HAUPTWÖRTER (mit ihren Artikeln und Pronomen) sind die Verben, genannt ZEITWÖRTER (mit den Hilfsverben) die wichtigsten Wortarten.

  • Wir leben jetzt, heute, in der Gegenwart; wenn wir über das sprechen, was gerade geschieht, sprechen wir in der ZEITFORM der Gegenwart –

für unsere Verben, das PRÄSENZ.

  • Aber wenn wir darüber sprechen, was gestern geschah, in der Vergangenheit (im Imperfekt), benutzen wir die ZEITFORM PRÄTERITUM.
  • Von der Zukunft, dem Morgen, dürfen wir die ‚normale‘ Zeitform benutzen.

Diese drei Zeitformen unterscheiden wir ständig: Was jetzt gerade geschieht, ist in zwei Stunden schon vorbei: es ist geschehen;  und wenn ich davon erst jetzt  erfahre, geschah es vor genau einer Stunde. Vielleicht wird es morgen wieder geschehen. Das bedeutet aber für die Umgangssprache deutsch: Sprach-Anfänger kommen mit drei Zeitformen aus: ich gehe, ich ging und dann kann ich noch sagen: Ich bin gegangen. Ein Beispiel: „Um 3 Uhr ging ich nach Hause.“ – „Aber das Training ging weiter, der Unfall war um 1/2 4 Uhr!“ – „Da war ich schon gegangen.“ 

Haben Sie es gemerkt: Man braucht für die Gegenwart, für die Vergangenheit und, wenn sie vollendet, wenn sie vorbei ist, diese drei Zeitformen:

das Präsens,  das Präteritum und das Perfekt.

Darum lernt man Verben besser gleich in allen üblichen drei Zeitformen:

Infinitiv(form) Präsens, Präteritum und Perfekt, jeweils in  einfacher Konjugationsform: [s.o.: Punkt 4!]

gehen                ging           gegangen (sein)

besitzen          besaß         besessen (haben)

essen                aß             gegessen (haben)

fahren              fuhr            gefahren (sein)

[7] [7]Die Grammatik der deutschen Sprache besitzt für richtiges Schriftdeutsch sogar acht (8!) Zeitformen, die hier allerdings einfach übergangen werden; denn für Anfänger wäre das zu kompliziert; ich stelle Ihnen die ‚normale‘ Umgangssprache Deutsch vor; es gibt andere indoeuropäische Sprachen, die noch mehr „Zeiten“ formulieren können!

Die folgenden Wortarten sind ebenfalls unentbehrlich für guten sprachlichen Ausdruck:

5: Adjektive beschreiben  Eigenschaften von Nomen, darum werden sie Eigenschaftswörter genannt. – – Man fragt: wie ist eine Sache, wie sieht etwas oder jemand aus??:

Mögliche Antworten sind dann: groß. klein, rot, weiß, dick, einsam, lustig usw.

Adjektive können hinter dem Nomen stehen: Das Haus ist groß.

Adjektive können vor dem Nomen stehen: das große Haus.

Adjektive können gesteigert werden: groß  –  größer  –  am größten     und

Adjektive können vergleichen: mein Fahrrad ist schöner als dein Fahrrad.

Dieser Baum hat hellgrüne Blätter – der andere hat dunkelgrüne 

6: Numerale sind Zahlwörter, Wörter für die Zahlen; eins, zwei, vierhunderttausend, sechsunddreißig …

7: Adverbien: Das Adverb ist wichtig bei Aussage- und Fragesätzen: Wie macht man/sie/es das? So kann man eine Tätigkeit genauer beschreiben: sie geht schnell   er kann gut kochen … der Hund springt sehr hoch … du sprichst zu undeutlich … die Frau schreibt richtig

8: Präpositionen. Die Präposition, auch das Verhältniswort genannt, benennt die Lage einer Sache (die Position) zu einer anderen Sache oder zur Umgebung:

über, unter, vor, neben, auf, zwischen, bei, an, mit, bis, während, nach, bezüglich usw.

9: Konjunktion, aber, denn, doch, oder, und, damit, nachdem, während, weil, außerdem, dann ..

Diese Wörter stellen Verbindungen zwischen Satzteilen her: Heute ist schlechtes Wetter, aber morgen scheint wieder die Sonne

10: Interjektionen sind Zwischen-Wörter: übrigens, allerdings, Halt! Bitte warten! Moment mal! …

Hier breche ich ab; denn dies soll keine vollständige deutsche Grammatik werden, die finden Sie zuverlässiger im DUDEN,  dies soll nur eine Einführung in die Sprachbetrachtung sein. – Aber diese wichtigen 10 Wortarten verweisen auf die Systematik der deutschen Sprache, und trotz der starren Regeln haben wir eine schier unbegrenzte Freiheit der sprachlichen Gestaltung.

Ebenfalls enden hier allgemeine Anmerkungen zu indoeuropäischen Sprachen; nach der gemeinsamen Ordnung der Wortarten beginnen die landessprachlichen Gesetzmäßigkeiten, sowohl auf das Sprechen als auch auf die Schreibregeln bezogen.

Im folgenden Post 22 lernen Sie die Eigenarten der deutschen Sprechweise kennen – und wie das in der geschriebenen Form deutlich gemacht wird.

Anmerkungen:

 

[1] Nationen-Bezeichnungen werden lt. Duden immer (G) groß geschrieben, wenn es um den speziellen Hinweis auf das Nationale geht oder um den Vergleich mit einer anderen Nationalität: ich spreche deutsch; Englisch ist leichter zu lernen als Deutsch, wenn man Deutsch spricht, muss man genau auf die Endungen der Wörter achten…usw.

[2] Hier variieren die Landessprachen in Europa bereits: In Spanien werden die Fragezeichen vor und nach Fragesätzen gesetzt, weitere Betonungs- und Aussprachezeichen tauchen ebenfalls häufig auf

[3] Das Miteinander Reden nennt man Kommunikation; Menschen kommunizieren (normalerweise) sprechend (mündlich) oder schriftlich in ganzen Sätzen

[4] strukturiert: mit einer Struktur versehen; eine Struktur ist die (unsichtbare) Anordnung der Teile eines Ganzen zueinander / gegliederter Aufbau / innere Gliederung; oder: ein Gefüge, das aus Teilen besteht, die wechselseitig voneinander abhängen;

[5] die Nomina: Plural;  der Singular ist: das Nomen, das Hauptwort, in der Grundschule auch Namenswort genannt

[6] Ein Nomen  hat immer einen Artikel, der das Geschlecht des Wortes (des Dinges/Objektes) bestimmt und der für die Deklination der Nomen nötig ist: der Mann, des Mannes, dem Mann, den Mann; die Frau, der Frau, der Frau, die Frau; das Kind, des Kindes, dem Kind, das Kind ; mein Sohn, ihr Kleid, seine Puppe…

[7] Die Grammatik der deutschen Sprache besitzt für richtiges Schriftdeutsch sogar acht (8!) Zeitformen, die hier allerdings einfach ignoriert werden; denn ich stelle Ihnen die ‚normale‘ Umgangssprache Deutsch vor; es gibt andere indoeuropäische Sprachen, die noch mehr „Zeiten“ formulieren können!

 

Anmerkungen   [ + ]

1. Nationen-Bezeichnungen werden lt. Duden immer (G) groß geschrieben, wenn es um den speziellen Hinweis auf das Nationale geht oder um den Vergleich mit einer anderen Nationalität: ich spreche deutsch; Englisch ist leichter zu lernen als Deutsch, wenn man Deutsch spricht, muss man genau auf die Endungen der Wörter achten…usw.
2. Hier variieren die Landessprachen in Europa bereits: In Spanien werden die Fragezeichen vor und nach Fragesätzen gesetzt, weitere Betonungs- und Aussprachezeichen tauchen ebenfalls häufig auf
3. Das Miteinander Reden nennt man Kommunikation; Menschen kommunizieren (normalerweise) mündlich (sprechend ) oder schriftlich in ganzen Sätzen
4. strukturiert: mit einer Struktur versehen; eine Struktur ist die (unsichtbare) Anordnung der Teile eines Ganzen zueinander / gegliederter Aufbau / innere Gliederung; oder: ein Gefüge, das aus Teilen besteht, die wechselseitig voneinander abhängen
5. die Nomina: Plural; der Singular ist: das Nomen, das Hauptwort, in der Grundschule auch Namenswort genannt
6. Ein Nomen  hat immer einen Artikel, der das Geschlecht des Wortes (des Dinges/Objektes) bestimmt und der für die Deklination aller Nomen nötig ist: der Mann, des Mannes, dem Mann, den Mann; die Frau, der Frau, der Frau, die Frau; das Kind, des Kindes, dem Kind, das Kind ; mein Sohn, ihr Kleid, seine Puppe…
7. Die Grammatik der deutschen Sprache besitzt für richtiges Schriftdeutsch sogar acht (8!) Zeitformen, die hier allerdings einfach übergangen werden; denn für Anfänger wäre das zu kompliziert; ich stelle Ihnen die ‚normale‘ Umgangssprache Deutsch vor; es gibt andere indoeuropäische Sprachen, die noch mehr „Zeiten“ formulieren können!

22: Deutsch sprechen und schreiben

 

Das Beitragsbild hier hätte auch zum übernächsten Post gepasst (Post 24: „Sprechen und Denken“). Weil aber  dies alles ohne Denken sowieso nicht funktionieren würde, füge ich an dieser Stelle schon mal meine Behauptung ein, dass Wörter auch mit Fühlen zusammenhängen.  Es gibt Wörter, die lösen besonders spontan ganz positive Gefühle aus, zumindest fordern sie zu einem positiven Handeln auf.[1] [1]Imperativ nennt man  die Befehlsform eines Satzes: (er setzt sich nicht:..)   .. Bitte, setz Dich!  Imperative, die ein positives Denken oder – beim (lauten) Sprechen – ein positives Gefühl erwecken,  können gute Mittel sein, bedrückende oder gar pessimistische Gedanken zu verdrängen und so die eigene Stimmung aufzubessern. Die „alten“ Griechen hatten dafür das Kurzwort EU erfunden. Wörter, die mit eu anfangen, sind immer positiv zu verstehen, Euphemismus ist der Name für diese Art, Wörter mit ’schönen‘, angenehmen Gefühlen versehen zu können

Solche Wörter fand ich auf einer Café-Wand in Spanien, – leider nur in Englisch. Dafür aber „gehäuft“. Also haben meine Frau und ich die Liste um alle deutschen Wörter ergänzt, die uns dazu passend erschienen: eu-Wörter nennen wir diese Sammlung. (eu kommt aus dem Griechischen [euphorisch heißt: bestgelaunt])

Post 22: Deutsch sprechen und schreiben

Dieser Post ist eine Fortsetzung der Grammatik und der Rechtschreibung (vom Post 21), aber er bezieht sich ausschließlich auf das Deutsche; denn die Schreibregeln sind in den Muttersprachen Europas sehr unterschiedlich.

Dennoch gibt es für alle indo-europäischen Sprachen, sofern sie in lateinischer Schrift geschrieben und soweit sie aus deutscher Sichtweise gelesen und gesprochen werden, eine weitere Gemeinsamkeit:

Ich hatte das einzelne Wort als die „ kleinste natürliche, sprachliche Einheit“ bezeichnet und die 26 Buchstaben des Alphabets als die Bau-Elemente der Schriftsprache (Post 6!).

Aber zwischen diesen beiden Einheiten gibt es noch eine mittlere Größe, das ist die SILBE (Plural: die Silben).

Im vorigen Post (21) hatte ich die Wortgruppen und Wortarten der Deutschen Sprache unter dem Punkt 3 meines Systems vorgestellt (nach 1: Begriffe für Sprachen, 2: Sätze und Satzzeichen und 3: Wortarten und Wortgruppen). Dann gehört der folgende Abschnitt unter den Punkt

4: Silben – die Sprech-Einheiten unserer Wörter

Silben sind BauSTEINE, man setzt sie aus Buchstaben, den ELEMENTEN  a  b  c  n  usw. zusammen, – aus diesen BAU-STEINEN = (Silben)  entstehen die vollständigen WÖRTER, die kleinsten EINHEITEN einer Sprache.

 

Sie können jede  Sil – be erkennen, wenn Sie die Wörter ganz     l a n g   s a m  sprechen: Ein – ne   Sil – be.

Lesen Sie nun bitte ganz langsam:

Beim  lang-sa-men   Spre-chen   kann  man  je-de   Sil-be   un-ter-schei-den. Und  Wör-ter, die nicht mehr ganz in  ei-ne  Text-zei-le  pas-sen,  kann man auch zwi-schen  den  Sil-ben   tren–nen,  mit einem Trennstrich ().

Hier sind die Regeln für Silben:

Sehr kurze Wörter haben nur eine Silbe, sie können also nicht getrennt werden:

Er  fährt  Rad.   Sie  geht  zu  Fuß.   Das  Kind  spielt  Ball.

Jede Silbe besitzt immer nur einem Vokal (das kann auch ein Umlaut sein, ein Diphtong – s.u.!). Machen Sie beim Le-sen im-mer ei-ne Pau-se, da-mit  Sie  er-ken-nen, wie vie-le Sil-ben in un-se-ren Wör-tern (Woer-tern) stek-ken.

Au-to,   Som-mer,   Kof-fer,   Vor-na-me,   Kae-fer,   kau-fen     usw.

Fahr-rä-der,   Fern-seh-ap-pa-rat,   Aus-bil-dungs-ver-trag   usw.

Im Deutschen gibt es auch einige feststehende Vorsilben (Präfixe genannt), die dem Wort eine besondere, spezielle Bedeutung geben, wenn sie dem Wort vorangestellt, sie sind dann mit dem Stammwort kombiniert; und bei vielen Nomina kann man durch ein paar feststehende Endsilben (Suffixe genannt) ebenfalls eine genauere, dem Stammwort „verwandte“ Bedeutung geben:

    Vorsilben/Präfixe bei vielen (unterschiedlichen) Verben:

ab-  an-  auf-  aus-  be-  bei-  dar-  durch-  ein-  ent-  er- 

  fort-   frei-  ge-  her-  hin-  hinter-  hoch-  mit-  nach-  tief-

über-  um-   unter-   ver-   vor-   weg-   zer-  zu-  usw.

Beispiele: ziehen:    anziehen,  hochziehen,  einziehen,  erziehen, umziehen usw.

nehmen:   hochnehmen,  übernehmen,  wegnehmen, vernehmen  usw.

fahrenan– ,  ab-,  ver-,  nachfahren  usw.

Endsilben/Suffixe    bei Verkleinerungen, Verniedlichungen: lein  und  –chen:

die Blume – das Blümchen,  das Haus – das Häuschen,

die Frau – das Fraulein,  der Vogel  –  das Vöglein

bei Geschlechtsbestimmungen:      masc.:  er;          fem.:  in:

der Lehrer, die Lehrerin, der Fahrer, die Fahrerin, der Koch, die Köchin, der Pfleger, die Pflegerin usw.

Suffixe, die bei vielen anderen Wörtern/Wortverbindungen üblich sind:     -heit,  -keit,  -ung,  -nis; damit kann man aus Verben oder Adjektiven Nomen machen: sich ärgern  –  das Ärgernis,  neu  –  die Neuheit,   freundlich  –  die Freundlichkeit

Nun ist nicht zu erwarten, dass Wörter über Tausende von Jahren stets gleich bleiben. Sprachen sind nicht statisch[2] [2]statisch heißt starr, unveränderlich, die Statik ist die starre Stabilität eines Bauwerkes [Haus, Brücke …], sie verändern sich wie organische Gebilde, verzweigen sich, entwickeln sich weiter oder sterben aus. Es gibt auch in der Linguistik noch feinere Unterscheidungen – und Fachbegriffe.[3] [3]Man unterscheidet z.B. die geschriebene Silbe von dem Morphem, das nur für die sprachliche Zusammensetzung der Buchstaben von Bedeutung ist, ich füge es hier nur an, damit „unsere“ Bezeichnung Bausteine als Lernhilfe und nicht als Fachbegriff verstanden wird Wenn keine Entwicklung stattfinden würde, gäbe es keine verschiedenen Sprachen.

Für sprachliche Veränderungen gibt es viele Gründe. Einer der wichtigsten Gründe ist mit Sicherheit, dass Stämme und Völker sich auch trennen, dass Volksgruppen irgendwann abgewandert sind, dass sie in der neuen Heimat auf Bewohner mit anderen Sprachen trafen (und treffen) und sich vermischen oder einordnen (integrieren), dass sie neue Dinge kennenlernen, denen sie ihre Sprache anpassen müssen. So verästeln sich zunächst ihre Dialekte, aus denen später neue Sprachen werden können. –

5: Die Buchstaben

Nun sind wir wieder beim Alphabet angelangt, bei dem die Systematik unserer (und jeder indoeuropäischen) Sprache begann (vgl.: Post 6!) – dem A B C, das jeder erlernen muss, der eine Sprache schreiben will.

Für die deutsche Sprache wurden im Laufe der Zeit einige Regelungen zur richtigen Aussprache getroffen und im DUDEN, dem rechtlich anerkannten deutschen Wörterbuch, festgehalten: Die 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets existieren Groß und klein geschrieben! Da fahren wir nun fort [die blauen Textteile sind übernommen aus Wikipedia]:

Die Namen der Buchstaben wurden größtenteils nicht aus dem griechischen Alphabet übernommen. Wir brauchen die Bezeichnungen der einzelnen Buchstaben aber (zumindest) beim Buchstabieren; denn da muss man jeden Buchstaben einzeln benennen können. Im Deutschen folgen wir dabei diesem Schema:

  • Vokale  bezeichnen sich selber (a, e, i, o, u), sie haben einen Klang (engl.: Sound) man nennt sie darum auch Selbstlaute; denn wir sprechen sie in der Mundhöhle zusammen mit unseren Stimmbändern aus.
  • Alle anderen Buchstaben – die so genannten Konsonanten haben keinen ‚sound‘, sie entstehen als „Geräusche“, die mit Hilfe der Lippen oder der Zunge, der Zähne, des Gaumens in der Mund- und Nasenhöhle erzeugt werden. – Man nennt Konsonanten auch Mitlaute, weil wir einen Vokal dazu nehmen (müssen), wenn wir sie als Buchstaben benennen wollen, dabei unterscheidet man zwei Gruppen:
  • Bei den Plosiven fügen wir ein e an (be, ce, de, ge, pe, te, we) oder ein a (ha, ka,) oder es gibt einen besonderen ‚Namen‘ (jott | qu – gesprochen [in einem Wort]: kw bei Quark oder bequem – aber wir nennen den Buchstaben: ku | vau – gesprochen als f : vau oder viel oder [meistens bei Fremdwörtern]wie w: Vase, violett |  Ypsilon – gesprochen wie ü | Zett – gesprochen wie ts. –
  • Dann gibt es noch die Dauerlaute (Frikative und Sonorante), die bekommen ein e vorangestellt (ef, el, em, en, er, es), nur das x bekommt ein i (ix).

Die deutlichste Unterscheidung zwischen den Buchstaben besteht darin, dass fünf von ihnen einen eigenen („richtigen“) Klang haben, während alle andern nur als tonlose, aber ebenfalls sehr spezielle „Geräusche“ hörbar sind. Die erstgenannten 5 Buchstaben sind aeiou, sie werden Vokale genannt und können in gesprochenen Wörtern lang oder kurz klingen [ich habe  –  ich hatte / leben / ich  –  die Lippe / der Ofen  –  ich hoffe / der Hut  –  der Sturz].        Der DUDEN unterscheidet 56 verschiedene Klänge, und hinzu kommt noch, dass lang klingende Vokale in einem Wort doppelt hintereinander geschrieben oder (meistens!) durch ein angehängtes „h“ gekennzeichnet werden: der Saal, der Kahn, der Zahn, die Zähne, das Reh, zehn, das Meer, mehr Geld, der Fehler, die Märchenfee, Tee oder Kaffee, das Moor, der Kohl, wohnen, die Kuhle, kühlen; nur ein lang gesprochenes „i“ („ich kenne ihn“) kann auch durch ein „ie“ gekennzeichnet sein: dieser Diener, der Riemen, sie friert]. Und dann gibt es noch die Doppel-Vokale, auch Diphtonge[4] [4]ein Diphtong (gesprochen: difftong / griech.) bedeutet „zwei Klänge“; gemeint ist ein Vokallaut, der aus der Kombination zweier Vokale aus dem festgelegten Alphabet gebildet wird, deutsch auch: Umlaut genannt: ai und ei, ä oder ae, ö oder oe, ue oder ü; auch au und eu sind Diphtonge, und so ähnlich können auch oy und oi klingen, jedoch meistens nur in Eigennamen (oder in englischer Sprache). Beim Schreiben im Internet werden sogar Triphthonge[5] [5]der Trithong (griech.) ist eine Zeichen-Kombinationen  aus drei (geschriebenen) Vokalzeichen, er klingt wie ein Umlaut angewandt [aeu], um den gewünschten Klang zu erzielen. – Vokale (und Dyphtonge) sind also (wieder) selbstklingende Laute oder Selbstlaute, sie „klingen“ durch unsere Stimmbänder.

——Die Konsonanten helfen uns aber beim Aussprechen der Vokale durch das richtige Schreiben der Wörter (durch die Rechtschreibung), – ob ein Vokal kurz oder lang gesprochen wird: auf einen besonders kurz klingenden Vokal folgt  immer der nächste Konsonant zweimal, also doppelt: [der Ton  –  die Tonne (mit Doppel-n und doppelt mit Doppel-p)] …  –

Ein besonderes Zeichen im Deutschen ist das Esszett (ß) [zweimal kurzes e!], in anderen Sprachen wird es meistens einfach auf [ein Doppel-s reduziert. Bei einem ß wird der Vokal davor meistens kurz gesprochen – wie vor einem Doppel-s (ss).

So wie das richtige Sprechen gelernt werden muss, muss auch die Rechtschreibung, das richtige Schreiben mühsam erlernt werden.

Sie haben inzwischen beim Lesen dieses Textes, also über die Schrift unsere Sprache genauer betrachtet, wie das schon vor ein paar tausend Jahren vor uns die Phönizier mit ihrer Muttersprache getan haben (Post 6). Dabei haben Sie erfahren, dass die Schrift die sichtbare Form der Sprache und auch die aus der Vergangenheit überlieferte und überprüfbare Form einer Sprache ist.

Wir haben also vier Formen, wie wir mit unserer Sprache umgehen können: unsere Sprache sprechen, – genauer: in unserer Sprache sprechen; dann können wir ja unsere Sprache hören, und wichtiger ist dabei, dass wir auch verstehen, was gesagt wird. Schließlich  können wir auch schreiben und – wieder sehr wichtig: richtig lesen und verstehen, was geschrieben wurde, – in der E-Mail, in den Zeitungen, im Briefen, die wir bekommen, alles müssen wir auch verstehen.

Sprechen und Hören | Schreiben und Lesen | Denken und Fühlen:

  Alles Sprache oder was?!

Es ist nicht alles Sprache!

Aber alles fängt mit der Sprache an!

[6] [6]„Am Anfang war das Wort“  –  Pressemeldung vom 27. Oktober 2011  – Dachmarkenkampagne Luther 2017 heute in Berlin vorgestellt: . . . Am Anfang war das Wort.“ Das sind auch die ersten Worte aus dem Johannesevangelium [einem ‚Buch‘ aus dem Neuen Testament – vgl.: Post 1!] stellen das Motto der Kommunikations- und Marketingkampagne zur Vorbereitung auf das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017. Kulturstaatsminister Bernd Neumann, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, und der Vorsitzende des Lenkungsausschusses zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums, der sachsen-anhaltische Kultusminister Stephan Dorgerloh, stellten die neue Kampagne heute in der Kulturkirche St. Johannes Evangelist in Berlin vor. Die von der Bundesrepublik Deutschland, von der evangelischen Kirche Deutschlands – EKD und den Bundesländern getragene Kampagne soll die große Bedeutung des Thesenanschlags Martin Luthers 1517 und der Reformation national wie international ins Licht der Öffentlichkeit rücken.

Darum möchte ich Ihnen im nächsten Post (Post 23) zeigen, wie unser Verhalten von Veränderungen innerhalb unserer Sprache abhängig sein kann.

 

 

 Anmerkungen:

[1] Imperativ nennt man  die Befehlsform eines Satzes: (er setzt sich nicht:..)   .. Bitte, setz Dich!  Imperative, die ein positives Denken oder – beim (lauten) Sprechen – ein positives Gefühl erwecken,  können gute Mittel sein, bedrückende oder gar pessimistische Gedanken zu verdrängen und so die eigene Stimmung aufzubessern. Die „alten“ Griechen hatten dafür das Kurzwort EU erfunden. Wörter, die mit eu anfangen, sind immer positiv zu verstehen, Euphemismus ist der Name für diese Art, Wörter mit ’schönen‘, angenehmen Gefühlen versehen zu können

[2] statisch heißt starr, unveränderlich, die Statik ist die starre Stabilität eines Bauwerkes [Haus, Brücke …]

[3] Man unterscheidet z.B. die geschriebene Silbe von dem Morphem, das nur für die sprachliche Zusammensetzung der Buchstaben von Bedeutung ist, ich füge es hier nur an, damit „unsere“ Bezeichnung Bausteine als Lernhilfe und nicht als Fachbegriff verstanden wird.

[4] ein Diphtong (gesprochen: difftong / griech.) bedeutet „zwei Klänge“; gemeint ist ein Vokallaut, der aus der Kombination zweier Vokale aus dem festgelegten Alphabet gebildet wird, deutsch auch: Umlaut

[5] der Trithong (griech.) ist eine Zeichen-Kombinationen  aus drei (geschriebenen) Vokalzeichen, er klingt wie ein Umlaut

[6]  „Am Anfang war das Wort“  –  Pressemeldung vom 27. Oktober 2011  – Dachmarkenkampagne Luther 2017 heute in Berlin vorgestellt:

Am Anfang war das Wort.“ Die ersten Worte aus dem Johannesevangelium [einem ‚Buch‘ aus dem Neuen Testament – Post 1. Fuhrmann] stellen das Motto der Kommunikations- und Marketingkampagne zur Vorbereitung auf das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017. Kulturstaatsminister Bernd Neumann, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, und der Vorsitzende des Lenkungsausschusses zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums, der sachsen-anhaltische Kultusminister Stephan Dorgerloh, stellten die neue Kampagne heute in der Kulturkirche St. Johannes Evangelist in Berlin vor. Die von Bund, EKD und Ländern getragene Kampagne soll die große Bedeutung des Thesenanschlags Martin Luthers 1517 und der Reformation national wie international ins Licht der Öffentlichkeit rücken.

Anmerkungen   [ + ]

1. Imperativ nennt man  die Befehlsform eines Satzes: (er setzt sich nicht:..)   .. Bitte, setz Dich!  Imperative, die ein positives Denken oder – beim (lauten) Sprechen – ein positives Gefühl erwecken,  können gute Mittel sein, bedrückende oder gar pessimistische Gedanken zu verdrängen und so die eigene Stimmung aufzubessern. Die „alten“ Griechen hatten dafür das Kurzwort EU erfunden. Wörter, die mit eu anfangen, sind immer positiv zu verstehen, Euphemismus ist der Name für diese Art, Wörter mit ’schönen‘, angenehmen Gefühlen versehen zu können
2. statisch heißt starr, unveränderlich, die Statik ist die starre Stabilität eines Bauwerkes [Haus, Brücke …]
3. Man unterscheidet z.B. die geschriebene Silbe von dem Morphem, das nur für die sprachliche Zusammensetzung der Buchstaben von Bedeutung ist, ich füge es hier nur an, damit „unsere“ Bezeichnung Bausteine als Lernhilfe und nicht als Fachbegriff verstanden wird
4. ein Diphtong (gesprochen: difftong / griech.) bedeutet „zwei Klänge“; gemeint ist ein Vokallaut, der aus der Kombination zweier Vokale aus dem festgelegten Alphabet gebildet wird, deutsch auch: Umlaut
5. der Trithong (griech.) ist eine Zeichen-Kombinationen  aus drei (geschriebenen) Vokalzeichen, er klingt wie ein Umlaut
6. „Am Anfang war das Wort“  –  Pressemeldung vom 27. Oktober 2011  – Dachmarkenkampagne Luther 2017 heute in Berlin vorgestellt: . . . Am Anfang war das Wort.“ Das sind auch die ersten Worte aus dem Johannesevangelium [einem ‚Buch‘ aus dem Neuen Testament – vgl.: Post 1!] stellen das Motto der Kommunikations- und Marketingkampagne zur Vorbereitung auf das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017. Kulturstaatsminister Bernd Neumann, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, und der Vorsitzende des Lenkungsausschusses zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums, der sachsen-anhaltische Kultusminister Stephan Dorgerloh, stellten die neue Kampagne heute in der Kulturkirche St. Johannes Evangelist in Berlin vor. Die von der Bundesrepublik Deutschland, von der evangelischen Kirche Deutschlands – EKD und den Bundesländern getragene Kampagne soll die große Bedeutung des Thesenanschlags Martin Luthers 1517 und der Reformation national wie international ins Licht der Öffentlichkeit rücken.

23:  Sprache und Politik am  Beispiel der Deutschen Sprache

Zum Beitragsbild:

 Von Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908 – http://www.zeno.org – Zenodot Verlagsgesellschaft mbH, PD-Amtliches Werk, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=5439960

Auch dieses Beitragsbild dient „nur“ der Illustration des folgenden Post-Themas. Aber es ist ein Bild, und alle Bilder zeigen immer nur Ausschnitte aus der Wirklichkeit. Auch diese Ordens-Sammlung zeigt „nur“ die Ehren-Abzeichen, mit denen Soldaten ausgezeichnet worden sind. – (Als mein Sohn noch dabei war, seinen Wortschatz zu vervollständigen [4 oder 5 Jahr alt?], nannte er diese „Abzeichen“ einmal „Soldatenbroschen.“ Traf den Sachverhalt ganz gut, fand ich.) – Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich bin für die Bundeswehr nach ihrer derzeitigen gesellschaftlichen (und politischen) Stellung. Und ich bin sehr dafür, dass besondere Leistungen anerkannt und auch öffentlich gemacht werden, – in jedem berechtigten Fall. Das ist schließlich eine offizielle Ehrbezeichnung des (Ordens-)Trägers für eine erbrachte (besondere) Leistung. Für eine persönliche Leistung, die über das erwartbare Maß hinausgegangen ist und dafür bekannt gemacht und gelobt werden kann. Nur in einer Anhäufung wie hier oder an der hochdekorierten Parade-Uniform von ‚im Kampf ergrauten‘ Kriegern kann ich ein Schaudern kaum unterdrücken. Vor allem auch: weil sich bestimmte „Taten“ plötzlich auch in der Sprache wiederfinden.

In diesem Post soll auf die Manipulationen der Sprache hingewiesen werden. Damit ist zunächst der normale Vorgang gemeint, den Sie ganz am Anfang kennengelernt haben, als es um Bezeichnungen (‚Namen‘) für Dinge ging, mit denen die Sprecher einer Sprache zum ersten Mal in Berührung kamen (Post 5). Bei jedem Versuch, anderen Menschen die eigene Meinung nahezubringen, benutzt man seine eigenen sprachlichen Mittel. Manipulation der umgangssprachlichen Gewohnheiten einer ganzen Gesellschaft ist allerdings mehr als die sachlich richtige Handhabung (manus [lateinisch] = Hand) eines Wortes; – Manipulation ist dann die verdeckte Einflussnahme auf Sprache und ihre Bestandteile. Denn hinter den Techniken der Einflussnahme verbergen sich bestimmte Interessen einer bestimmten Gruppe (einer Lobby). Das alles muss keineswegs so gefährlich sein, wie es hier anklingt. Man kann auch sagen: das ist ein rhetorisches Stilmittel, das ein Comedian genauso benutzt wie ein guter Lehrer und ein Werbetexter (mehr dazu im folgenden Post 24 = Sprechen und Denken ..).

Hier ist Manipulation aber in ihrer für unsere Sprache gefährlichen Ausprägung gemeint. Dazu zwei Beispiele:

  • Als ich diesen Post (mit diesem Thema) plante, war ich längst auch Deutschlehrer mit dem ganzen Rundum-Studium, das so in den Vorlesungsverzeichnissen stand (und steht). Ich ärgerte mich manchmal über die militante Sprache in den Sportreportagen und Sportberichten, die Sportler an vorderster Front kämpfen ließ oder die Gegenspieler erledigte, die sich zuvor bis zum letzten Blutstropfen verteidigt hatten. Der Trainer (oder so ein richtiger Oberlehrer) hatte seine Mannschaft (seine Schülerinnen und Schüler?) auf Vordermann gebracht. – Haben Sie gemerkt, was gemeint ist? – Aach soo, werden sie sagen,  Nullachtfuffzehn! Im Westen nix Neues! Ist doch  kalter Kaffe! Gehen Sie’s doch nicht so frontal an![1] [1]Die Älteren unter Ihnen haben die Diskussion um das Militärische in der Sprache der Sportberichterstattung noch in Erinnerung. Vielleicht kam die Kritik an der Häufung von Wörtern und Idiomen (festen Redewendungen) sogar aus den Kreisen der Sportwelt: Bis auf einige inzwischen dauerhaft übernommene Begriffe (Sturm, Angriff, Flanke u. ä.) sind die wirklich aggressiven, kriegerischen Redewendungen im Deutschen deutlich seltener geworden als im Englischen
  • In meinem Film-Studium (Kunstlehrer müss-[t]en auch über Fotografie, Film und Fernsehen Bescheid wissen!) habe ich zweimal einen Unterrichtsfilm (FWU) über Bergarbeiter in Bolivien analysiert, – einmal mit dem Originalkommentar im Off-Ton [2] [2]Off-Ton ist ein Begriff aus der Filmtechnik: Neben dem sichtbaren Ablauf der Filmhandlung wird „von außen“/aus dem Off  ein Text (dazu)gesprochen,- von einer Person, die („im Bild“) gar nicht zu sehen ist, z.B.: von einer Reporterin oder – wie hier – von einem „Sprecher“, der die Filmbilder und -szenen der Minenarbeiter und des Erz-Abbauvorgangs – wie in einem „Lehrtext“ für Wirtschaftsgeographie des filmischen Bildmaterials erläuterte; und dann mit einem gesprochenen Text von Wim Wembers[3] [3]Wim Wenders (* 14. August 1945 als Wilhelm Ernst Wenders in Düsseldorf) ist ein deutscher Regisseur und Fotograf. Zusammen mit anderen Autorenfilmern des Neuen Deutschen Films gründete er 1971 den Filmverlag der Autoren. Von 2003 bis 2017 war er Professor für Film an der Hochschule für bildende Künste Hamburg [Ein Autorenfilm ist der künstlerische, frei erfundene Film eines ‚Filmemachers‘, ein Kunstwerk wie eine Komposition, ein Gedicht, ein Bildwerk oder ein Theaterstück],  der vordringlich die alltägliche Schinderei der Minenarbeiter und ihrer Familien thematisierte, – und das zu den gleichen Filmszenen, ohne Kürzung oder Veränderung! Das hat mir für dieses Thema die Augen (und Ohren) geöffnet. – – –

Erst nachdem mir der Text aufgefallen war, den ich gleich zitieren möchte (und nachdem mir auch der Spielberg-Film wieder eingefallen war, aus dem unten zitiert wird), ist mir klar geworden, dass ich als alter Zeitzeuge auch noch bessere Beiträge liefern kann, als oben in der kleinen Einleitung. Ich werde meine „Gedanken“ zu diesem Thema einfach anhängen – als Nr. 3.

Ich zitiere zunächst aus einem Wikipedia-Beitrag zwei Autoren, die sich intensiv und engagiert dem Thema Sprachmanipulation gewidmet haben.  Interessierte unter Ihnen können eine Fülle ähnlicher Fachliteratur finden. 

Nr. 1:  In diesem Text sind nicht zufällig beide Phasen der Sprachmanipulation durch politische Macht dokumentiert. Liegt die erste Phase, der ‚erste Fall‘ (Deutsche in Kriegszeiten) immerhin schon zwei bis drei oder vier Generationen zurück, so betrifft der ‚zweite Fall‘ (die „Sprache der DDR“) doch nahezu alle dort aufgewachsenen Menschen, Frauen, Männer, Kinder; denn es war/ist die Muttersprache!) Horst Dieter Schlosser: Sprache unterm Hakenkreuz. Eine andere Geschichte des Nationalsozialismus. Böhlau Verlag, 423 S., 34,90 Euro.[4] [4]Nazis: ein Kurz- und Schimpfwort für Nationalsozialisten (Sozis: ab ca. 1920 – Schimpfwort für Sozialisten; heute auch: Schimpfwort für Sozialdemokraten

In Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ entspann sich in einer Sequenz ein kurzer linguistischer Dialog, die Semantik [Bedeutung] betreffend: Schindlers Sekretär Itzak Stern gab zu Bedenken: „In den Weisungen aus Berlin ist immer häufiger von ‚Sonderbehandlung’ die Rede. Ich hoffe, das ist nicht, was sie meinen“. Schindler: „Vorzugsbehandlung, einverstanden? Müssen wir eine ganz neue Sprache erfinden?“ Darauf Stern: „Ich glaube schon“. „Sonderbehandlung“ – darin steckt das Wort Hand.

Aber eine Hand kann streicheln und schlagen, liebkosen und züchtigen, sogar töten. Mithilfe der Hände kann man handeln und behandeln. Wer immer handelt oder jemanden behandelt, tut es nach Willkür und Laune, aus einer Position der Herrschaft über den anderen und oft im üblen Sinn. Die mit den fatal herrschsüchtigen Vorsilben ausgerüsteten Komposita be– oder misshandeln bekommen mit einem Mal eine transitive Bedeutung. Das ist die Spur, die dieses Wort in seiner Bedeutungsgeschichte gezogen hat.[5] [5]Aus verschiedenen Gründen heben sich die Worte „Sonderbehandlung“ und „Endlösung“ – vielleicht die schlimmsten Wortschöpfungen der Nazis – aus dem deutschen Sprachkorpus ab. Dabei ist es ganz klar, dass diese beschönigenden Begriffe nichts anderes bedeuten als – Vernichtung. „Endlösung“ war die Bezeichnung für die Vernichtung eines ganzen Volkes, die Ermordung des Einzelmenschen war die „Sonderbehandlung“. [Auszug aus dem Zitat oben]

Biologistische Sprachmuster waren für die NS-Sprache immanent, [stets verdeckt enthalten]. Absoluter Tiefpunkt der sprachlichen Entwürdigung von Menschen waren auf Juden und slawische Volksgruppen gemünzte Begriffe wie „Parasiten“, „Untermensch“, auch „Minderrassige“.

Auch Generationen nach der NS-Zeit sind wir Geiseln der nationalsozialistischen Sprache. Ein neues Buch zeigt, welche Wörter die Nazis erfanden, um aus Propaganda grausame Realität zu machen.

Die Nationalsozialisten, so analysiert Schlosser, hatten „ihre“ Sprache zu einer „offiziellen Staatssprache“ mit allmächtiger Bedeutung transformiert und bereits vorhandene Sprachmuster mit ideologisch und politisch gewünschten Bedeutungen aufgeladen und keine Abweichungen zugelassen. Eine noch so geschickt manipulierte Sprache hätte nie und nimmer so viel Macht über Menschen gewinnen können, wenn die Deutschen nicht auch empfänglich gewesen wären, eine bestimmte Richtung des Denkens und Fühlens einzuschlagen.

Selbst zivile Sachverhalte wie die Steigerung der Geburtenzahl, die Arbeitsbeschaffung oder der Ersatz für die zerschlagenen Gewerkschaften wurden verbal militarisiert als „Geburtenschlacht“, „Arbeitsschlacht“ und „Arbeitsfront“. Doch auch eine Bezeichnung wie „Kriegsweihnachten“ war nichts als der Versuch, einer unübersehbaren Bedrohungslage den Anschein von Normalität zu verleihen. . .

Ein anderes, neueres Buch zeigt, welche Wörter die Nazis[6] [6]Victor Klemperer, 1882 – 1960, Publizist, Germanist, Professor in Dresden und ab 1955 Mitglied der Volkskammer der DDR; Hadwig Klemperer, geb. Kirchner, 1926 – 2010, Germanistin und Romanistin (Humboldt-Uni), erwirkte nach Victor K.‘ Tod die Veröffentlichung seiner „Tagebücher“ im Aufbau-Verlag der DDR erfanden, um aus Propaganda grausame Realität zu machen.

Nr. 2:  Fast gleichzeitig waren 1945/46 Viktor Klemperers „LTI. Die unbewältigte Sprache“ in Ost- und Sternbergers/Storz’/Süskinds „Wörterbuch des Unmenschen“ in Westdeutschland als fundamentale Sprachkritiken über die Sprache des Nationalsozialismus erschienen, beides sind Standardwerke. Klemperer:

Die von den Nationalsozialisten gebetsmühlenartig vorgebrachten Schlag- und Schlüsselwörter verfehlten nicht ihre Wirkung, selbst bei Menschen nicht, die gegenüber der NS-Ideologie immun schienen: „Worte können sein wie winzige Arsendosen; sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“ So Klemperer. Die Wirkung dieses „Giftes“, verabreicht als semantische Strategie, senkte bei allzu vielen die Hemmschwelle vor eigenen Unrechtstaten und schlimmen Verbrechen.

Von 1947 bis 1960 war Klemperer an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und zuletzt an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig. – Victor Klemperer starb am 11. Februar 1960 im Alter von 78 Jahren. Hadwig Klemperer starb 2010 in Dresden.

Es dauerte nach dem Zusammenbruch des Regimes noch eine ganze Weile, bis sich die Deutschen von den eingefahrenen Denkbildern und Sprachmustern lösen konnten. Auch Generationen nach Ende der NS-Zeit sind wir Geiseln des nationalsozialistischen Sprachgebrauchs. Kristallnacht, auch: Reichskristallnacht, Judenrat, Selektion, Aktion, Arisierung, Umsiedlung, Schutzhaft, Drittes Reich. Und all die anderen Begriffe, die nicht „totzukriegen“ sind.

Ganz zweifellos haben die Nationalsozialisten in ihrer Menschenverachtung die deutsche Sprache diskreditiert, und es verbietet sich nachgerade, bestimmte kontaminierte [verschmutzende] Begriffe nach 1945 unbefangen zu benutzen. Obgleich der Mensch die Sprache nicht geschaffen habe, so Dolf Sternberger, hat er doch seine jeweilige Sprache zu verantworten.

In seinem Fazit zieht Schlosser einen verwegenen Vergleich, indem er auf den offiziellen Sprachgebrauch in der DDR verweist, der die Unterdrückung durch Tabuisierung, Verschleierungen und Beschönigungen der ostdeutschen Bevölkerung erträglich zu machen versuchte habe. Im anderen Teil Deutschlands sei an die Stelle der „quasi transzendentalen Orientierung“ an der „Rasse“ nunmehr die an der Arbeiterklasse getreten. – „Begriffe, die nicht totzukriegen sind“, meint Schlosser.

Aufs Ganze gesehen erscheint Schlosser der Austausch von „Nationalsozialismus“ durchAntifaschismuswie ein „Etikettenwechsel“, zumal die „sprachlosen“ Unterdrückungsmaßnahmen der „Herrschaftsclique“ der DDR „kein Deut besser“ gewesen seien als die des NS-Regimes. Hier schießt Schlosser freilich über das Ziel hinaus. Bei allen praktizierten Unterdrückungsmaßnahmen, die im realexistierenden DDR-Sozialismus an der Tagesordnung waren, verbietet sich angesichts der Singularität der NS-Verbrechen jedweder Vergleich mit dem Nationalsozialismus. – (Zitatende)

Darum füge ich den eben zitierten Ausführungen noch einen Kommentar hinzu[7] [7]Von 1991 an, ein Jahr nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, habe ich zehn Jahre als Leiter eines Staatl. Studienseminars in Sachsen-Anhalt gearbeitet (gem. der lt. Einigungsvertrag neu installierten Referendar-Ausbildung in den „neuen Bundesländern“). An die auffällig zahlreichen Irritationen aufgrund sprachlicher Fehldeutungen – auf beiden Seiten: Bürger der ehemaligen DDR und Bundesbürger – kann ich mich gut erinnern. Die harmlosen Idiome haben mich sogar an meine Kinderjahre in Pommern erinnert: dreiviertel sechs (Ost) statt Viertel vor sechs (West); den militärischen Unterton in vielen ganz alltäglichen Ankündigungen oder Informationen, die ich auch in der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit kennengelernt hatte, der aber inzwischen weniger häufig auffiel, klingt mir aus den frühen 90er Jahren in Sachsen-Anhalt aber noch in den Ohren: Ein Klick bei Wikipedia genügt, die oben angesprochene Veränderung der Umgangssprache wieder wachzurufen: mehr als 270 Wörter – es handelt fast ausschließlich um Nomen[8] [8]Einige Verben sind mir aufgefallen: abarbeiten, abkindern; – völlig neu waren mir z. B. Bezeichnungen wie Haus der Kultur, Haus des Lehrers, Kasse des Vertrauens, die ebenfalls auf der russisch-diktatorischen Lexik basieren. Je häufiger Nomen eine Sprache beherrschen, desto bestimmender, unpersönlicher und autoritärer wird deren Aussage – sind im Duden von 1980 nicht enthalten oder als ‚aus dem Russischen abgeleitet‘ angeführt[9] [9]Ich meine hier jedoch nicht die verzerrende Sprache der Verbrecherwelt, die in der russischen wie in der kriminellen italienischen oder französischen ‚Unterwelt‘, auch bei uns in entsprechenden ‚Kreisen‘ üblich ist. Vielmehr spreche ich von der ‚Umgangssprache‘ einem bestimmten [hier: deutschen] Milieu bzw. in Teilen der unteren Gesellschaftsschicht bilden kann, wenn mehrere soziale Teilbereiche zusammentreffen: Herkunft, Bildungsanspruch, Kulturverständnis, Neigung zur Ghettoisierung … . Der Grund? –

Ich zitiere sinngemäß aus Wikipedia: In der DDR wurden Wörter aus dem deutschen Sprachraum oft erst dadurch typisch, indem sie zu neuen Formen verbunden wurden und eine neue Bedeutung erhielten wie etwa Volk und Buchhandlung zu Volksbuchhandlung, Jugend und Leben zu Jugendleben, oder Held und Arbeit zu Held der Arbeit. Dabei waren die neuen Formen oft Übersetzungen aus dem Russischen. Beispiele dafür sind stennaja gaseta übersetzt zu Wandzeitung oder dom kultury übersetzt zu Haus der Kultur. Ein bekanntes Beispiel für die Übernahme aus dem Russischen war auch die massenpolitische Arbeit, die statt der politischen Massenarbeit gesetzt wurde, da im Russischen Wortzusammensetzungen eher durch adjektivische Zusätze gebildet werden. – Die (entsprechende)/folgende Liste, die sich als alphabetische Sammlung versteht, enthält gemischte Begriffe, die noch weiter unterschieden werden können.

  • Begriffe, die benutzt wurden, um bestehende Sachverhalte zu bezeichnen, ohne diese auf- oder abzuwerten. Beispiele: Broiler, Kaufhalle, Wandzeitung, sozialpolitische Maßnahmen, Babyjahr, Ehekredit.
  • Begriffe, deren Gebrauch Linientreue oder eine kommunikative Zwangssituation kennzeichneten. Beispiele: Genosse, Klassenfeind, unser (sollte das Volkseigentum und die Gemeinsamkeit betonen wie in „unsere Deutsche Demokratische Republik“). –

Nr. 3:   Das legt eine genau durchdachte Theorie darüber nahe, wie intensiv und zugleich vorsichtig (heimtückisch?) die totalitäre Staatsführung ihren ideologischen Plan verfolgt hatte, über möglichst viele Maßnahmen eine „neue“ Gesellschaft heranzubilden, besonders auch über die Sprache. Ich zitiere aus dem Brief eines Schulleiters von 1954 an einen Vater, dessen Kind der Besuch einer Oberschule (in der ehemaligen DDR) verweigert worden war[10] [10] .. von 1954; der Brief (u.v.a.) liegt mir vor. Fu:

„… Von der Gesellschaft, in der Arbeiter, Bauern, Werktätige, Intelligenz, alle fortschrittlichen Kräfte gemeinsam für den sozialen Fortschritt kämpfen, werden der Schule die Erziehungsziele gestellt. Wir wollen Patrioten erziehen, die ihre Heimat, das Vaterland und das eigene Volk lieben, die sich mit den Werktätigen und ihrer Arbeit, mit der Natur, unserem Volk, seiner Sprache und seiner Geschichte eng verbunden fühlen und der Arbeiterklasse und der Regierung treu ergeben sind. …“ Das, so wurde von dem Schulleiter unterstellt, war das Kind des Adressaten nicht. –

Es folgt dann die Ablehnung des Kindes, das „als Kind eines Akademikers nun zurückstehen müsse, um der neuen Elite Platz zu machen …“. Die Hervorhebung ist von mir beabsichtigt, ich möchte zwar beide hier dargestellten, gezielten und propagandistischen Formen der Sprachmanipulation nicht noch mehr betonen, halte sie aber hinsichtlich des folgenden Posts (Sprechen und Denken) für bedeutsam, – wohl gemerkt: für die Sprache des Hitler-Deutschlands und die Sprache der DDR-Zeit; denn hinter beiden Sprachen standen totalitäre Unrechtssysteme.

In diesem Text sind nicht zufällig beide Phasen der Sprachmanipulation durch politische Macht dokumentiert. Ich wiederhole mich absichtlich: Liegt die erste Phase, der ‚erste Fall‘ immerhin schon zwei bis drei oder vier Generationen zurück, so betrifft die „Sprache der DDR“ doch nahezu alle dort aufgewachsenen Menschen, Frauen, Männer, Kinder; denn es war/ist deren Muttersprache. (s.o.- „Nr. 1“)

Aber auch die letzten massenmedialen Turbulenzen aufgrund einiger  belegter Indizien für eine verbliebene, aber auffallend braune Haltung innerhalb unserer Bundeswehr zeigt mir, dass die o. gen. „Giftwirkung“ noch längst nicht abgeklungen ist. Ich meine nicht nur die Mannschaftsdienstgrade (vornehmlich beim Heer), die ihr Soldat-Sein nicht nur mit korrektem, höflichem und teamfähigem Auftreten verbinden (‚Bürger in Uniform‘ ist mir [und anderen] zu abstrakt), sondern ihre besondere Ausstattung als Träger und Inhaber einer (gewissen) Staatsmacht als willkommenes Mittel zur Hebung des Selbstwertgefühls nutzen, wenn die privaten Kompetenzen fehlen oder nicht genutzt werden. Das Bewusstsein, „Besitzer“ einer Waffe zu sein (und sich in guter Gemeinschaft/Gesellschaft zu befinden), wird durch kollektive Erinnerungen an (längst vergangene) Glanzzeiten einer harten Männerwelt mit entsprechenden glänzenden Attributen und Verhaltensweisen wachgehalten. Das ist bis zu einer gewissen Grenze auch verständlich, kollidiert jedoch mit modernen und demokratischen Umgangsformen in unserer Gesellschaft, dem auch alle Militärs (Frauen und Männer), Polizistinnen und Polizisten, alle  Personen des öffentlichen Dienstes verpflichtet sind. Sie haben sogar einen Eid darauf abgelegt. Kurzum: Nachahmung, Pflege oder gar Verehrung alter, überholter Verhaltensregeln dürfen sich weder im Handeln noch in der Sprache oder in der Redeweise betroffener Personengruppen zeigen. Sie sind zu ahnden. Basta.

Als „alter Zeitzeuge“, wie ich mich oben tituliert habe, bekenne ich auch gern, dass die Unangenehmlichkeiten, die hier thematisiert wurden, inzwischen in Teilen zurückgewichen sind. Bestimmte Berufsgruppen sind aber scheinbar anfällig für sprachliche „Ausrutscher“. Und hier – das sage ich ganz deutlich – sind vorgesetzte Personen verantwortlich zu machen. Vielleicht wird es ja besser, wenn die Frauenquote erhöht wird. (Aber wie?)

 

 

Anmerkungen

[1]  Die Älteren unter Ihnen haben die Diskussion um das Militärische in der Sprache der Sportberichterstattung noch in Erinnerung. Vielleicht kam die Kritik an der Häufung von Wörtern und Idiomen (festen Redewendungen) sogar aus den Kreisen der Sportwelt: Bis auf einige inzwischen dauerhaft übernommene Begriffe (Sturm, Angriff, Flanke u. ä.) sind die wirklich aggressiven, kriegerischen Redewendungen im Deutschen deutlich seltener geworden als im Englischen

[2] Off-Ton ist ein Begriff aus der Filmtechnik: Neben dem sichtbaren Ablauf der Filmhandlung wird „von außen“/aus dem Off  ein Text (dazu)gesprochen,- von einer Person, die („im Bild“) gar nicht zu sehen ist, z.B.: von einer Reporterin oder – wie hier – von einem „Sprecher“

[3] Wim Wenders (* 14. August 1945 als Wilhelm Ernst Wenders in Düsseldorf) ist ein deutscher Regisseur und Fotograf. Zusammen mit anderen Autorenfilmern des Neuen Deutschen Films gründete er 1971 den Filmverlag der Autoren. Von 2003 bis 2017 war er Professor für Film an der Hochschule für bildende Künste Hamburg [Ein Autorenfilm ist der künstlerische, frei erfundene Film eines ‚Filmemachers‘, ein Kunstwerk wie eine Komposition, ein Gedicht, ein Bildwerk oder ein Theaterstück]

[4] Nazis: Schimpfwort für Nationalsozialisten (Sozis: ab ca. 1920 – Schimpfwort für Sozialisten; heute: Schimpfwort für Sozialdemokraten

[5] Aus verschiedenen Gründen heben sich die Worte „Sonderbehandlung“ und „Endlösung“ – vielleicht die schlimmsten Wortschöpfungen der Nazis – aus dem deutschen Sprachkorpus ab. Dabei ist es ganz klar, dass diese beschönigenden Begriffe nichts anderes bedeuten als – Vernichtung. „Endlösung“ war die Bezeichnung für die Vernichtung eines ganzen Volkes, die Ermordung des Einzelmenschen war die „Sonderbehandlung“. (Auszug aus dem Zitat oben)

[6] Victor Klemperer, 1882 – 1960, Publizist, Germanist, Professor in Dresden und ab 1955 Mitglied der Volkskammer der DDR; Hadwig Klemperer, geb. Kirchner, 1926 – 2010, Germanistin und Romanistin (Humboldt-Uni), erwirkte nach Victor K.‘ Tod die Veröffentlichung seiner „Tagebücher“ im Aufbau-Verlag der DDR

[7]  Im Jahr 1991, ein Jahr nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, habe ich als Leiter eines Staatl. Studienseminars in Sachsen-Anhalt gearbeitet (gem. der lt. Einigungsvertrag neu installierten Referendar-Ausbildung in den „neuen Bundesländern“). An die auffällig zahlreichen Irritationen aufgrund sprachlicher Fehldeutungen – auf beiden Seiten: Bürger der ehemaligen DDR und Bundesbürger – kann ich mich gut erinnern. Die harmlosen Idiome haben mich sogar an meine Kinderjahre in Pommern erinnert: dreiviertel sechs (Ost) statt Viertel vor sechs (West); den militärischen Unterton in vielen ganz alltäglichen Ankündigungen oder Informationen, die ich auch in der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit kennengelernt hatte, der aber inzwischen weniger häufig auffiel, klingt mir aus den frühen 90er Jahren in Sachsen-Anhalt aber noch in den Ohren.

[8]  Einige Verben sind mir aufgefallen: abarbeiten, abkindern; – völlig neu waren mir z. B. Bezeichnungen wie Haus der Kultur, Haus des Lehrers, Kasse des Vertrauens, die ebenfalls auf der russisch-diktatorischen Lexik basieren. Je häufiger Nomen eine Sprache beherrschen, desto bestimmender, unpersönlicher und autoritärer wird deren Aussage.

[9]  Ich meine hier jedoch nicht die verzerrende Sprache der Verbrecherwelt, die in der russischen wie in der kriminellen italienischen oder französischen ‚Unterwelt‘, auch bei uns in entsprechenden ‚Kreisen‘ üblich ist. Vielmehr spreche ich von der ‚Umgangssprache‘ einem bestimmten [hier: deutschen] Milieu bzw. in Teilen der unteren Gesellschaftsschicht bilden kann, wenn mehrere soziale Teilbereiche zusammentreffen: Herkunft, Bildungsanspruch, Kulturverständnis, Neigung zur Ghettoisierung …

[10]  .. von 1954; der Brief (u.v.a.) liegt mir vor. Fu

Anmerkungen   [ + ]

1. Die Älteren unter Ihnen haben die Diskussion um das Militärische in der Sprache der Sportberichterstattung noch in Erinnerung. Vielleicht kam die Kritik an der Häufung von Wörtern und Idiomen (festen Redewendungen) sogar aus den Kreisen der Sportwelt: Bis auf einige inzwischen dauerhaft übernommene Begriffe (Sturm, Angriff, Flanke u. ä.) sind die wirklich aggressiven, kriegerischen Redewendungen im Deutschen deutlich seltener geworden als im Englischen
2. Off-Ton ist ein Begriff aus der Filmtechnik: Neben dem sichtbaren Ablauf der Filmhandlung wird „von außen“/aus dem Off  ein Text (dazu)gesprochen,- von einer Person, die („im Bild“) gar nicht zu sehen ist, z.B.: von einer Reporterin oder – wie hier – von einem „Sprecher“
3. Wim Wenders (* 14. August 1945 als Wilhelm Ernst Wenders in Düsseldorf) ist ein deutscher Regisseur und Fotograf. Zusammen mit anderen Autorenfilmern des Neuen Deutschen Films gründete er 1971 den Filmverlag der Autoren. Von 2003 bis 2017 war er Professor für Film an der Hochschule für bildende Künste Hamburg [Ein Autorenfilm ist der künstlerische, frei erfundene Film eines ‚Filmemachers‘, ein Kunstwerk wie eine Komposition, ein Gedicht, ein Bildwerk oder ein Theaterstück]
4. Nazis: ein Kurz- und Schimpfwort für Nationalsozialisten (Sozis: ab ca. 1920 – Schimpfwort für Sozialisten; heute auch: Schimpfwort für Sozialdemokraten
5. Aus verschiedenen Gründen heben sich die Worte „Sonderbehandlung“ und „Endlösung“ – vielleicht die schlimmsten Wortschöpfungen der Nazis – aus dem deutschen Sprachkorpus ab. Dabei ist es ganz klar, dass diese beschönigenden Begriffe nichts anderes bedeuten als – Vernichtung. „Endlösung“ war die Bezeichnung für die Vernichtung eines ganzen Volkes, die Ermordung des Einzelmenschen war die „Sonderbehandlung“. [Auszug aus dem Zitat oben]
6. Victor Klemperer, 1882 – 1960, Publizist, Germanist, Professor in Dresden und ab 1955 Mitglied der Volkskammer der DDR; Hadwig Klemperer, geb. Kirchner, 1926 – 2010, Germanistin und Romanistin (Humboldt-Uni), erwirkte nach Victor K.‘ Tod die Veröffentlichung seiner „Tagebücher“ im Aufbau-Verlag der DDR
7. Von 1991 an, ein Jahr nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, habe ich zehn Jahre als Leiter eines Staatl. Studienseminars in Sachsen-Anhalt gearbeitet (gem. der lt. Einigungsvertrag neu installierten Referendar-Ausbildung in den „neuen Bundesländern“). An die auffällig zahlreichen Irritationen aufgrund sprachlicher Fehldeutungen – auf beiden Seiten: Bürger der ehemaligen DDR und Bundesbürger – kann ich mich gut erinnern. Die harmlosen Idiome haben mich sogar an meine Kinderjahre in Pommern erinnert: dreiviertel sechs (Ost) statt Viertel vor sechs (West); den militärischen Unterton in vielen ganz alltäglichen Ankündigungen oder Informationen, die ich auch in der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit kennengelernt hatte, der aber inzwischen weniger häufig auffiel, klingt mir aus den frühen 90er Jahren in Sachsen-Anhalt aber noch in den Ohren
8. Einige Verben sind mir aufgefallen: abarbeiten, abkindern; – völlig neu waren mir z. B. Bezeichnungen wie Haus der Kultur, Haus des Lehrers, Kasse des Vertrauens, die ebenfalls auf der russisch-diktatorischen Lexik basieren. Je häufiger Nomen eine Sprache beherrschen, desto bestimmender, unpersönlicher und autoritärer wird deren Aussage
9. Ich meine hier jedoch nicht die verzerrende Sprache der Verbrecherwelt, die in der russischen wie in der kriminellen italienischen oder französischen ‚Unterwelt‘, auch bei uns in entsprechenden ‚Kreisen‘ üblich ist. Vielmehr spreche ich von der ‚Umgangssprache‘ einem bestimmten [hier: deutschen] Milieu bzw. in Teilen der unteren Gesellschaftsschicht bilden kann, wenn mehrere soziale Teilbereiche zusammentreffen: Herkunft, Bildungsanspruch, Kulturverständnis, Neigung zur Ghettoisierung … 
10. .. von 1954; der Brief (u.v.a.) liegt mir vor. Fu

24: Sprechen und Denken u.. . . .

Anmerkung zum Beitragsbild: Dies ist eine Montage von zwei Gemälde-Teilen des ausklingenden Mittelalters. Der Italiener Michelangelo Buonarroti arbeitete vier Jahre an dem Deckengemälde der Sixtinischen Kapelle im Vatikan (von 1508 bis 1512); und die beiden „süßen“ Engelchen wurden zur gleichen Zeit von einem anderen berühmten Renaissance-Maler – Raffael –  gemalt, im Bild der Sixtinischen Madonna (Gemäldegalerie Alte Meister in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden). 

Das größere Gemälde zeigt „die Erschaffung Adams“ in der Bildvorstellung des Maler-Genies Michelangelo: Der Herrgott hat gerade seinen geschaffenen Menschen mit einer Berührung der Fingerspitzen in der reale Welt entlassen: Eine symbolträchtige Bildszene, Engel(chen) scheinen immer noch gegenwärtig zu sein …

Diese Bilder präsentieren beide jenen christlich dominierten Zeitgeist des Übergangs zur Renaissance im 16. Jahrhundert (Post 12), und die Engel, in der Kindchen-Ausgabe (wie hier) auch Putten oder Eroten genannt, kennt ja jeder, nicht nur von ähnlichen religiösen Bildern. In unserer Umgangssprache sind wohl die Schutzengel am bekanntesten. Aber auch die tauchen nur in Bildern auf; wir mögen sie, wenn wir erfahren, dass sie jemandem geholfen, jemanden gerettet haben. – Ein bisschen Magie (oder Wunder) ist ganz prickelnd. Darum verlängere ich hier auch den Titel des Posts ein wenig:

Post 24: Sprechen und Denken und Fühlen .  .  .

‚Ein bisschen Magie‘ habe ich oben fantasiert. Ob an Engel oder an sonstwas,  – denken wir eigentlich „in Worten“?  Mein letztes KAPITEL heißt: Gedanken zur Deutschen Sprache. Ich beantworte die Frage oben (natürlich) mit: Ja. Aber gilt das für alles Denken?

„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“

Diesen berühmte Ausspruch des Philosophen Ludwig Wittgenstein fand ich in den 70er Jahren in einem Schulbuch für den Deutschunterricht.[1] [1]Das größere Gemälde zeigt „die Erschaffung Adams“ in der Bildvorstellung des Maler-Genies Michelangelo: Der Herrgott hat gerade seinen geschaffenen Menschen mit einer Berührung der Fingerspitzen in der reale Welt entlassen: Eine symbolträchtige Bildszene, 1 : 1 – als „Bild-Zitat“ – übernommen von Steven Spielberg in seinem Film ET; der kleine Außerirdische war ja auch ein süßes Kind-Wesen, s.o.: die Engel scheinen immer noch gegenwärtig zu sein … Der Satz ist mir immer wieder begegnet, und ich habe ihn immer nur  so verstanden, als würde er von jedem Menschen (in der Ich-Form) gesprochen. Wittgenstein sagt darin nichts  über die Grenzen der Sprache oder einer Sprache aus. Er spricht „seinen“ Satz als ein Mensch, der über „seine Sprache“ nachdenkt. Und so kann ich Wittgensteins Aussage „meine Sprache“ bzw. die eigene Sprache jedes einzelnen Menschen – auch nur als den eigenen Satz eines einzelnen Sprechers verstehen. Und mit dem Wort ‚Sprache‘ meint Wittgenstein ohne Zweifel die vollständige Palette unserer Kommunikation, er gilt als einer der größten Sprachwissenschaftler des 20. Jahrhunderts.[2] [2] Freundliche Grüße an Frau Chatera Malek (bei Google)!

Babys lernen in ihrer Muttersprache – nach den ersten Monaten Gebrabbel – Wörter von Dingen die ihnen gezeigt werden: Ball, Papa, Auto oder so … Sie lernen alle Dinge, die ihnen gezeigt werden, als seien das die Namen dieser Sachen. Dabei wissen diese kleinen Menschen (noch) gar nicht, dass das oft gar keine ‚Sachen‘ sind: auch „heiß“, „baden“ oder der Bruder „Paul“ sind zunächst nur Namen.][3] [3]Achtung: Es geht hier nicht um den Spracherwerb, um die Fähigkeit, Sprechen zu lernen, sondern um die erste Sprachlaute (Muttersprache) zu äußern Auch Immigranten lernen „ihre“ neue Sprache meistens über die „Namen“ der Dinge, die ihnen gezeigt werden: Küche, Herd, Kühlschrank, Bett, Fenster, Tür usw. In Sprachschulen hängen oft Zettel mit ‚den‘ Nomen an diesen Gegenständen, in Büchern, auch in den ersten Lesebüchern der Grundschulen, sind die Dinge mit dem Nomen abgebildet. Ich habe in Deutschkursen (Deutsch als Fremdsprache) meinen Probanden die Dinge gezeigt und sie antworten lassen, damit sie von Anfang an das Ding nicht nur benennen, sondern auch den passenden Antwortsatz sprechen lernten. –

Im Prinzip lernten unsere Vorfahren auch genau nach diesem Verfahren (ebenso ihre Babys):[4] [4]Vgl.: Post 5 – über das Sprechen in der Steinzeit … Wahrscheinlich waren auch ab und zu wandernde Händler oder ‚Handwerker‘ vorbeigekommen – und hatten ihrerseits „neue“ Wörter da gelassen. … –  (Vgl. Post 5) Ich kann also formulieren: Der Mensch lernt eine Sprache im Normalfall über die Nomen (die „Namen“), die ihm konkret begegnen. Diese Wörter können auch einen Zustand, eine Tätigkeit oder ein Gefühl benennen: Gehen, die Hand zum Gruß heben, Schmerzen haben, etwas gern essen. Dafür gibt es in der (neuen) Sprache auch genaue Bezeichnungen (oben: ‚Namen‘), und so kommen wir wieder zu den Wortarten und zum Satzbau (aus dem vorigen Post 23). Und das alles können wir nicht ohne die Fähigkeit zu denken bewältigen: Mit jedem neuen Wort, das wir gelernt haben (dessen Bedeutung wir verstanden haben), erweitern wir unseren Wortschatz und damit auch unseren geistigen Horizont; wir vergrößern „unser“ Bild von der Welt, oder genauer, um mit Wittgenstein zu sprechen: Das Bild von unserer Welt.

Damit wir uns verstehen: Natürlich weiß ich, das „unsere“ Geflüchteten die Dinge, die hier beispielhaft genannt werden, längst kennen, – aber sie betreten mit ihren Sprechübungen „eine neue Sprachwelt„.

Die Lernpsychologie hat für die Entwicklung und das Training dieser Denkleistungen mehrere Methoden entwickelt, denn Lernen ist Kopfarbeit. Hier sollen nur drei Stufen dieser Denkleistungen genannt werden:

  1. Rekonstruktion – damit ist die Wiedergabe von gespeichertem Wissen gemeint (sich erinnern und wiederholen),
  2. Reorganisation – so nennt man das Verarbeiten und Anwenden des Gelernten (Erinnertes anwenden/verarbeiten und in anderen, ähnlichen Situationen benutzen),
  3. Problemlösendes Denken: Gelerntes auf ein neues, auf das geforderte, anstehende Problem übertragen können (von erinnerter Erfahrung auf das Neue schließen: assoziieren, transferieren).[5] [5]Das hört sich alles nicht so „schwer“ an, und tatsächlichen haben Verhaltensforscher längst herausgefunden, das nicht nur Menschenaffen, unsere ’nächsten Verwandten‘, die Arbeiten bewältigen können …

Hier sind drei ansteigende Anforderungsstufen an unser Gehirn formuliert: Sich erinnern geschieht meistens (fast) automatisch: Wie funktioniert ein Gummiband-Motor?  Von der so „gelernten“ Spielzeug-Windmühle auf die Mechanik eines selbst fahrenden Spielzeug-Schiffchen zu schließen, ist schon schwieriger; dann aber mit dem gleichen Motoren-Modell einen Pkw-Antrieb zu entwickeln, erfordert schon eine hohe Denkleistung (und ein gewisses Technik-Verständnis). –

Können wir überhaupt etwas lernen, ohne zu denken? Ich sage: Nein! – Und damit gebe ich Wittgenstein Recht; denn: Wenn ich einem Objekt begegne, das ich nicht kenne, das mir vielleicht sogar (weil ich „nichts damit anzufangen weiß“) belanglos erscheint, bleiben mir der Name und die Bedeutung dieses Objekts verschlossen. Ich nähere ich mich diesem Ding erst an, sobald ich „ein Wort“ dafür „habe“; besser wäre dann zusätzlich (oder anschließend) eine Erläuterung zu dem Nutzen, zur Verwendbarkeit oder zur Existenz-Begründung dieses – bis dahin mir unbekannten Dings, – und schon hätte ich mein Weltbild um einen kleinen Blickwinkel erweitert. Nur meine Sprache, nicht eine eigens dafür zu benutzende neue Fremdsprache, hätte mir zu einer „Grenzüberschreitung“ meiner (alten/bisherigen) Welt verholfen.[6] [6]Eine Fremdsprache zu erlernen, heißt diesen Erkenntnisprozess zu vervielfältigen: Man kommuniziert mit der zweiten Sprache nicht (lange Zeit) wie ein Wörterbuch, – früher oder später erlebt man eine neue Sprach-Dimension

Oder ein zweites Beispiel: Erst, wenn mir mein Fitness-Trainer Lage und Funktion (und dabei auch Namen) bestimmter Muskeln erklärt/genannt hat, erkenne und verstehe ich den Sinn seiner Bewegungs-Vorschläge, sonst hätte ich sie bestenfalls verständnislos – ohne ‚zu denken’/gedankenlos – nur befolgt.

Sprechen, Denken  –  Fühlen ?

Nach meinem Wissen kann nur die eben beschriebene Art des gedanklichen Erfassens von neuen, unbekannten „Welten“ (oder Wörtern) funktionieren: man lernt auch die Nomen für abstrakte Dinge, unsichtbare Prozesse, für akustische Erscheinungen oder für die eigenen Gefühle kennen, oder man „hört davon“, fragt danach, liest darüber und beginnt so, allmählich darüber nachzudenken, oder: das Neue wird einem schlagartig klar, fällt einem wie Schuppen von den Augen . . .   Diese innere Auseinandersetzung mit Unbekanntem wird natürlich befördert, wenn man darüber auch mit jemandem sprechen kann.

  • Noch schreibe ich hier lediglich über neue Bezeichnungen, Namen für zunächst Unbekanntes. Dazu biete ich gern auch ein weiteres Beispiel an:  Wir Norddeutschen kennen in der Regel etwa drei bis fünf Bezeichnungen für Schnee: Neuschnee, Pulverschnee, überfrorener Schnee, Schneematsch und Schneeglätte. Wintersportler kennen natürlich mehr Schneearten, Alpenbewohner noch mehr, und Eskimos kennen mehr als zwanzig Begriffe für ihre weiße Umwelt.
  • So ähnlich geht es uns mit Bezeichnungen von Gefühlen. Ich habe kürzlich eine Werbeanzeige gesehen, da war von sieben Gefühlen die Rede, die „es gebe“; und ich hatte Mühe, spontan sieben Gefühle zu benennen, obwohl ich sicher bin, dass ich schon mehr als sieben erlebt habe.
  • Ein Verhaltensforscher (Paul Ekman) unterscheidet tatsächlich sieben Grundemotionen, die jeder Mensch  zu erleben in der Lage ist: Es sind  Angst, Wut, Ekel, Freude, Trauer, Verachtung und Überraschung. (Mir sind das zu wenig: 4 negative gegenüber 1 1/2 positiven Gefühlen?)

Interessant ist, dass man aber diese Gefühle erlernen muss, und das spricht für die Einheit von fühlen, denken und sprechen, die Einheit von Gefühlen, Gedanken und Sprache. Kinder, haben Verhaltensforscher (wie Ekman)herausgefunden, kennen bis zum Alter von 2 Jahren nur das Gefühl der Freude. Dann lernen sie mit den Jahren die übrigen Gefühle kennen, Untersuchungen haben sogar nachgewiesen, dass sich etwa alle 2 Jahre ein weiteres dieser Grund-Gefühle einstellt. Mit der Pubertätsreife, also etwa 14jährig, sind wir also theoretisch „emotional ausgestattet“. Ich habe über die Entwicklungspsychologie noch gelernt, dass die durchschnittliche Ausbildung zur emotional erwachsenen Persönlichkeit sogar noch einige Jahre länger dauert und erst mit abgeschlossener Kulturpubertät vollendet ist, also etwa bei 18jährigen [Erwachsenen].[7] [7]Aber inzwischen ist die Psychologie ganz andere Wege gegangen, wie ich schon als Lehrerausbilder (für Erziehungswissenschaften) erfahren musste: in den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts wusste kaum ein angehender Lehrer etwas über die Psychologie von Jugendlichen (Studienreferendarinnen auch nicht); fast kein Wunder, dass die Psychotherapie so boomt – Andererseits erfahren Jugendliche durch ‚ihre‘ Medienwelt so viele ’neue‘ Fakten, z.B. aus der Politik, dass sie früher an Wahlen beteiligt werden können; die emotionale Reife kann man ihnen getrost zutrauen. (Im Wissen, dass auch bei „Erwachsenen über 18“ Wahlen nach Gefühl entschieden werden können.)

Inzwischen haben Sie auch in diesem Blog einige Male lesen können, dass man erst einen Begriff von einem Ding, einer Person, einer Angelegenheit, einer Situation, auch: einem Gefühl zur Verfügung haben muss, in seinem persönlichen Vokabular besitzen muss, um über dieses Ding, die Person, Angelegenheit, Situation oder eben dieses Gefühl wirklich nachdenken zu können. Und dann vielleicht auch darüber sprechen zu können. Und wie vielen Menschen fällt es dennoch schwer, über Gefühle zu sprechen, erst recht, über die eigenen!

Als Lehrer weiß man, dass junge Menschen in einer Gruppe wie der ‚eigenen‘ Klasse  oder in einer frei gewählten Interessengemeinschaft eher in der Lage sind, sich an diesen oder vergleichbaren Themen zu beteiligen; eine Gruppen Gleichgesinnter kann den (jungen) Menschen Reflexion und Umgang mit schwer zu verarbeitenden Gefühlen erleichtern. Darum gibt es ja so zahlreiche Selbsthilfegruppen und auch: Trauer-Veranstaltungen.

Andererseits erfährt man immer wieder, was sich aus unterdrückten, gedanklich nicht verarbeiteten Gefühlen entwickeln kann. Ich bekenne hier (nicht ganz freimütig), von diesen oder ähnlichen geistigen Vorgängen oder Szenarien zu wenig zu verstehen, um dieses Thema vertiefen zu können. Aber ich möchte dennoch, dass das Thema Denken und Fühlen sorgsam und sensibel (gefühlvoll?!) beobachtet wird, – an sich selbst, durch Sie oder/und in einem (möglichst vertrauten) Freundeskreis. Es ist sicher kein Zufall und auch kein Hype[8] [8]Hype:  eine Form der Werbung, aber auch das Aufgreifen einer Information oder eines Tipps, die/der sehr ungewöhnlich, aggressiv oder spektakulär ist oder erscheint und die/der eine besondere Begeisterung für das Produkt beim Verbraucher bzw. den Wunsch nach Erfahrung beim Adressaten hervorruft [nach Wikipedia], dass Personalmanager und Psycho- und Physiotherapeuten und -Therapeutinnen immer häufiger und selbstverständlicher zu unserer Gesellschaft zu gehören scheinen. Ich sehe darin ein positives Zeichen sozialen Verhaltens.

Allein diese wenigen Anmerkungen verdeutlichen die seelischen Risiken, denen sich Kinder und Heranwachsende ausgesetzt sehen, wenn sie nicht rechtzeitig (mit Eltern, Familie, im Kindergarten, in den Schulen) gelernt haben, über Gefühle nachzudenken und sie zu artikulieren, – die eigenen und die Gefühle anderer Menschen.

Aber dieses nur angedeutete große Thema ist mit den Grundgefühlen noch nicht ganz erfasst: Was ist mit Empathie, der Fähigkeit, die Gefühle anderer Menschen zu achten und zu beachten? Was mit

Respekt, Würde, Vertrauen, Mitgefühl?

Ich möchte mit einem Gedanken abschließen[9] [9]Dieses letzte KAPITEL meines Beitrags hat immerhin den Titel: Gedanken zur Deutschen Sprache, der diesen Themenkreis aus einer anderen Perspektive beleuchtet: In ‚meinen‘ Soziologie-Studien[10] [10]Aus den angebotenen Vorlesungen  über Politik, Philosophie und Soziologie habe ich mich (1965 und 66) für die Soziologie (bei dem Gast-Dozenten Ralf Dahrendorf) entschieden und bei ihm auch meine erste Staatsexamensarbeit geschrieben erfuhr ich (in den frühen 60er Jahren) erstmals etwas von dem Homo Soziologicus, der in jedem von uns steckt, weil wir Menschen in unserem täglichen Leben ständig in verschiedenen sozialen Rollen, aber ebenso ständig in ‚unserer‘ Gesellschaft leben (müssen). Es ist die Gesellschaft, die um uns und mit uns lebt, uns aber so auch mit (ihren) gesellschaftlichen Werten und Normen und Erwartungen umgibt. Und wir müssen – jeder einzelne von uns muss – darauf reagieren, in unserer/seiner Art und Weise. Wir haben also zunächst keinen Einfluss auf  die Erwartungen  der Gesellschaft, aber wir können uns ihnen auch nicht entziehen.  Das nennt die Soziologie einen Rollenkonflikt.

Es klingt zunächst brutaler als es ‚im Leben‘ tatsächlich ist. Denn wir kennen nahezu alle Normen und Erwartungen der uns umgebenden Gesellschaft, wir sind schließlich mit ihnen groß geworden. Wir sind stolz, wenn wir Erwartungen erfüllen und eher beschämt, wenn wir das nicht geschafft haben. ABER: Als Grundgefühle treten diese beiden Emotionen nicht auf! Und da kommt der wahre Rollenkonflikt ins Spiel: Mit welchem Gefühl reagieren wir auf Erfüllung einer Norm oder genauer: Was empfinden wir dabei? Freude (Genugtuung, Stolz, Selbstvertrauen) wäre die breiteste Gefühlsgrundlage …

Das Denkmodell des Homo soziologicus erfüllt Sie und uns wahrscheinlich mit gemischten Gefühlen, ist aber auch nicht von der Hand zu weisen. Wir haben die Widersprüche am eigenen Leib oder an unseren Kindern, im Bekanntenkreis erlebt: Bockigkeit, pubertäres Hadern, Starrköpfigkeit, Egoismus sind nur einige der Konflikt-Ursachen. Und wir haben oft genug erlebt, dass sich Gesellschaft und Individuum  irgendwie annähern können, – that’s Life. (Ich meine wirklich: diese „tatsächlichen  Annäherungen“ sind beidseitig! Nur im Tempo unterscheiden sie sich: der Einzelne kann, wird, will, muss sich verändern, die Distanz zwischen ihm und „der Gesellschaft“[11] [11]Sie haben hier, beim Lesen der Sprachentwicklung immer wieder erfahren, dass die Beharrlichkeit der Gesellschaft (oft: .. der bestimmenden Gesellschaftsschicht) der Grund für einen nur sehr langsamen Fortschritt im Leben aller Menschen (einer Gesellschaft) war. Soziale Trägheit ist der längst bekannte Fachbegriff dafür (Bourdieuführender Gesellschaftswissenschaftler der 2. Hälfte des 20. Jh.‘): Soziologen haben untersucht, wie das wirtschaftliche und kulturelle Erbe über Generationen weitergegeben wird, und dass es dabei zu starker sozialer Trägheit kommt, selbst während Zeiten sozialen Fortschritts. vergrößert sich dabei auch zwangsläufig, und die Gewöhnung dauert bei der Trägheit unserer Gesellschaft eben länger, aber sie wird bei einmal begonnenen Veränderungen nicht aufzuhalten sein. –

Neu ist das alles nicht, es ist wahrscheinlich sogar älter als ein paar tausend Jahre. Damals – tatsächlich vor ein paar tausend Jahren! – gab es nämlich etwas Ähnliches, erlebt und aufgeschrieben vom Urvolk der Christen, den Israeliten: Deren Prophet Moses, eine biblische Figur aus der Zeit der „alten“ Ägypter“ (um 1.300 v.Chr.), sprach als Erster von den Zehn Geboten des Christengottes, der damals Jahweh hieß, der Gott Israels (geschrieben JHWH, weil das phönizische ABC noch keine Vokal-Zeichen besaß – vgl. Post 6!); danach haben die zehn Gebote (die 10 für die Menschheit wichtigsten ‚Anforderungen‘!)  im Judentum und im Christentum einen zentralen Rang für die theologische Ethik und die Kirchen- und Kulturgeschichte Europas sowie des außereuropäischen Westens eingenommen. (Ähnliche Anforderungen an Gläubige bestehen auch in den anderen Religionen, aber eben nur ähnliche.) Martin Luther hat sie aus dem Hebräischen und dem Griechischen (und Lateinischen) in der Bibel, besonders in ihrem 2. Teil, dem Neuen Testament, für uns in einem Extra-Text zusammengefasst und übersetzt: im Katechismus [Post 17, Anmerkung [13]. – Und auf die Ebene der Verhaltensforschung übertragen, habe ich bei Wikipedia (wo sonst?!)  einen Dreistufenplan für Werte, Normen und Erwartungen gefunden (- für Anforderungen also). Es gibt:

  • .. Muss-Erwartungen, die in allen Gesellschaften gesetzlich geregelt sind und deren Verstöße bestraft werden (z.B.: Mord, Raub … )
  • .. Soll-Erwartungen; die üben zwar einen etwas schwächeren Druck auf den homo soziologicus aus als Muss-Erwartungen, sie werden jedoch bei Verletzung mit sozialen Sanktionen geahndet.“ Soll-Erwartungen sind beispielsweise leises Verhalten in einer Bibliothek oder pünktliches Erscheinen am Arbeitsplatz.“ (vgl. auch: Post 26: Typisch deutsch!)
  • .. Kann-Erwartungen ziehen in der Regel keine negativen Folgen nach sich, wenn sie nicht erfüllt werden. Außergewöhnliches Engagement oder allgemein altruistisches (selbstloses, uneigennütziges) Verhalten fällt unter diesen Bereich – im Gegensatz zu egoistischem Verhalten. Da Kann-Erwartungen nicht von vornherein erwartet werden, bemerkt man sie zumeist lediglich erst, wenn sie erfüllt werden und dadurch positive Reaktionen, wie etwa Zuneigung oder Anerkennung, hervorrufen. – 

 

Anmerkungen:

[1]  Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951), österreichisch-britischer Philosoph, der bedeutende Beiträge zur Philosophie der Logik, der Sprache und des Bewusstseins geleistet hat., hier in seinem 1929 erschienen Tractatus, einer  Logisch-Philosophischen Abhandlung. Wiigenstein gilt als einer der bedeutendsten Sprach- und Kommunikationstheoretiker des vorigen Jahrhunderts 

[2]  Freundliche Grüße an Frau Chatera Malek (bei Google)!

[3]  Achtung: Es geht hier nicht um den Spracherwerb, um die Fähigkeit, Sprechen zu lernen, sondern um die erste Sprachlaute (Muttersprache) zu äußern

[4]  Vgl.: Post 5 – über das Sprechen in der Steinzeit … Wahrscheinlich waren auch ab und zu wandernde Händler oder ‚Handwerker‘ vorbeigekommen – und hatten ihrerseits „neue“ Wörter da gelassen. …

[5]  Das hört sich alles nicht so „schwer“ an, und tatsächlichen haben Verhaltensforscher längst herausgefunden, das nicht nur Menschenaffen, unsere ’nächsten Verwandten‘, die Arbeiten bewältigen können …

[6]  Eine Fremdsprache zu erlernen, heißt diesen Erkenntnisprozess zu vervielfältigen: Man kommuniziert mit der zweiten Sprache nicht (lang) wie ein Wörterbuch, man erlebt eine neue Sprach-Dimension

[7]  Aber inzwischen ist die Psychologie ganz andere Wege gegangen, wie ich schon als Lehrerausbilder (für Erziehungswissenschaften) erfahren musste: in den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts wusste kaum ein angehender Lehrer etwas über die Psychologie von Jugendlichen (Studienreferendarinnen auch nicht); fast kein Wunder, dass die Psychotherapie so boomt

[8]  Hype:  eine Form der Werbung, aber auch das Aufgreifen einer Information oder eines Tipps, die/der sehr ungewöhnlich, aggressiv oder spektakulär ist oder erscheint und die/der eine besondere Begeisterung für das Produkt beim Verbraucher bzw. den Wunsch nach Erfahrung beim Adressaten hervorruft [nach Wikipedia]

[9] Dieses letzte KAPITEL meines Beitrags hat immerhin den Titel: Gedanken zur Deutschen Sprache

[10]  Aus den angebotenen Vorlesungen  über Politik, Philosophie und Soziologie habe ich mich (1965 und 66) für die Soziologie (bei dem Gast-Dozenten Ralf Dahrendorf) entschieden und bei ihm auch meine erste Staatsexamensarbeit geschrieben

[11] Sie haben hier, beim Lesen der Sprachentwicklung immer wieder erfahren, dass die Beharrlichkeit der Gesellschaft (oft: .. der bestimmenden Gesellschaftsschicht) der Grund für einen nur sehr langsamen Fortschritt im Leben aller Menschen (einer Gesellschaft) war. Soziale Trägheit ist der längst bekannte Fachbegriff dafür (Bourdieuführender Gesellschaftswissenschaftler der 2. Hälfte des 20. Jh.‘): Soziologen haben untersucht, wie das wirtschaftliche und kulturelle Erbe über Generationen weitergegeben wird, und dass es dabei zu starker sozialer Trägheit kommt, selbst während Zeiten sozialen Fortschritts.

Anmerkungen   [ + ]

1. Das größere Gemälde zeigt „die Erschaffung Adams“ in der Bildvorstellung des Maler-Genies Michelangelo: Der Herrgott hat gerade seinen geschaffenen Menschen mit einer Berührung der Fingerspitzen in der reale Welt entlassen: Eine symbolträchtige Bildszene, 1 : 1 – als „Bild-Zitat“ – übernommen von Steven Spielberg in seinem Film ET; der kleine Außerirdische war ja auch ein süßes Kind-Wesen, s.o.: die Engel scheinen immer noch gegenwärtig zu sein …
2. Freundliche Grüße an Frau Chatera Malek (bei Google)!
3. Achtung: Es geht hier nicht um den Spracherwerb, um die Fähigkeit, Sprechen zu lernen, sondern um die erste Sprachlaute (Muttersprache) zu äußern
4. Vgl.: Post 5 – über das Sprechen in der Steinzeit … Wahrscheinlich waren auch ab und zu wandernde Händler oder ‚Handwerker‘ vorbeigekommen – und hatten ihrerseits „neue“ Wörter da gelassen. …
5. Das hört sich alles nicht so „schwer“ an, und tatsächlichen haben Verhaltensforscher längst herausgefunden, das nicht nur Menschenaffen, unsere ’nächsten Verwandten‘, die Arbeiten bewältigen können …
6. Eine Fremdsprache zu erlernen, heißt diesen Erkenntnisprozess zu vervielfältigen: Man kommuniziert mit der zweiten Sprache nicht (lange Zeit) wie ein Wörterbuch, – früher oder später erlebt man eine neue Sprach-Dimension
7. Aber inzwischen ist die Psychologie ganz andere Wege gegangen, wie ich schon als Lehrerausbilder (für Erziehungswissenschaften) erfahren musste: in den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts wusste kaum ein angehender Lehrer etwas über die Psychologie von Jugendlichen (Studienreferendarinnen auch nicht); fast kein Wunder, dass die Psychotherapie so boomt
8. Hype:  eine Form der Werbung, aber auch das Aufgreifen einer Information oder eines Tipps, die/der sehr ungewöhnlich, aggressiv oder spektakulär ist oder erscheint und die/der eine besondere Begeisterung für das Produkt beim Verbraucher bzw. den Wunsch nach Erfahrung beim Adressaten hervorruft [nach Wikipedia]
9. Dieses letzte KAPITEL meines Beitrags hat immerhin den Titel: Gedanken zur Deutschen Sprache
10. Aus den angebotenen Vorlesungen  über Politik, Philosophie und Soziologie habe ich mich (1965 und 66) für die Soziologie (bei dem Gast-Dozenten Ralf Dahrendorf) entschieden und bei ihm auch meine erste Staatsexamensarbeit geschrieben
11. Sie haben hier, beim Lesen der Sprachentwicklung immer wieder erfahren, dass die Beharrlichkeit der Gesellschaft (oft: .. der bestimmenden Gesellschaftsschicht) der Grund für einen nur sehr langsamen Fortschritt im Leben aller Menschen (einer Gesellschaft) war. Soziale Trägheit ist der längst bekannte Fachbegriff dafür (Bourdieuführender Gesellschaftswissenschaftler der 2. Hälfte des 20. Jh.‘): Soziologen haben untersucht, wie das wirtschaftliche und kulturelle Erbe über Generationen weitergegeben wird, und dass es dabei zu starker sozialer Trägheit kommt, selbst während Zeiten sozialen Fortschritts.

25: Kunst  –  Kultur – Literatur  – Sprachkunst

7 m² Schmerz – besuchermagnet-guernica-im-reina-sofia-museum7.jpg Pablo Picasso, 1937: Guernika. Öl auf Leinwand. 349 x 777 cm

Zum Beitragsbild: Im Spanischen Bürgerkrieg (zwischen Juli 1936 und April 1939) kämpften Anhänger der demokratisch gewählten Regierung der Zweiten Spanischen Republik gegen die rechtsgerichteten Putschisten des Generals  Francisco Franco. Adolf Hitler, seit 1932 „Führer“ des Deutschen Reiches und ebenfalls auf Weg, sein Land diktatorisch zu regieren, ließ – wie Franco –  . . [nach Wikipedia:] . . am 26. April 1937  eine Deutsche Luftwaffen-Staffel das Dorf Gernika (Baskische Schreibweise / 400 Einwohner) angreifen und nahezu völlig zerstören. Aus dem Bericht eines Augenzeugen: Im Laufe des Angriffes warfen die Deutschen ca. 22 bis maximal 40 Tonnen Fliegerbomben auf Gernika ab. Das eingesetzte Abwurfmaterial bestand aus 250-Kilogramm-Sprengbomben, 10- bzw. 50-Kilogramm-Splitterbomben sowie Ein-Kilogramm-Stabbrandbomben. Letztere machten etwa ein Drittel der Gesamtabwurfmenge aus. – Doch gegen 15.45 Uhr läuten die Kirchenglocken erneut. Minuten später heulten über der Stadt auch schon die Motoren der deutschen Fliegerstaffel Legion Condor auf, die zusammen mit dem italienischen Corpo Truppe ­Volontarie an der Seite Francos kämpfte. „Ich ging nach dem Mittagessen gerade über den Marktplatz und rannte schnell in den nächsten Luftschutzbunker. Es war eng und stickig. Ich hatte Panik. Viele weinten. Draußen hörte man Schreie und Explosionen“, sagt Luis. Die drei Stunden des Bombardements in dem zum Bunker umgewandelten Keller kamen ihm wie eine Ewigkeit vor. „Als es ruhig wurde, verließen wir den Bunker. Doch draußen gab es nichts mehr. Überall lagen Leichen. Es roch nach verbranntem Fleisch – von Tieren und Menschen. Die ganze Stadt brannte.“

Fast 40 Tonnen Bomben ließen Hitlers und Mussolinis Luftwaffen auf die nordspanische Stadt nieder­regnen. Hunderte Menschen kamen zu Tode. Dabei hatte Guernica überhaupt keine militärische Bedeutung – und nicht mal eine Luftabwehr. Hermann Göring, Ober­befehlshaber der deutschen Luftwaffe, gab später bei den Nürnberger Prozessen zu, man habe in der Stadt einfach neue Bomben testen wollen. Es war ein entsetzliches Blutbad und ein gezielter Schlag gegen die Zi­vilbevölkerung, um diese im Kampf gegen Franco zu demoralisieren. Bisher waren Kriege Kämpfe zwischen Soldaten. Doch was an jenem Tag in Guernica passierte, war eine neue Dimension der Kriegführung. Ein Ausblick auf den „to­talen Krieg“, den Hitler we­nige Jahre später beginnen sollte. Der Aufschrei und Protest der internationalen Gemeinschaft waren so vehement, dass sowohl Franco als auch Nazi-Deutschland ­zunächst sogar abstritten, überhaupt für das Massaker verantwortlich gewesen zu sein. [Fuhrmann: Das machen sie alle, z. Zt. gerade Herr al-Assad.]

– – – – – – – – – – – – – –

Wir wollen uns abschließend – endlich – der schon mehrfach angekündigten Sprachkunst widmen. Das wird nicht einfach. Ein erstes Problem: Kunst ist nicht teilbar; denn Kunst hat zwei Hälften: das Künstlerische und das Kunstwerk, vergleichbar mit dem Sprechen und der Sprache: das Eine müssen wir ausüben bzw. machen – das Andere „haben“ und besitzen wir, so dass wir darüber verfügen können.

KUNST   . . .

Einige Definitionen:

– in dem Wort bündeln sich Weisheit und Können (Arthur Schopenhauer) – Kunst ist eine Erscheinung parallel zur Natur (Paul Cézanne) – Der Künstler wiederholt nicht, was in der Realität bereits da ist, er setzt  den Schöpfungsprozess fort, er ist Erfinder und Dolmetscher zwischen Natur und Mensch (Leonardo da Vinci).             

In dem folgenden Bild sehen Sie zum Beispiel den Nachbau eines berühmten griechischen Tempels auf der Akropolis in Athen [vgl. Post 8 – das Beitragsbild!]; Dieser Tempel – hier ein gedrucktes Foto – stand im Sommer 1917 in Kassel, als Nachbau und Ausstellungsstück der documenta 14 (der weltgrößten Kunstausstellung, die alle 4 bis 5 Jahre in Kassel stattfindet) – im Maßstab 1 : 1 nachgebaut; d. h.: er ist (war) 70 m lang und 31 m breit; nur seine Bau-Elemente bestehen nicht aus dem hellen Sandstein Griechenlands, sondern aus Maschendraht-Elementen, die mit Büchern, also mit geschriebener Sprache, aufgefüllt sind. Welcher Art und welchen Inhalts die Bücher waren oder sind, können Sie dem Titel des riesigen Kunstwerks entnehmen! Ich habe bei näherer Betrachtung der Bücher alle möglichen Sprachen erkannt, und auch viele Schriften und Sprachen, die ich nicht kenne. –

Ich stehe nun also vor dem Produkt dieses künstlerischen Aktes –

Abb. 115: Tempel der verbotenen Bücher

Die argentinische Künstlerin Marta Minujin steht vor ihrem Werk „Parthenon“ auf der documenta 14 in Kassel

. . . und (nun:) das Kunstwerk

(1) Es ist eine riesige Plastik, ein Kunstwerk. Aber es ist (so deutet der Titel an, so scheint es) aus „Sprache“ gebaut. Einige Buchtitel kann ich lesen: da sind Bücher zur Unterhaltung, Schulbücher, Romane, Sachbücher, Fachbücher,  für die Wissenschaften, zum Lernen.

 – – – Aber warum Parthenon ?

Der Titel dieser Riesen-Plastik klärt mich auf:  Tempel der verbotenen Bücher

(2) Ich trete näher an den Drahtbau. Mir fallen einige Titel und einige Autoren-Namen auf, und dann finde ich den Namen dieses Gebäudes, das kein Gebäude ist (es ist leer, man kann hindurchschauen, Dach und alle Wände fehlen, – man sieht eigentlich nur die herumhängenden oder in die Drahtgeflechte gestopften Bücher. Aber das Ganze wirkt wie ein –  nein, es ist ein Tempel, – der Tempel der Griechischen Antike, er steht noch heute in Athen, der Partnerstadt für die diesjährige Ausstellung, die documenta 2017; alle Besucher dort in Kassel erkennen früher oder später: dieses übergroße Ding – ein Tempel! – war und ist für viele Menschen auf unserer Erde ein Heiligtum!

Die Riesenplastik zeigte uns also ein Gebäude der Andacht, und das sollte ein „Haus der Stille“, des Glaubens sein – [Glaube ist ja nicht nur christlicher Glaube.] Ein Tempel aus oder mit Büchern, aus oder mit den Gedanken von Zigtausenden von Menschen aus allen Zeiten, Gedanken, die verboten gewesen waren und deren Autoren wahrscheinlich deswegen/derentwegen angegriffen und verfolgt, vielleicht sogar bestraft oder getötet worden waren.[1] [1]In allen Diktaturen der Welt werden Autoren verfolgt, eingesperrt, aus ihrem Land gejagt, ob sie Journalisten, Sachbuch-Schreiber, Wissenschaftler oder Künstlerische Schriftsteller sind, die „nur“ Unterhaltungsliteratur (Belletristik) produzieren, wie zur Zeit in der Türkei. Oder wie im Nazi-Deutschland von 1933 bis 1945. Da  wurden in Berlin auf Befehl des nationalsozialistischen Propaganda-Ministers Goebbels unzählige „undeutsche“ Bücher öffentlich verbrannt (aber nicht alle!), in über 20 deutschen Universitätsstädten. Und wie üblich in Deutschland, wurde darüber pingelig Buch geführt:  Bücher/Werke von mehr als 400 deutschen Autoren, –  Schöne Literatur ( 127 Schriftsteller und 4 Anthologien), Geschichte (51 Autoren und 4 Anthologien), Kunst (8 Werke und 5 Monographien), Politik und Staatswissenschaften (121 Namen und 5 Werke ohne Verfasser), Literaturgeschichte (9 Verfassernamen), ungezählte Werke aus Religion, Philosophie, Pädagogik u. a. Geisteswissenschaften

(3) Wie (fast) auch Martin Luther vor 500 Jahren! fällt mir ein.  Aber die Gedanken sind (doch) frei, ging es mir durch den Kopf, und in dem Moment wurde der merkwürdige Draht-Buch-Bau in Kassel für mich zu Kunst.  –

Für mich ist Kunst (etwas Sichtbares, also): Wenn man etwas sieht, das man nicht sofort erkennt oder versteht, und man darum nachdenken muss. Damit hat das Werk seinen Anspruch an KUNST bereits erfüllt. [Kunst ist Selbst- und Weltdeutung, s. u.!] Das, was man da sieht, Ist (immerhin) von einer internationalen Jury als Kunstobjekt und als Ausstellungsstück ausgewählt worden; da sollte man nicht einfach sagen: Das ist ja Quatsch. Und dafür kriegt der Hersteller noch Geld!? Das kann doch jeder. Das ist doch kinderleicht! – Meine Antwort darauf: Dann mach‘ es doch einmal! Oder wenigstens etwas Ähnliches![2] [2]Joseph Beuys,  1921 – 1986, war ein deutscher Professor und Aktionskünstler, Bildhauer, Zeichner, Kunsttheoretiker und Lehrer an der Kunstakademie Düsseldorf. Beuys setzte sich in seinem umfangreichen Werk mit Fragen des Humanismus, der Sozialphilosophie und Anthroposophie auseinander, der weltweit verbreiteten Gedankenwelt, die sowohl christliche und esoterische als auch ostasiatische, indianische und afrikanische Mystik mit dem „klassischen“ europäischen Idealismus (von Goethe u. a.), mit griechischen Philosophien und mit der deutschen „Waldorf-Pädagogik“ (19., 20. Jahrhundert: Lernen mit Kopf, Herz und Hand) verbindet; so kam Beuys zu seiner spezifischen Definition eines erweiterten Kunstbegriffs und zur Konzeption der Sozialen Plastik als Gesamtkunstwerk. – „Dann mach‘ es doch einfach!“ war meine Aufforderung oben, und sie war keineswegs hämisch gemeint. Jeder Mensch ist ein Künstler – auch ein Ausspruch von Beuys im Zusammenhang mit seiner sozialen Plastik Es wird nicht ganz einfach sein. Schauen Sie sich das Werk (auf dem Bild) noch einmal an – oben, Leitzahl (1).

In den drei Absätzen oben (123) habe ich einige sachliche Gedanken notiert, und die reichen schon aus, um dem ‚Ding‘, dem unbekannten Objekt, dem Kunstwerk einen Sinn oder einen Wert zu geben: Es hat den Betrachter / die Betrachterin zum Nachdenken gebracht; es hat ihr / ihm etwas Neues ‚vor Augen‘ geführt, ein Stück neue Welt, das meine / Ihre Gedanken in Wörter formt, das uns bildet. (Bildende Kunst!) Zu was soll das gut sein? fragt der vorübergehende Betrachter; die Antwort steht drei/vier Zeilen weiter oben.

Natürlich habe ich auch eine Erklärung, eine Definition für „Kunst“, die dem Kunstunterricht und auch der Kunstwissenschaft standhält. Sie betrifft die Gegenstände und Produkte der Bildenden Kunst, die man gewöhnlich (in unserer Sprache) mit dem Wort Kunst verbindet: die Bilder als Kunstwerke:

Bilder sind sichtbare, in maschinellen, technischen oder manuellen Verfahren von Menschen hergestellte Objekte, die Sinn und Bedeutung vermitteln. – Bilder können zwar auch ausschließlich in der Vorstellung eines Menschen existieren, – im normalen Sprachgebrauch sind alle Bilder jedoch visuell und haptisch wahrnehmbar[3] [3]visuell wahrnehmbar heißt: über unseren Seh-Apparat – und haptisch wahrnehmbar heißt: über den Tastsinn, zu dem Hände und Haut gehören, erfahrbar, d. h.: Sie begegnen dem Betrachter als Fläche bzw. im Screen[4] [4]Screen: engl. Fachbegriff für Bildschirm und darüber hinaus für das Bild, das auf einem Monitor oder im Display einer Kamera erscheint oder als Plastik bzw. im Raum. – Bilder können auf alle mögliche Weise vervielfältigt werden. – Bilder sind Kommunikationsmittel. – Bilder sind Selbst- und Weltdeutung.[5] [5]aus meinem Buch Mit Bildern umgehen, Bd. 1. S. 26; Als Fachmann für Bilder kann ich für die exakte Definition „dieser“ Kunst (der Bild-Kunst) bürgen, – bei ähnlichen Definitionen der Musik und der Literatur bin ich zurückhaltender

Sprachkunst, das wissen Sie längst, nennt man Literatur. Aber oben habe ich gesagt, Kunst sei nicht teilbar. Und man kann tatsächlich aus Allem Kunst bzw. Kunstwerke machen! Dann müssen wir, wenn wir „alle“ Kunst verstehen wollen, sie wenigstens in  verschiedene Bereiche unterteilen, es gibt nämlich nicht nur die Kunst, es gibt die Künste. Also: Los!

Abb. 116: Fuhrmann: Modell „Triade der Künste“. Menschen, die keine leeren Flächen mögen, können das vierte, hellbraune Dreiecke „Gesamtkunstwerk“ nennen.

Die Kunstwissenschaft unterscheidet vor allem drei große Abteilungen der Künste, – in der Abb. 116 bedeutet:

GELB: die „Sprachkunst“ ist die Kunst mit und durch Sprache     –    Literatur 

ROT: die Bildkunst ist die Kunst mit Bildern, die Kunst durch Bilder   –   Bildende Kunst

BLAU: die Tonkunst ist die Kunst mit Tönen und Geräuschen     –    Musik

Diese drei genannten Künste sind hier in Form von Dreiecken dargestellt, damit sie sich an drei Stellen berühren können.[6] [6]1. BLAU: Die Musik (die Tonkunst) besteht aus drei wichtigen Baubereichen, die nicht als Gattungen erscheinen, die aber als unverzichtbare Grundstoffe zur Produktion von Musik benutzt werden, die zu jeder Musik gehören: denn jede Musik hat eine Tonfolge,  Melodie oder lead genannt; ebenso besitzt jede Musik einen besonderen Rhythmus bzw. mehrere Rhythmen, die sich aus der Länge und der Abfolge der Töne ergeben, die zudem auch in Takten bemessen werden können und/oder das Tempo bestimmen. Zumindest sind Tempo und Stärke der Tonfolgen Zeichen von Dynamik, also: Rhythmus. Drittens hört man Musik in den meisten Fällen gleichzeitig mit mehreren Tönen, die zusammen eine besondere Harmonie ergeben. Dieser harmonische Zusammenklang wird zudem durch die vielen unterschiedlichen Tonlagen der Instrumente geprägt bzw. verändert, was den Hörgenuss der Tonkunst zu einem überwältigenden auditiven Erlebnis steigern kann.[auditiv  nennt man die Wahrnehmung durch Hören von Schallgeräuschen und Tönen (= Musik) – visuelle Wahrnehmung (das Sehen) geschieht vornehmlich mit den Augen] – 2. ROT: Die Bildende Kunst unterteilt sich traditionsgemäß in drei Kategorien: Die Grafik ist eine reine Linienkunst, Grafiken werden als Zeichnungen, Tuschebilder oder Druckgrafiken angeboten, vorzugsweise in Schwarz-Weiß, aber auch als Farbdrucke. Dann die Malerei, das ist die Kunst, Bilder aus Farben auf Flächen herzustellen. Und schließlich die Plastik: Plastiken sind dreidimensional, sie werden entweder aus einem Stein oder Holzstück herausgehauen (Skulptur) oder aus einer Masse aufgebaut („geknetet„) bzw. aus flüssig gemachter Masse (Metalle oder Kunststoffe) in vorher angefertigte Formen gegossen. Zudem gibt es viele Zwischenformen, Plastiken herzustellen, z. B. durch Montieren und Kombinieren von verschiedenen Materialien oder Teilen.-  3. Sprachkunst, um die es hier vornehmlich geht, ist in meinem Modell GELB. Die Literatur besteht ebenfalls (und traditionell) aus drei großen Bereichen: aus der Dichtkunst [Lyrik – auch Poesie], aus erzählenden Texten [Epik] und aus der Theater-Kunst [dem Drama] . . .

Für uns ist die Literatur die wichtigste der drei Künste; denn auch in der Literatur zeigen sich drei Abteilungen:

  •  1) Epik so nennt man jede Art von erzählender Dichtung. Lange epische Textformen sind Romane und Novellen, epische Kurzformen sind Märchen, Erzählungen, Kurzgeschichten. –
  • 2) Drama ist Literatur für Theater (für die Schauspielkunst); dramatische Texte bestehen grundsätzlich aus „wörtlicher Rede“, aus Sätzen, die die Schauspielerinnen und Schauspieler sprechen müssen, – und natürlich aus Angaben zu den Orten der Spielhandlung (Bühnenbild), zu der Zeit (Epoche, Jahres-/Tageszeit), in der die Handlung geschehen soll(te) und zur Gesprächsatmosphäre, der Gefühlslage und dem Charakter der Rollen, die dargestellt werden (erregt, ängstlich usw.); auch Film-Scripts oder Drehbücher, Hörspiel-Scripts und auch die Texte für alle Formen des Musiktheaters (das Libretto, die Libretti) u. ä.
  • 3) Lyrik, die Dichtkunst; sie ist die älteste der Sprachkünste. Das Wort kommt von dem alten griechischen Musikinstrument Lyra (= Leier), weil Gedichte im Altertum oft auch in bestimmter Form gesungen wurden. Darum habe ich in meinem Kunst-Modell die Lyrik neben die Melodie (im ‚Musik-Dreieck‘) gesetzt: wenn ein gedichteter Text eine Melodie bekommt, entsteht nämlich – – ein Lied

Diese drei Grundformen der Literatur treten aber nicht nur in ihren Reinformen – als Gedicht oder als Erzählung oder als „Gespräch“ (Dialog oder Gespräche innerhalb einer Gruppe, Familie usw,) auf. Meistens tauchen sie innerhalb der Epik, der erzählenden Sprachkunst, als kürzere oder auch längere Passagen auf; z.B.: wenn innerhalb eines Reiseberichts die Begegnung mit einer anderen Person und das entsprechende Gespräch wiedergegeben wird (dramatischer Stil); oder wenn der ‚erzählende‘ Wanderer ein Liedchen anstimmt und den Text dazu liefert (lyrischer Stil). [Ebenso tauchen in den meisten Bildern neben den Farben auch lineare Bildelemente oder/und perspektivische – also Raum vortäuschende Bildelemente auf.]

Dichtung ist aber außerdem durch das Miteinander von Klang (Stimme) und begrifflicher Bedeutung (Sprache, Wortwahl, Satzbau, Zeichensetzung) kennzeichnet, – Sprachkunst eben. –

In meinem Dreiecks-Modell zu den Künsten tauchen an den drei Berührungspunkten drei Ellipsen auf. Das sind die Verbindungs-Gelenke zwischen jeweils zwei Künsten, und dort ergeben sich wiederum drei weitere Kunstformen oder Kunst-Kombinationen: Tanz, Lied und Theater. Diese drei „Mischkünste“ gehören zu unterschiedlichen Anteilen zu ihren beiden Nachbardreiecken; [7] [7]VIOLETT: Der Tanz entsteht aus besonders rhythmischer Musik und aus erdachten oder vorgegebenen Tanzschritten, die auf der Tanzfläche (wie auf einer großen Bildfläche) als lineare Figuren erscheinen und die von menschlichen Körpern (Plastik) gestaltet werden (Choreografie) [eine Grafik (auch: Graphik) ist das (in Linien) gezeichnete Bild, das der Choreograf für den Tanz entwirft [auf Papier/auf einer Fläche/Tanzfläche]. – GRÜN: Ein Lied besteht aus zunächst nur einer Melodie, einer Tonfolge (Musik); und jedes Lied besitzt auch einen Text, der gesungen wird, Lieder sind eine bestimmte Form ‚gesungener Dichtung‘, die eine Gattung der Literatur ist. – BRAUN: Eine andere Literaturgattung ist das Drama, das als Theaterstück (mit bewegten und kostümierten Schauspielern in einem Bühnenbild  –  Kunst) dem zuschauenden Publikum dargeboten wird. 

Die drei Künste, ihre drei Mischformen und die dreimal drei Kunstgattungen gelten aber nur für bestimmte Kunstwerke. Darum muss ich Ihnen noch eine wichtige Information liefern. Der moderne Kunstbegriff umfasst viel mehr als die edlen Bildwerke in den Museen der Welt, die Klassischen Konzerte, Opern und Dramen in den Großen Konzert- und Theaterhäusern der Weltstädte und alle Werke der Weltliteratur.

Aus allem, was dem Menschen begegnet, kann er Kunst hervorbringen. Zur Kunst gehört nicht nur das Kunstwerk, das geschaffene Objekt. Zur Kunst gehört auch der künstlerische Vorgang, das ‚Machen‘  der Künstlerin oder des Künstlers [8] [8]Kunst kommt (auch) von Können. Und zur Kunst gehört, dass Künstler sich (mit dem Produkt oder/und dem künstlerischen Akt) immer an andere Menschen wenden, an ein Publikum; denn alle Kunst ist Kommunikation, und hier liegt wieder eine bedeutsame Verbindung zu unserem Thema:

Kunst ist Kommunikation ist Sprache

Sie haben oben schon von dieser Erklärung erfahren:

Bilder-Kunst ist Kommunikation in der Sprache der Bilder und Objekte

Ton-Kunst ist Kommunikation in der Sprache der Töne und Geräusche

Sprach-Kunst ist die Kommunikation in literarischer, eben: künstlerisch ausgeformter Sprache.

Abb. 117: Fuhrmann: Wortsprache und andere Sprachen: Kommunikation

So sehe ich uns hier rechts in unserem „Kasten“, der uns kaum spürbar beengt, wenn wir nur wollen. Denn wir haben ja unsere Sprache, und mit ihr unsere Gedanken und (ganz innen) unsere Gefühle. Denn immer gilt: Die Gedanken sind frei.

Und es geht weiter mit den Künsten und der Sprache:

Schon immer haben die Menschen die Baukunst geschätzt, die „alten Griechen“ haben die Redekunst höher geehrt als gezeichnete Bilder, und wir alle bewundern handwerklich gearbeitete Möbel, tolle Garderobe und schnittige Auto-Modelle.[9] [9]Nicht erst seit Joseph Beuys (1921 – 86) spricht man von einem offenen Kunstbegriff. Das Kunsthandwerk und das Kunstgewerbe (Holzschnitzer, Goldschmiede, Teppichweber usw.), haben den Kunst-Begriff immer weiter geöffnet. Eine bedeutende Wende trat mit der weltweit ersten Kunst-Hochschule ein, dem 1919 gegründeten BAUHAUS, in der nicht nur die ganz moderne Kunst gelehrt wurde, sondern auch die Studienfächer Architektur, Handwerkliches Gestalten, Kunsthandwerke, Tanz, Schriftgestaltung, Theater und Poetik und damit auch die Sprachkunst. Das Bauhaus gilt heute als heute als das Institut, das die Gebrauchskunst, das Design erstmals in die künstlerische Ebene erhoben hat. 1933 verbot Hitler diese entartete Kunstakademie, die Professoren erhielten Arbeitsverbot, sie flohen, wie viele andere Künstler und Wissenschaftler, nach USA. Viele erlangten dort internationalen Ruhm

In den 20er Jahren rückten die Künste (aus meinen Modellen oben) konzeptionell zusammen und gestatteten der Gebrauchskunst, dem Design, dem Kunstgewerbe einen ebenbürtigen Rang. Seitdem unterscheidet man (neben den Triaden und ihren Kombinationen) auch

die Freie und die Angewandte Kunst

die Grenze zwischen beiden bleibt unbestimmt

Freie Kunst ist                                                   

  •  einmalig, deswegen oft teuer wie alle Sammel-Objekte
  • subjektiv genießbar, kostbar – eben Geschmacksache
  • oft weltbekannt, aber unvergänglich
  • in Museen zu sehen (oder)
  • wird öffentlich gezeigt
  • wird auch Hohe Kunst genannt

Angewandte Kunst

  • ist zum alltäglichen Gebrauch bestimmt
  • ist benutzbar, zwar alltäglich, aber sehr nützlich
  • ist vielen Menschen bekannt, beliebt
  • wird oft sehr begehrt, „gemocht“,
  • ist modisch und damit auch vergänglich
  • bereichert den privaten Alltag und das Arbeits- und Alltagsleben
  • wird Gebrauchskunst oder Design genannt

Sprachkunst

In diesem letzten Post geht es zwar maßgeblich um Sprachkunst; aber die Sprache ist ja bei allem beteiligt, was Menschen machen: Sprache ist unser Leben. – Und der neutrale Oberbegriff für geschriebene Sprache ist TEXT.

Oben in der Abbildung 111 ist allein die künstlerisch gestaltete Sprache zu finden: gelb und in drei große literarische Gattungen unterteilt: LITERATUR. Das ist seit dem 19. Jahrhundert weltweit vereinbart, – künstlerisch gestaltete, aufgeschriebene sprachliche Texte; in meinem Modell oben: Epik, Lyrik und Drama. –

Literatur ist immer Aufgeschriebenes, außer vielleicht Poetry slam (etwa: Stehgreifdichtung). Literatur nennt man meistens nur die künstlerisch gestalteten Texte: denn man unterteilt auch diese freie und angewandte Sprachkunst, – in fiktionale und nicht-fiktionale Texte. Eine Fiktion ist ein frei erfundener, nur „erdachter“ gedanklicher Vorgang, der von dem Künstler bzw. der Künstlerin (Schriftsteller, Verfasser oder Autorin) schriftlich festgehalten – und im besten Fall – veröffentlicht wird. Das kann eine völlig unrealistische Fantasy-Story sein oder eine Geschichte, die (früher, jetzt gerade oder bald) auf unserer Erde vorkommt, eine reale Begebenheit beschreibend, berichtend, ausschmückend, – eben: in gestalteter Sprache). Die Ergebnisse sind freie Erfindungen, freie Texte – – freie Kunst, freie Literatur.

Alle Künste sind frei![10] [10]Freie Kunstnatürlich auch Freie Sprachkunst – berührt unsere Gefühle am meisten, die Ästhetik steht im Vordergrund. Freie Kunst kann man eigentlich nur genießen, bestaunen – oder ablehnen („Kunst – natürlich auch Sprachkunst ist Geschmacksache.„) Und der Wert dieser weltberühmten, einmaligen Werke ist unbestritten. – Niemand sollte sich einbilden, die Qualitäts-Zeugnisse von tausenden und abertausenden von Fachleuten aus zurückliegenden Jahrhunderten oder aus der aktuellen Kunstwissenschaft durch eigene Besserwisserei (und Werturteile) einfach beiseite wischen zu können. Das wäre noch dummer, als Schiedsrichter-Entscheidungen zu ignorieren

Alle anderen Texte sind angewandte Texte, Sachtexte, eindeutiger sind die Bezeichnungen Sachliteratur/-texte oder Fachliteratur/-texte; dazu gehört aber dann auch alles, was im Arbeits-, Wirtschafts-, Verwaltungs- und Privatleben so geschrieben werden muss: Gebrauchsanweisungen, Programme, Briefe und andere Mitteilungsformen, Protokolle, Gesetze, Spielregeln, Kochrezepte, E-Mails, Blogs, Reportagen, Briefe, Bau- oder Produktionsanleitungen usw.

Die Schreibtechniken der freien Literaturgattungen sind durch die Fachbegriffe schon genannt: Gedichte sind rhythmisch gestaltete Sprechzeilen (die sich keineswegs immer am Zeilenende reimen müssen!) in besonders künstlerischer Wortwahl und Wortfolge; Erzählungen sind in einem freien, aber jeweils durchgängig gestalteten Sprachstil geschriebene Texte, für die es viele Erzählformen und Stilmittel gibt, und die Dramen, die hauptsächlich in Dialogform geschrieben werden (wörtliche Rede). So werden sie im Theater dann von den Schauspielerinnen und Schauspielern vorgetragen (in Sprechrollen mit gekonnter, vom Autor festgelegter Bewegungs- und Gebärdensprache und mit Mimik in einem von der Dramatikerin näher bezeichneten [Bühnen-]Raum). –

Besondere Beachtung verdienen die Printmedien, – die Sprachwelt der Zeitungen und Zeitschriften, die aber oft auch den („vor“ der Kamera) ‚gesprochenen‘ Texten im Fernsehen ähneln. Erstes Ziel (der Auftrag) der Printmedien ist Sach-Information; demnach gelten die Texte als angewandte Literatur – siehe Post 23!

Den weitaus größten Anteil an geschriebener Sprache nehmen die Sachtexte ein, über die Fach– und Unterhaltungsmagazine, Zeitungen und – nicht zu vergessen: über den Rundfunk (Radio und Fernsehen) und über Werbungen und alles, was oben aufgeführt wurde, erreichen – als „angewandte“, also Gebrauchs-Literatur.

Auch Briefe sind Formen geschriebener Sprache. Sie gehörten lange Zeit (teilweise noch heute) zur Privatsphäre der beiden Kommunikationspartner, dem Sender und der Empfängerin der „Post“ bzw. der Adressantin und dem Adressaten. Natürlich wurden Briefe auch (in Zeitungen, in Büchern) veröffentlicht, sogar E-Mails sind immer noch als privat anzusehen. Bei Twittern und Chatten bin ich mir sicher, dass sie nicht (mehr) als privat gelten können.

Die Grenzen zwischen freier und angewandter Literatur, zwischen freier und angewandter Kunst bleiben ungewiss. Denn: Unsere Gedanken sind (immer!) frei.

Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (GG) kann man im Artikel 1  lesen: (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. . . . [es folgen die „Sätze (2) und (3)] Und im

Art. 2 steht: (1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt. (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.

Es ist ebenso traurig wie unerlässlich, dass Leute, die diese Grundrechte missachten oder verachten und damit unser aller Recht brechen, bestraft werden müssen. Dazu gehört auch das ungefragte (und nicht autorisierte) Fotografieren oder Filmen fremder/unbekannter Personen (ausgenommen einiger Personen mit öffentlich-rechtlichem Status). Hier setzen geltende Gesetze der Freiheit des Einzelnen eindeutige Grenzen, auch, wenn er oder sie für sich die Freiheit der Kunst beansprucht. So gesehen, ist nicht ‚jeder Mensch ein Künstler.‘ –

–  –  –  –  –  –  –  –  –  –

So einfach kann man Kunst – auch Sprachkunst – also doch nicht erklären, da würden zu viele Fragen unbeantwortet bleiben. Immerhin wissen wir alle, dass es weltbekannte Künstlerinnen und Künstler oder zumindest weltbekannte Kunstwerke gibt. Schon im Altertum sprach man von den Weltwundern (Post 3 – Beitragsbild). Heute gibt es die UNESCO,  die alle weltberühmten Besonderheiten benennt und beschützt – die United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur). – Was ist eigentlich Kultur[11] [11]Ich erspare Ihnen die lexikalischen Satz-Ungetüme, die Kultur möglichst kurz erklären wollen; Sie können sich weiter unten bei der Abb. 114 Ihre eigenen Gedanken machen ….

Abb. 118: Fahne der UNESCO

Das Wort Kultur habe ich nur eingefärbt, um einen optischen Übergang zu dem letzten Abschnitt dieses Artikels anzudeuten. Am 21. Februar 2008 anlässlich des Internationalen Tages der Muttersprache hat die UNESCO offiziell in Paris das Jahr der Sprachen  eröffnet; hier ist ein Ausschnitt aus der UNESCO-Erklärung dazu:

Das zunehmende Verschwinden insbesondere kleiner Sprachen bedroht die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen. Die Sprache eines Volkes spiegelt das traditionelle Wissen über Umwelt und Kultur ihrer Träger wider. Der Untergang einer Sprache bedeutet damit auch den unwiederbringlichen Verlust dieses Wissens und dieser Kultur. Weltweit gibt es gegenwärtig rund 6000 Sprachen. Mehr als die Hälfte dieser Sprachen wird von weniger als 10.000 Menschen gesprochen, ein Viertel von weniger als 1000 Menschen. Jedes Jahr sterben zehn Sprachen aus. Die Erhaltung sprachlicher Vielfalt, der Schutz gefährdeter und indigener Sprachen[12] [12]indigene Sprachen sind hilfsbedürftige, vom Untergang bedrohte  Sprachen, Sprache als Mittel für Dialog und Integration und die Förderung mehrsprachiger Ausbildung sind Ziele des Internationalen Jahres der Sprachen 2008.

Mit diesem Zitat wollte ich noch einmal darauf hinweisen, wie ursprünglich und innig unsere Sprache(n) mit der Menschheit und mit ihrer/unserer Kultur verbunden sind.

Was ist nun eigentlich Kultur?

Kultur ist Menschenwerk. Das Wort stammt vom lateinischen Verb colere ab (= hegen und pflegen, tätig verehren) und führt zum Nomen cultura (= Pflege, Verehrung, Bebauung, Anbau). Landwirte und Gärtner kultivieren ihr Land, um gesunde Pflanzen zu ziehen und von deren Ernte  zu profitieren. Menschen können nur in der lebendigen Natur leben. Wir Menschen müssen die Natur in unserer Welt also schützen, damit wir und unsere Kinder weiter leben können. Darum ist KULTUR auch eine Verpflichtung des Staates, der Staaten unserer Welt. Und darum gibt es in der UNESCO neben dem Weltkulturerbe auch das Weltnaturerbe, das schützens- und erhaltenswert ist.[13] [13]Von den derzeit bekannten 197 Staaten unserer Erde sind 195 eingetragene Mitglieder der UNO und damit der UNESCO, die alle weltweit überragenden Errungenschaften aus den oben genannten Bereichen und alle überragenden Naturdenkmäler würdigen und unseren Kindern, der „Nachwelt“ erhalten wollen, – wenn sie erhalten bleiben soll; denn nur so ist sie heute ja noch erkennbar, nur so ist sie auch für uns ein Stück Kultur.  –  Nachtrag: Wenn heute, am 13. 10. 2017, zwei Staaten aus dem Weltbund der 197 austreten, sind es nicht die Menschen dieser Staaten (die darauf verzichten, alle die „Schätze“ dieser Welt für ihre Kinder zu bewahren), es sind nur zwei z. Zt. etwas verwirrte Staatsführer.  –  Was meinen Sie?Aber: Zur Natur (wie zur Kultur) gehört auch der Mensch. Wir alle gehören zur Natur, und wir müssen also alle Menschen (dieser Welt, mindestens) alle Menschen, die bei uns leben, schützen und so versorgen, dass sie (zumindest bei uns) menschenwürdig leben können. 

15% alle Deutschen sind arm, sie leben ohne die finanziellen Mittel, die für uns alle das Leben im Alltag erträglich, „normal“ oder auch „schön“ machen: Arme leben oft ohne ausreichend Essen, Kleidung, Wohnung und Vergnügen. .  Ohne alles, was oben als Kultur bezeichnet wurde. Was ist denn noch alles Kultur?

Kultur ist natürlich zunächst einmal Bildung; jeder Mensch kann lernen, und durch Lernen erwirbt man Wissen und Können, und das nenne ich Bildung. Jeder lernt durch erlebte Erfahrung und durch Lernhilfen. Dafür sind Schulen da: Zur Zeit gibt es in Deutschland ca. 900 Universitäten und Hochschulen und mehr als 35.000 Schulen. Dort lernen z. Zt. mehr als 11 Millionen Schülerinnen und Schüler und mehr als 3 Millionen Studentinnen und Studenten. Und ein Überblick über den professionellen Kulturbetrieb in Deutschland bietet uns folgendes Bild:

Rund 35 Millionen Zuschauer aller Altersgruppen besuchen Jahr für Jahr fast 126.000 Theateraufführungen und 9.000 Konzerte. Dies belegt das nach wie vor ungebrochene Interesse an Theater und Musik und macht deutlich, dass die Bürger ihre Theater und Konzertsäle als öffentliche Denk- und Erlebnisräume, als Orte direkter Kommunikation und als unverzichtbaren Bestandteil urbaner (städtischer) Lebensqualität begreifen. – Das Bild der Theater- und Orchesterlandschaft in Deutschland wird wesentlich durch die rund 140 öffentlich getragenen Theater bestimmt, also durch Stadttheater, Staatstheater und Landesbühnen. Hinzu kommen rund 220 Privattheater, etwa 130 Opern-, Sinfonie- und Kammerorchester und ca. 70 Festspiele, rund 150 Theater- und Spielstätten ohne festes Ensemble und um die 100 Tournee- und Gastspieltheater oder -Orchester. Dazu kommen die rund 5.000 deutschen Museen für Kunst und Naturkunde, für Handwerk und Technik usw. und die fast 10.000 öffentlichen Bibliotheken und mehr als 1.700 Kinos in Deutschland. Auf Abbildungen der hervorragenden Architekturen dieser Bauwerke verzichte ich. – Die Zahl der privaten oder auf Vereinsbasis betrieben Arbeits- und Interessen-Gemeinschaften sind nicht zählbar.  Und neben den Vereinen gibt es zahllose Gruppen, die anderen Menschen helfen: Selbsthilfegruppen, Stiftungen, Nachbarschaftshilfen, Spendeninitiativen und über 1.000 „Tafeln“ (die ‚wenigstens‘ arme Menschen, Kinder, Alte, Obdachlose mit Essen versorgen).

Der letzte Abschnitt zählte aber nur die sogenannte Hohe Kultur auf. Daneben existierten aber auch zu allen Zeiten  die kulturellen, die aus der Bevölkerung, von einzelnen künstlerisch Begabten oder von Gruppen verbreitet wurden und werden: von Volksmusik bis zur Rockmusik, von Laienkunst bis zur Popkultur, und die Grenzen dazwischen sind nicht festlegbar! 

Deutschland ist zwar – beginnend seit dem 18. Jahrhundert – mit ersten von diesen (und ähnlichen) kulturellen Angeboten  großzügig ausgestattet, aber die meisten Staaten unserer Welt bemühen sich längst auch darum, solche und vergleichbare Angebote vorzeigen zu können. – Eine Sichtweise der von uns Staatsbürgern gelebten Kultur stelle ich Ihnen auch noch vor.

Verfolgen Sie zunächst nach Belieben die Zusammenhänge oder die Stellenwerte der hier aufgeführten 17 (oder 19) Begriffe!

Fuhrmann: Denkmodell zu Kultur

Abb. 119: Fuhrmann: Denkmodell zur KULTUR

„Strukturmodell zum integrativen Kulturbegriff“ habe ich dieses Wörterbild genannt; es erklärt nicht (nur) Kultur, sondern deutet an, in welchem Geflecht von gesellschaftlichen Lebensräumen wir – alle – uns bewegen; denn wir, die Menschen, stehen im Zentrum dieser Welt (und dieses Denkmodells) hier: jeder Einzelne (das Individuum) und alle (die Weltgemeinschaft), jede(r) mit ihrer/seiner eigenen Umwelt: Herkunft, Familie, Umgebung, seiner Sprache und Bildung (dem geistigen ‚Ich‘). – Wir alle leben in der Natur (die wir laufend verändern durch unsere) Technik, Zivilisation und Kultur. – Aber unsere Welt wird ebenso bestimmt durch Wissenschaften, Rechte und Gesetze, durch die Wirtschaft, die Politik, durch die Künste und durch unseren Glauben, unsere Werte und Normen.

Zunächst möchte ich noch einen wichtigen Aspekt der KULTUR hervorheben: Auch die Kultur wendet sich an den und an die Anderen – wie die Künste; denn Kultur ist etwas grundsätzlich Soziales. Darum steht in meinem Denkmodell alles Soziale in dem großen Mittelkreis im Zentrum, von Kultur und den anderen gesellschaftlichen Komponenten umgeben (von den zusammensetzenden Bauteilen des ganzen Modells). Wir alle bedienen uns der Kultur, nutzen sie nach eigenem Ermessen (nach eigenem Geschmack!). Aber die allermeisten Deutschen beteiligen sich auch an der Kultur. Aktiv und freiwillig. Weil das Spaß macht und Genugtuung verschafft. Wir sind hilfsbereit, wir unterstützen ehrenamtlich –  neben unseren Berufen und ohne Bezahlung die Armen in unserem Gemeinwesen. (Auch das ist human . . . und christlich.) Und wir dürfen stolz darauf sein; denn zu unserer Kultur gehört noch viel mehr als alles, was oben unter den staatlichen Kultur-Auftrag fällt: Wie wir zum Beispiel alltags und feiertags leben. Das würde zwar weit von diesem Blog wegführen, aber einen Einblick habe ich Ihnen in dieser Anmerkung zusammengestellt:[14] [14]Kultur  konkret – ein Überblick: Die meisten Deutschen machen sich  nur ein „unscharfes“ Bild von Deutschland. Aber es fällt doch auf, dass „unser Land“ mehr und mehr auch zu unserem Urlaubsland wird, auf  jeden Fall aber auch von uns allen gern und häufig bereist wird: Wir verreisen gern, besuchen uns gegenseitig. Wir mögen auch, wie unser Land aussieht, wir genießen die vielen, unterschiedlichen Deutschen Landschaften und was sie uns anbieten: alle möglichen Veranstaltungen, die vielen verschiedensten Events, Volksfeste, die großen Märkte, Konzerte, Open-Airs, Theateraufführungen und Musicals, die  Ausstellungen und Museen zur Naturgeschichte, zur Weltgeschichte, Deutschen und Heimat-Geschichte, zur Technik und zur Kunst; ach ja: Wie in der Kunst längst nicht nur die „alten Meisterwerke“ an erster Stelle stehen, sondern moderne und ganz aktuelle Werke Anerkennung und Achtung finden, gehören in der Musik längst auch Unterhaltungs-, Schlager-, Rock- und Jazzmusik zur Gegenwartskunst und -Kultur. Das alles können wir „erleben“.  Und die regelmäßigen oder besonderen Sportveranstaltungen auf lokaler, regionaler, bundesweiter oder internationaler Ebene für alle möglichen Sportarten. Und für alle Interessenlagen finden sich Gruppen und Vereine, allein für sportliche Aktivitäten existieren bei uns über 90.000 eingetragene Vereine, mit allen Vereinsinhalten zusammen sind es mehr als 600.000 „eingetragene“, d.h.: offizielle Vereine. Vergessen wir nicht, was auch heute noch gute Familien-Tradition ist: dass man gern gemeinsam spazieren geht, sonntags, nach Feierabend, zu den o. gen. Veranstaltungen oder einfach in den Park oder sonntags auch in die Kirche, in den Zoo, mit der Familie, mit Freundinnen und Freunden, in der Clique, „um die Häuser“ oder man fährt „ins Blaue“. Das machen junge Leute, Fahrrad-Clubs, Senioren-, Hunde-Clubs, Schulklassen oder Kita-Gruppen. Man genießt die „frische Luft“ – und natürlich auch den „Bummel“ durch die Städte: Hauptstädte, Großstädte, Kleinstädte, neue Stadtviertel, alte, idyllische Dörfer. Nicht zu vergessen: Die Informations- und Unterhaltungskultur durch unsere staatlichen und privaten Fernsehsender, Radiosender und die Presse (Printmedien) – alles SEHEN – HÖREN – LESEN. –  Wir beteiligen uns an vielen dieser Veranstaltungen, wir machen mit, wir helfen, wir spenden, wir sind aktiv oder wir applaudieren oder wir beteiligen uns kritisch;  denn das ist alles nur in einer, in unserer Demokratie möglich! Und die staatlichen sozialen Einrichtungen nenne ich nur der Vollständigkeit wegen: Zahllose Krankenhäuser, Spezialkliniken, Pflegeheime und -Verbände, Betreuungs-Ämter, Kindertagesstätten, Fürsorgestellen, Altenheime, Therapie-Zentren und ein gut funktionierende Schulsystem für Allgemeinbildung, Berufsbildung und die berufliche Aus- und Weiterbildung aller Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen . . .

Abb. 120     –     hqdefault.jpg

Es ist wirklich nicht ganz einfach, Kunst und Kultur  zu erklären. Die vier plus sieben plus acht Begriffe oben im Modell sind alle schon in dieser „Geschichte der Sprachen…“ aufgetaucht, weil sie zu der Menschheit, zu uns allen gehören: die Kunst hat die Sprache der Bilder, die Musik hat ihre eigene Sprache (und ihre Klangwelt), die Mathematik hat ihre eigene Zeichensprache und dahinter ihre Kommunikationsregeln. Sprache ist, alle Sprachen sind elementares gesellschaftliches Leben. 

Am Ende eines so umfangreichen Blogs darf ein Nachwort nicht fehlen. – Interessierte Leserinnen und Leser unter Ihnen finden ganz am Ende – noch weiter unten – eine Nachrede für Interessierte.

Nachwort

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Im 21. Jahrhundert erscheint Deutsch im Sprachgebrauch als eine Mischung aus Deutsch und Englisch. Im Laufe der Jahrhunderte sind aber durch kulturelle Einflüsse und sprachliche Gewohnheiten sehr viele Wörter und ganze Redewendungen aus dem Lateinischen und dem Französischen ins Deutsche übernommen worden. Die Ausdrücke „Fremdwort“ oder „Lehnwort“ für diese sprachlichen Zeichen globaler Vernetzung sind daher fast schon veraltet. Kritiker der multikulturellen Vergesellschaftung vergessen das mitunter. Und Verfechter eines streng nationalen Sprachgebrauchs, wie sie uns zurzeit in Frankreich häufig begegnen, bemühen sich wahrscheinlich vergeblich. Dennoch bleiben die hier erwähnten Sprachen voraussichtlich noch vielen Generationen erhalten, mit Sicherheit auch die Deutsche Sprache.

Ein einziges Mal, am Ende des Abschnitts vom 18. Jahrhundert, habe ich Beispiele deutscher Dichtkunst zitiert. Hier, am Ende meines Beitrags zur Betrachtung und zur Geschichte der deutschen Sprache biete ich Ihnen ein Gedicht eines sehr jungen Lyrikers an. Jan Wagner ist 1971 (in Hamburg) geboren, ihm wurde in diesem Jahr der Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen.

Dieses kleine Gedicht kommt aus Jan Wagners Gedichtband Regentonnenvariationen, und es heißt:

Aus Pieter Codde: Bildnis eines Mannes mit Uhr

III

kaum daß ich sie halte:

als hätte sie auf meinen fingerspitzen

sich niedergelassen, nur um kurz zu sitzen

und auszuruhen wie ein falter

von seltenem glanz,

 

der seine flügel öffnet, schließt,

sie öffnet, schließt,

dann golden weitertanzt

–  –  –  –  –  –  –  –  –  – 

 Epilog für Interessierte

Der ganze Abschnitt in der letzten Fußnote (14) hätte ein eigener Post werden können, aber weil Sprache schließlich überall beteiligt ist, muss hier auch ein Ende gesetzt werden.

Aber ich füge noch an, was mir – fast abseits des Themas – noch wichtig erscheint: Buchen Sie’s unter: unter KULTUR und HEIMAT, deutsches Privatleben. Lebensqualität:

Abb. 121: fu – Montage

Spazieren gehen . . .

. . . hat eine lange Tradition, –

Abb. 122: Carl Spitzweg, 1841: Der Sonntagsspaziergang. Google/Lerncafé  http://fuhrmannblog.de/wp-content/uploads/ images-19.jpg

– – nicht nur in Deutschland.

Aber: Ja. Deutsche mäkeln auch gern, besonders, wenn es um Sport und um Politik geht. Dennoch wird unser Deutschland auch akzeptiert, gemocht, geschätzt, geliebt, – jedenfalls ernsthaft nicht wirklich abgelehnt. Nur – bis zu einer Veränderung des beklagten Zustandes dauert es meistens sehr, sehr lange! Man kann sich also auch an etwas Anderes gewöhnen,  und schließlich haben wir immer mal wieder Wahlen; da können Veränderungen begonnen werden.

Tatsächlich sind die meisten Deutschen „so einigermaßen“ zufrieden mit Deutschland, nur jeder 10. denkt „mal“ daran auszuwandern, Rentner schon eher – wegen des Wetters? Aber Deutschland wächst. Und immer mehr junge Deutsche und auch wir Alten leben gern in unserem Land, wenn wir das auch nicht so begeistert zeigen. Stolz wie die Franzosen sind wir nicht, jedenfalls nicht nach außen. Der Nationalfeiertag, der 3. Oktober, wird gern als freier Tag gefeiert, aber ohne große Militärparaden. Immerhin erwecken mehr als 70 Jahre friedliches Leben (was die Deutschen zum ersten Mal erleben!) in vielen Deutschen ein gutes Gefühl für Deutschland. [Als Werbeslogan einer politischen Partei war dies ein wenig anmaßend – zu so aufgeheizter Stimmung – wie ‚heute‘] Ein bisschen mehr Patriotismus wäre schön, Nationalismus dagegen halte ich für falsch und für seit 100 Jahren überholt. Außerdem ist Nationalismus schnell zu laut. Und er verführt zur Gewalt – in der Sprache und im Handeln. [Patrioten können stolz auf ihr Land sein, für das ‚eigene‘ Land schwärmen, es verehren, sogar: verherrlichen. Dagegen blicken Nationalisten gern herablassend auf die anderen Länder. Dieser übersteigerte Stolz auf das „Vaterland“ lässt keine Kritik daran zu, eine solche Haltung (die man auch als Gesinnung bezeichnen kann) überdeckt den Respekt gegenüber anderen Menschen, die für ihr Land ebenfalls schwärmen. Nationalismus heißt oft, sein Land als das beste aller Länder zu verstehen und jedem Menschen stolz zu zeigen: Ich komme zuerst, und ich bin ein (Deutscher?) Im Moment heißt es ja: Amerika first. Aber das wird nicht klappen; denn wir leben längst in einer Welt mit vielen gleichwertigen (nicht gleichartigen) Nationen, und nur zusammen sind wir in der Lage, in Frieden weiterzuleben, damit unsere Kinder auch weiterleben können.] –

Im Post 1 habe ich den Kauf der neuen Lutherbibel als einen der beiden Gründe für meine Motivation genannt, diesen Blog zu schreiben. Hier bietet sich mir nun die letzte Möglichkeit, noch eine knappe Notiz über ‚die Deutschen und ihre Kirchen‘ anzufügen:

Das oben erwähnte „gute Gefühl“ für Deutschland und die Anmerkungen zu unserem Wunsch nach Lebensqualität erfüllen mich auch zu dem Thema Religion und Glaube, obwohl besorgte Geistliche aller Konfessionen den Rückgang bekennender Christen beklagen. –

Wir Deutschen bezeichnen uns zu Recht als christlich sozialisiert. Nicht nur in unserem Grundgesetz ist diese Haltung fest verankert. Die christliche Sozialisation unserer deutschen (wie auch der europäischen) Gesellschaft zeigt sich in vielen Werten und Normen, die unser privates und das öffentliche Leben bestimmen. Ich konnte sie auch in diesem Blog nicht ignorieren, – wollte ich auch gar nicht.

Hier, am Ende will ich noch einen Gedanken zum Glauben äußern.

Allgemein bedeutet das Wort Glaube eine gefühlsmäßige, nicht von Beweisen abhängige Gewissheit, die Überzeugung von etwas, was man für wahr hält, ein blinder [felsen-]fester, starker, unerschütterlicher Glaube [.. an den Fortschritt, an Geister, an Gott] – lt. DUDEN. Weitere Denk-Hilfen könnten diese Formulierungen sein: etwas glaubwürdig, richtig, überzeugend finden, mit Sicherheit annehmen, sich auf etwas verlassen (wollen, können) . . .

Glauben ist also ein Gefühl, das abhängig ist von der eigenen Beziehung zu dem Inhalt der Information, der Aussage, Nachricht, Meldung oder der Ansicht, der Botschaft (Post 24?). Im GG (Grundgesetz) wird der Glaube, um den es hier geht, anders umschrieben: Wir, die  Menschen (in Deutschland) haben die Verantwortung für das höchste Gut (auf der Welt), für uns und unsere Mitmenschen . .   – Und zur Statistik:

Das Bild der Religionen in Deutschland ist derzeit geprägt von je knapp 30 % Katholiken und Protestanten. Ende 2016 betrug der Anteil der Christen in Deutschland „gut“ 55 Prozent – bezogen auf die beiden großen Kirchen – und 58 bis 59 Prozent, bezogen auf alle Christen (und einschl. „unserer“ gut 190.000 jüdischen Mitbürger). – In den alten Bundesländern gibt es, von den Stadtstaaten Hamburg und Bremen abgesehen,  mehr Christen als Nichtchristen, wobei Bayern und der Westen (Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Saarland) mehrheitlich römisch-katholisch sind und Mittel- und Norddeutschland (Hessen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) mehrheitlich evangelisch. In Hamburg und noch deutlicher in den neuen Bundesländern sind jeweils eine absolute Mehrheit konfessionslos, und die Minderheit der Christen ist fast ausschließlich protestantisch.

Die orthodoxen Kirchen bilden mit 2 bis 3 Prozent der Gläubigen die drittgrößte christliche Konfession in Deutschland. – Dann folgen die Muslime: ihre Zahl wurde zum Stichtag 31. Dezember 2015 auf mehr als 4 Mio. geschätzt, das sind deutlich mehr als 5 % der Gesamtbevölkerung.  Alle anderen Religionsgemeinschaften zusammen stellen knapp 1 % der Bevölkerung in Deutschland, davon 270.000 Buddhisten,  200.000 Juden, 100.000 Hindus, 100.000 Jesiden, 10.000 bis 20.000 Sikhs und 6.000 Bahai. – Und etwa 35 % der Menschen in Deutschland sind konfessionslos. (Aber sicher nicht ohne Glauben.)

Das  Schulfach Religion (im Sinne von konfessionellem Religionsunterricht) wurde um einen Unterricht in „Werten und Normen“ oder in Philosophie (oder eben: Religion) erweitert. Das ist gut. Denn all unsere traditionellen sittlichen Verhaltensregeln stehen unter dem Dach der Humanität

 

Anmerkungen:

(Definitionen des Kunst-Begriffs – Zitate / Fuhrmann)

Zum Beitragsbild:  Im Spanischen Bürgerkrieg (zwischen Juli 1936 und April 1939) kämpften Anhänger der demokratisch gewählten Regierung der Zweiten Spanischen Republik gegen die rechtsgerichteten Putschisten des Generals  Francisco Franco. [Nach Wikipedia: Am 26. April 1937 griff eine Deutsche Luftwaffen-Staffel Gernika an (Baskische Schreibweise) und zerstörte das Dorf (400 Einwohner) nahezu völlig. Aus dem Bericht eines Augenzeugen (Wikipedia): Im Laufe des Angriffes warfen die Deutschen ca. 22 bis maximal 40 Tonnen Fliegerbomben auf Gernika ab. Das eingesetzte Abwurfmaterial bestand aus 250-Kilogramm-Sprengbomben, 10- bzw. 50-Kilogramm-Splitterbomben sowie Ein-Kilogramm-Stabbrandbomben. Letztere machten etwa ein Drittel der Gesamtabwurfmenge aus. – Doch gegen 15.45 Uhr läuten die Kirchenglocken erneut. Minuten später heulten über der Stadt auch schon die Motoren der deutschen Fliegerstaffel Legion Condor auf, die zusammen mit dem italienischen Corpo Truppe ­Volontarie an der Seite Francos kämpfte. „Ich ging nach dem Mittagessen gerade über den Marktplatz und rannte schnell in den nächsten Luftschutzbunker. Es war eng und stickig. Ich hatte Panik. Viele weinten. Draußen hörte man Schreie und Explosionen“, sagt Luis. Die drei Stunden des Bombardements in dem zum Bunker umgewandelten Keller kamen ihm wie eine Ewigkeit vor. „Als es ruhig wurde, verließen wir den Bunker. Doch draußen gab es nichts mehr. Überall lagen Leichen. Es roch nach verbranntem Fleisch – von Tieren und Menschen. Die ganze Stadt brannte.“

Fast 40 Tonnen Bomben ließen Hitlers und Mussolinis Luftwaffen auf die nordspanische Stadt nieder­regnen. Hunderte Menschen kamen zu Tode. Dabei hatte Guernica überhaupt keine militärische Bedeutung – und nicht mal eine Luftabwehr. Hermann Göring, Ober­befehlshaber der deutschen Luftwaffe, gab später bei den Nürnberger Prozessen zu, man habe in der Stadt einfach neue Bomben testen wollen. Es war ein entsetzliches Blutbad und ein gezielter Schlag gegen die Zi­vilbevölkerung, um diese im Kampf gegen Franco zu demoralisieren. Bisher waren Kriege Kämpfe zwischen Soldaten. Doch was an jenem Tag in Guernica passierte, war eine neue Dimension der Kriegführung. Ein Ausblick auf den „to­talen Krieg“, den Hitler we­nige Jahre später beginnen sollte. Der Aufschrei und Protest der internationalen Gemeinschaft waren so vehement, dass sowohl Franco als auch Nazi-Deutschland ­zunächst sogar abstritten, überhaupt für das Massaker verantwortlich gewesen zu sein. Das machen sie alle, z. Zt. gerade Herr al-Assad.

–  –  –  –  –  –  –  –

[1]  In allen Diktaturen der Welt werden Autoren verfolgt, eingesperrt, aus ihrem Land gejagt, ob sie Journalisten, Sachbuch-Schreiber, Wissenschaftler oder Künstlerische Schriftsteller sind, die „nur“ Unterhaltungsliteratur (Belletristik)produzieren, wie zur Zeit in der Türkei. oder wie im Nazi-Deutschland 1933. Da  wurden in Berlin auf Befehl des nationalsozialistischen Propaganda-Ministers Goebbels unzählige „undeutsche“ Bücher öffentlich verbrannt (aber nicht alle!), in über 20 deutschen Universitätsstädten. Und wie üblich in Deutschland, wurde darüber pingelig Buch geführt:  Bücher/Werke von mehr als 400 deutschen Autoren, –  Schöne Literatur ( 127 Schriftsteller und 4 Anthologien), Geschichte (51 Autoren und 4 Anthologien), Kunst (8 Werke und 5 Monographien), Politik und Staatswissenschaften (121 Namen und 5 Werke ohne Verfasser), Literaturgeschichte (9 Verfassernamen), ungezählte Werke aus Religion, Philosophie, Pädagogik u. a. Geisteswissenschaften

[2] Joseph Beuys,  1921 – 1986, war ein deutscher Aktionskünstler, Bildhauer, Zeichner, Kunsttheoretiker und Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Beuys setzte sich in seinem umfangreichen Werk mit Fragen des Humanismus, der Sozialphilosophie und Anthroposophie auseinander und kam so zu seiner spezifischen Definition eines „erweiterten Kunstbegriffs“ und zur Konzeption der Sozialen Plastik als Gesamtkunstwerk. – „Dann mach‘ es doch einfach!“ war meine Aufforderung im Text oben, und sie war keineswegs hämisch gemeint. Jeder Mensch ist ein Künstler – auch ein Ausspruch von Beuys im Zusammenhang mit seiner sozialen Plastik

[3] visuell wahrnehmbar heißt: über unseren Seh-Apparat – und haptisch wahrnehmbar heißt: über den Tastsinn, zu dem Hände und Haut gehören, erfahrbar

[4]  Screen: engl. Fachbegriff für Bildschirm und darüber hinaus für das Bild, das auf einem Monitor oder im Display einer Kamera erscheint

[5]  aus meinem Buch Mit Bildern umgehen, Bd. 1. S. 26; Als Fachmann für Bilder kann ich für die exakte Definition „dieser“ Kunst (der Bild-Kunst) bürgen, – bei ähnlichen Definitionen der Musik und der Literatur bin ich zurückhaltender

[6]  1. BLAU: Die Musik (die Tonkunst) besteht aus drei wichtigen Baubereichen, die nicht als Gattungen erscheinen, die aber als unverzichtbare Grundstoffe zur Produktion von Musik benutzt werden, die zu jeder Musik gehören: denn jede Musik hat eine Tonfolge,  Melodie oder lead genannt; ebenso besitzt jede Musik einen besonderen Rhythmus bzw. mehrere Rhythmen, die sich aus der Länge und der Abfolge der Töne ergeben, die zudem auch in Takten bemessen werden können und/oder das Tempo bestimmen. Zumindest sind Tempo und Stärke der Tonfolgen Zeichen von Dynamik, also: Rhythmus. Drittens hört man Musik in den meisten Fällen gleichzeitig mit mehreren Tönen, die zusammen eine besondere Harmonie ergeben. Dieser harmonische Zusammenklang wird zudem durch die vielen unterschiedlichen Tonlagen der Instrumente geprägt bzw. verändert, was den Hörgenuss der Tonkunst zu einem überwältigenden auditiven Erlebnis steigern kann.[auditiv  nennt man die Wahrnehmung durch Hören von Schallgeräuschen und Tönen (= Musik) – visuelle Wahrnehmung (das Sehen) geschieht vornehmlich mit den Augen] – 2. ROT: Die Bildende Kunst unterteilt sich traditionsgemäß in drei Kategorien: Die Grafik ist eine reine Linienkunst, Grafiken werden als Zeichnungen, Tuschebilder oder Druckgrafiken angeboten, vorzugsweise in Schwarz-Weiß, aber auch als Farbdrucke. Dann die Malerei, das ist die Kunst, Bilder aus Farben auf Flächen herzustellen. Und schließlich die Plastik: Plastiken sind dreidimensional, sie werden entweder aus einem Stein oder Holzstück herausgehauen (Skulptur) oder aus einer Masse aufgebaut („geknetet„) bzw. aus flüssig gemachter Masse (Metalle oder Kunststoffe) in vorher angefertigte Formen gegossen. Zudem gibt es viele Zwischenformen, Plastiken herzustellen, z. B. durch Montieren und Kombinieren von verschiedenen Materialien oder Teilen.-  3. Sprachkunst, um die es hier vornehmlich geht, ist in meinem Modell GELB. Die Literatur besteht ebenfalls (und traditionell) aus drei großen Bereichen: aus der Dichtkunst [Lyrik – auch Poesie], aus erzählenden Texten [Epik] und aus der Theater-Kunst [dem Drama] . . .

[7] VIOLETT: Der Tanz entsteht aus besonders rhythmischer Musik und aus erdachten oder vorgegebenen Tanzschritten, die auf der Tanzfläche (wie auf einer großen Bildfläche) als lineare Figuren erscheinen und die von menschlichen Körpern (Plastik) gestaltet werden (Choreografie) [eine Grafik (auch: Graphik) ist das (in Linien) gezeichnete Bild, das der Choreograf für den Tanz entwirft [auf Papier/auf einer Fläche/Tanzfläche]. – GRÜN: Ein Lied besteht aus zunächst nur einer Melodie, einer Tonfolge (Musik); und jedes Lied besitzt auch einen Text, der gesungen wird, Lieder sind eine bestimmte Form ‚gesungener Dichtung‘, die eine Gattung der Literatur ist. – BRAUN: Eine andere Literaturgattung ist das Drama, das als Theaterstück (mit bewegten und kostümierten Schauspielern in einem Bühnenbild  –  Kunst) dem zuschauenden Publikum dargeboten wird

[8]  Kunst kommt (auch) von Können

[9] Nicht erst seit Joseph Beuys (1921 – 86) spricht man von einem offenen Kunstbegriff. Das Kunsthandwerk und das Kunstgewerbe (Holzschnitzer, Goldschmiede, Teppichweber usw.), haben den Kunst-Begriff immer weiter geöffnet. Eine bedeutende Wende trat mit der weltweit ersten Kunst-Hochschule ein, dem 1919 gegründeten BAUHAUS, in der nicht nur die ganz moderne Kunst gelehrt wurde, sondern auch die Studienfächer Architektur, Handwerkliches Gestalten, Kunsthandwerke, Tanz, Schriftgestaltung, Theater und Poetik und damit auch die Sprachkunst. Das Bauhaus gilt heute als heute als das Institut, das die Gebrauchskunst, das Design erstmals in die künstlerische Ebene erhoben hat. 1933 verbot Hitler diese entartete Kunstakademie, die Professoren erhielten Arbeitsverbot, sie flohen, wie viele andere Künstler und Wissenschaftler, nach USA. Viele erlangten dort internationalen Ruhm))

[10]  Freie Kunstnatürlich auch Sprachkunst – berührt unsere Gefühle am meisten, die Ästhetik steht im Vordergrund. Freie Kunst kann man eigentlich nur genießen, bestaunen – oder ablehnen („Kunst – natürlich auch Sprachkunst ist Geschmacksache.“ Und der Wert dieser weltberühmten, einmaligen Werke ist unbestritten. – Niemand sollte sich einbilden, die Qualitäts-Zeugnisse von tausenden und abertausenden von Fachleuten aus zurückliegenden Jahrhunderten oder aus der aktuellen Kunstwissenschaft durch eigene Besserwisserei (und Werturteile) einfach beiseite wischen zu können.Das wäre noch dummer, als Schiedsrichter-Entscheidungen zu ignorieren

 [11]  Ich erspare Ihnen die lexikalischen Satz-Ungetüme, die Kultur möglichst kurz erklären wollen; Sie können sich weiter unten bei der Abb. 114 Ihre eigenen Gedanken machen ….

[12]  indigene Sprachen sind hilfsbedürftige, vom Untergang bedrohte  Sprachen

[13] Von den derzeit bekannten 197 Staaten unserer Erde sind 195 eingetragene Mitglieder der UNO und damit der UNESCO, die alle weltweit überragenden Errungenschaften aus den oben genannten Bereichen und alle überragenden Naturdenkmäler würdigen und unseren Kindern, der „Nachwelt“ erhalten wollen …

… wenn sie erhalten bleiben soll; denn nur so ist sie heute ja noch erkennbar, nur so ist sie auch für uns ein Stück Kultur

Nachtrag: Wenn heute, am 13. 10. 2017, zwei Staaten aus dem Weltbund der 197 austreten, sind es nicht die Menschen dieser Staaten (die darauf verzichten, alle die „Schätze“ dieser Welt für ihre Kinder zu bewahren), es sind nur zwei z. Zt. etwas verwirrte Staatsführer.

Was meinen Sie?

[14]  Kultur  konkret – ein Überblick: Die meisten Deutschen machen sich  nur ein ungenaues, „unscharfes“ Bild von Deutschland. Aber es fällt doch auf, dass „unser Land“ mehr und mehr auch unser Urlaubsland wird, auf  jeden Fall aber auch von uns allen gern und häufig bereist wird: Wir reisen gern, besuchen uns gegenseitig. Wir mögen auch, wie unser Land aussieht, wir genießen die vielen, unterschiedlichen Deutschen Landschaften und was sie uns anbieten: alle möglichen Veranstaltungen, die vielen verschiedensten Events, Volksfeste, die großen Märkte, Konzerte, Open-Airs, Theateraufführungen und Musicals, die  Ausstellungen, Museen zur Weltgeschichte, zur Alten Geschichte, Deutschen und Heimat-Geschichte, zur Technik, Kultur und zur Kunst; und die regelmäßigen oder besonderen Sportveranstaltungen auf lokaler, regionaler, bundesweiter oder internationaler Ebene für alle möglichen Sportarten. Und dann sind da die Stadt-, Volks- und Vereinsfeste; ach ja: Wie in der Kunst längst nicht nur die „alten Meisterwerke“ an erster Stelle stehen, sondern moderne und ganz aktuelle Werke Anerkennung und Achtung finden, gehören in der Musik längst auch Unterhaltungs-, Schlager-, Rock- und Jazzmusik zur Gegenwartskunst und -Kultur. … Vergessen wir nicht, was auch heute noch gute Familien-Tradition ist: dass man gern gemeinsam spazieren geht, sonntags, nach Feierabend, zu den o. gen. Veranstaltungen oder einfach in den Park oder sonntags auch in die Kirche, in den Zoo, mit der Familie, mit Freundinnen und Freunden, in der Clique, „um die Häuser“ oder man fährt „ins Blaue“. Das machen junge Leute, Fahrrad-Clubs, Senioren-, Hunde-Clubs, Schulklassen oder Kita-Gruppen. Man genießt die „frische Luft“, den Wald, die Seen und Meere – und natürlich auch den „Bummel“ durch die Städte: Hauptstädte, Großstädte, Kleinstädte, neue Stadtviertel, alte, idyllische Dörfer. Nicht zu vergessen: Die Informations- und Unterhaltungskultur durch unsere staatlichen und privaten Fernsehsender, Radiosender und die Presse (Printmedien) – alles SEHEN – HÖREN – LESEN. – Nicht vergessen: das ist nur in unserer/einer Demokratie möglich!))

 

 

 

 

 

Anmerkungen   [ + ]

1. In allen Diktaturen der Welt werden Autoren verfolgt, eingesperrt, aus ihrem Land gejagt, ob sie Journalisten, Sachbuch-Schreiber, Wissenschaftler oder Künstlerische Schriftsteller sind, die „nur“ Unterhaltungsliteratur (Belletristik) produzieren, wie zur Zeit in der Türkei. Oder wie im Nazi-Deutschland von 1933 bis 1945. Da  wurden in Berlin auf Befehl des nationalsozialistischen Propaganda-Ministers Goebbels unzählige „undeutsche“ Bücher öffentlich verbrannt (aber nicht alle!), in über 20 deutschen Universitätsstädten. Und wie üblich in Deutschland, wurde darüber pingelig Buch geführt:  Bücher/Werke von mehr als 400 deutschen Autoren, –  Schöne Literatur ( 127 Schriftsteller und 4 Anthologien), Geschichte (51 Autoren und 4 Anthologien), Kunst (8 Werke und 5 Monographien), Politik und Staatswissenschaften (121 Namen und 5 Werke ohne Verfasser), Literaturgeschichte (9 Verfassernamen), ungezählte Werke aus Religion, Philosophie, Pädagogik u. a. Geisteswissenschaften
2. Joseph Beuys,  1921 – 1986, war ein deutscher Professor und Aktionskünstler, Bildhauer, Zeichner, Kunsttheoretiker und Lehrer an der Kunstakademie Düsseldorf. Beuys setzte sich in seinem umfangreichen Werk mit Fragen des Humanismus, der Sozialphilosophie und Anthroposophie auseinander, der weltweit verbreiteten Gedankenwelt, die sowohl christliche und esoterische als auch ostasiatische, indianische und afrikanische Mystik mit dem „klassischen“ europäischen Idealismus (von Goethe u. a.), mit griechischen Philosophien und mit der deutschen „Waldorf-Pädagogik“ (19., 20. Jahrhundert: Lernen mit Kopf, Herz und Hand) verbindet; so kam Beuys zu seiner spezifischen Definition eines erweiterten Kunstbegriffs und zur Konzeption der Sozialen Plastik als Gesamtkunstwerk. – „Dann mach‘ es doch einfach!“ war meine Aufforderung oben, und sie war keineswegs hämisch gemeint. Jeder Mensch ist ein Künstler – auch ein Ausspruch von Beuys im Zusammenhang mit seiner sozialen Plastik
3. visuell wahrnehmbar heißt: über unseren Seh-Apparat – und haptisch wahrnehmbar heißt: über den Tastsinn, zu dem Hände und Haut gehören, erfahrbar
4. Screen: engl. Fachbegriff für Bildschirm und darüber hinaus für das Bild, das auf einem Monitor oder im Display einer Kamera erscheint
5. aus meinem Buch Mit Bildern umgehen, Bd. 1. S. 26; Als Fachmann für Bilder kann ich für die exakte Definition „dieser“ Kunst (der Bild-Kunst) bürgen, – bei ähnlichen Definitionen der Musik und der Literatur bin ich zurückhaltender
6. 1. BLAU: Die Musik (die Tonkunst) besteht aus drei wichtigen Baubereichen, die nicht als Gattungen erscheinen, die aber als unverzichtbare Grundstoffe zur Produktion von Musik benutzt werden, die zu jeder Musik gehören: denn jede Musik hat eine Tonfolge,  Melodie oder lead genannt; ebenso besitzt jede Musik einen besonderen Rhythmus bzw. mehrere Rhythmen, die sich aus der Länge und der Abfolge der Töne ergeben, die zudem auch in Takten bemessen werden können und/oder das Tempo bestimmen. Zumindest sind Tempo und Stärke der Tonfolgen Zeichen von Dynamik, also: Rhythmus. Drittens hört man Musik in den meisten Fällen gleichzeitig mit mehreren Tönen, die zusammen eine besondere Harmonie ergeben. Dieser harmonische Zusammenklang wird zudem durch die vielen unterschiedlichen Tonlagen der Instrumente geprägt bzw. verändert, was den Hörgenuss der Tonkunst zu einem überwältigenden auditiven Erlebnis steigern kann.[auditiv  nennt man die Wahrnehmung durch Hören von Schallgeräuschen und Tönen (= Musik) – visuelle Wahrnehmung (das Sehen) geschieht vornehmlich mit den Augen] – 2. ROT: Die Bildende Kunst unterteilt sich traditionsgemäß in drei Kategorien: Die Grafik ist eine reine Linienkunst, Grafiken werden als Zeichnungen, Tuschebilder oder Druckgrafiken angeboten, vorzugsweise in Schwarz-Weiß, aber auch als Farbdrucke. Dann die Malerei, das ist die Kunst, Bilder aus Farben auf Flächen herzustellen. Und schließlich die Plastik: Plastiken sind dreidimensional, sie werden entweder aus einem Stein oder Holzstück herausgehauen (Skulptur) oder aus einer Masse aufgebaut („geknetet„) bzw. aus flüssig gemachter Masse (Metalle oder Kunststoffe) in vorher angefertigte Formen gegossen. Zudem gibt es viele Zwischenformen, Plastiken herzustellen, z. B. durch Montieren und Kombinieren von verschiedenen Materialien oder Teilen.-  3. Sprachkunst, um die es hier vornehmlich geht, ist in meinem Modell GELB. Die Literatur besteht ebenfalls (und traditionell) aus drei großen Bereichen: aus der Dichtkunst [Lyrik – auch Poesie], aus erzählenden Texten [Epik] und aus der Theater-Kunst [dem Drama] . . .
7. VIOLETT: Der Tanz entsteht aus besonders rhythmischer Musik und aus erdachten oder vorgegebenen Tanzschritten, die auf der Tanzfläche (wie auf einer großen Bildfläche) als lineare Figuren erscheinen und die von menschlichen Körpern (Plastik) gestaltet werden (Choreografie) [eine Grafik (auch: Graphik) ist das (in Linien) gezeichnete Bild, das der Choreograf für den Tanz entwirft [auf Papier/auf einer Fläche/Tanzfläche]. – GRÜN: Ein Lied besteht aus zunächst nur einer Melodie, einer Tonfolge (Musik); und jedes Lied besitzt auch einen Text, der gesungen wird, Lieder sind eine bestimmte Form ‚gesungener Dichtung‘, die eine Gattung der Literatur ist. – BRAUN: Eine andere Literaturgattung ist das Drama, das als Theaterstück (mit bewegten und kostümierten Schauspielern in einem Bühnenbild  –  Kunst) dem zuschauenden Publikum dargeboten wird.
8. Kunst kommt (auch) von Können
9. Nicht erst seit Joseph Beuys (1921 – 86) spricht man von einem offenen Kunstbegriff. Das Kunsthandwerk und das Kunstgewerbe (Holzschnitzer, Goldschmiede, Teppichweber usw.), haben den Kunst-Begriff immer weiter geöffnet. Eine bedeutende Wende trat mit der weltweit ersten Kunst-Hochschule ein, dem 1919 gegründeten BAUHAUS, in der nicht nur die ganz moderne Kunst gelehrt wurde, sondern auch die Studienfächer Architektur, Handwerkliches Gestalten, Kunsthandwerke, Tanz, Schriftgestaltung, Theater und Poetik und damit auch die Sprachkunst. Das Bauhaus gilt heute als heute als das Institut, das die Gebrauchskunst, das Design erstmals in die künstlerische Ebene erhoben hat. 1933 verbot Hitler diese entartete Kunstakademie, die Professoren erhielten Arbeitsverbot, sie flohen, wie viele andere Künstler und Wissenschaftler, nach USA. Viele erlangten dort internationalen Ruhm
10. Freie Kunstnatürlich auch Freie Sprachkunst – berührt unsere Gefühle am meisten, die Ästhetik steht im Vordergrund. Freie Kunst kann man eigentlich nur genießen, bestaunen – oder ablehnen („Kunst – natürlich auch Sprachkunst ist Geschmacksache.„) Und der Wert dieser weltberühmten, einmaligen Werke ist unbestritten. – Niemand sollte sich einbilden, die Qualitäts-Zeugnisse von tausenden und abertausenden von Fachleuten aus zurückliegenden Jahrhunderten oder aus der aktuellen Kunstwissenschaft durch eigene Besserwisserei (und Werturteile) einfach beiseite wischen zu können. Das wäre noch dummer, als Schiedsrichter-Entscheidungen zu ignorieren
11. Ich erspare Ihnen die lexikalischen Satz-Ungetüme, die Kultur möglichst kurz erklären wollen; Sie können sich weiter unten bei der Abb. 114 Ihre eigenen Gedanken machen ….
12. indigene Sprachen sind hilfsbedürftige, vom Untergang bedrohte  Sprachen
13. Von den derzeit bekannten 197 Staaten unserer Erde sind 195 eingetragene Mitglieder der UNO und damit der UNESCO, die alle weltweit überragenden Errungenschaften aus den oben genannten Bereichen und alle überragenden Naturdenkmäler würdigen und unseren Kindern, der „Nachwelt“ erhalten wollen, – wenn sie erhalten bleiben soll; denn nur so ist sie heute ja noch erkennbar, nur so ist sie auch für uns ein Stück Kultur.  –  Nachtrag: Wenn heute, am 13. 10. 2017, zwei Staaten aus dem Weltbund der 197 austreten, sind es nicht die Menschen dieser Staaten (die darauf verzichten, alle die „Schätze“ dieser Welt für ihre Kinder zu bewahren), es sind nur zwei z. Zt. etwas verwirrte Staatsführer.  –  Was meinen Sie?
14. Kultur  konkret – ein Überblick: Die meisten Deutschen machen sich  nur ein „unscharfes“ Bild von Deutschland. Aber es fällt doch auf, dass „unser Land“ mehr und mehr auch zu unserem Urlaubsland wird, auf  jeden Fall aber auch von uns allen gern und häufig bereist wird: Wir verreisen gern, besuchen uns gegenseitig. Wir mögen auch, wie unser Land aussieht, wir genießen die vielen, unterschiedlichen Deutschen Landschaften und was sie uns anbieten: alle möglichen Veranstaltungen, die vielen verschiedensten Events, Volksfeste, die großen Märkte, Konzerte, Open-Airs, Theateraufführungen und Musicals, die  Ausstellungen und Museen zur Naturgeschichte, zur Weltgeschichte, Deutschen und Heimat-Geschichte, zur Technik und zur Kunst; ach ja: Wie in der Kunst längst nicht nur die „alten Meisterwerke“ an erster Stelle stehen, sondern moderne und ganz aktuelle Werke Anerkennung und Achtung finden, gehören in der Musik längst auch Unterhaltungs-, Schlager-, Rock- und Jazzmusik zur Gegenwartskunst und -Kultur. Das alles können wir „erleben“.  Und die regelmäßigen oder besonderen Sportveranstaltungen auf lokaler, regionaler, bundesweiter oder internationaler Ebene für alle möglichen Sportarten. Und für alle Interessenlagen finden sich Gruppen und Vereine, allein für sportliche Aktivitäten existieren bei uns über 90.000 eingetragene Vereine, mit allen Vereinsinhalten zusammen sind es mehr als 600.000 „eingetragene“, d.h.: offizielle Vereine. Vergessen wir nicht, was auch heute noch gute Familien-Tradition ist: dass man gern gemeinsam spazieren geht, sonntags, nach Feierabend, zu den o. gen. Veranstaltungen oder einfach in den Park oder sonntags auch in die Kirche, in den Zoo, mit der Familie, mit Freundinnen und Freunden, in der Clique, „um die Häuser“ oder man fährt „ins Blaue“. Das machen junge Leute, Fahrrad-Clubs, Senioren-, Hunde-Clubs, Schulklassen oder Kita-Gruppen. Man genießt die „frische Luft“ – und natürlich auch den „Bummel“ durch die Städte: Hauptstädte, Großstädte, Kleinstädte, neue Stadtviertel, alte, idyllische Dörfer. Nicht zu vergessen: Die Informations- und Unterhaltungskultur durch unsere staatlichen und privaten Fernsehsender, Radiosender und die Presse (Printmedien) – alles SEHEN – HÖREN – LESEN. –  Wir beteiligen uns an vielen dieser Veranstaltungen, wir machen mit, wir helfen, wir spenden, wir sind aktiv oder wir applaudieren oder wir beteiligen uns kritisch;  denn das ist alles nur in einer, in unserer Demokratie möglich! Und die staatlichen sozialen Einrichtungen nenne ich nur der Vollständigkeit wegen: Zahllose Krankenhäuser, Spezialkliniken, Pflegeheime und -Verbände, Betreuungs-Ämter, Kindertagesstätten, Fürsorgestellen, Altenheime, Therapie-Zentren und ein gut funktionierende Schulsystem für Allgemeinbildung, Berufsbildung und die berufliche Aus- und Weiterbildung aller Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen . . .